Review

Vorab: ein guter und mutiger Schweizer Film, wie erwartet, aber um mich zu schocken (man hörte ja einiges in den Medien), brauchts schon etwas mehr - das Furchterregenste hier fand ich noch den bleichen Schwabbelarsch von Andrea Zogg ...
Für mich nicht überraschend, dass ein junger, kommerziell orientierter Schweizer Regisseur wie Michael Steiner auf den "Sennentuntschi"-Stoff gekommen ist, der urschweizerische Elemente mit reichlich Zündstoff verbindet und in den frühen 80ern in einem fürs TV produzierten Theaterstück schon einmal für einen handfesten Skandal gesorgt hat (bloss weil damals ein paar Mal "vö*le" und dergleichen gesagt wurde; es gab 1989 übrigens auch eine deutsche Verfilmung - "Sukkubus" -, aber die kennt keine Sau.. ) Und als "Sennentuntschi" aufgrund von Liquiditätsproblemen 2 Jahre lang nicht fertiggestellt werden konnte, hatte auch diese Verfilmung schon im Vorfeld der Veröffentlichung ihren "Skandal" inne.
Steiner inszensiert die Sage, die Anleihen bei "Frankenstein" und dem "Zauberlehrling" hat, wie einen Heimatfilm, mit klaren Bildern, teils etwas behäbig, und fügt visuelle "Kunststückchen", die er mühelos beherrscht, richtig dosiert nur dort ein, wo nötig. Heraus kommt eine spannende, zeitlich verschachtelte (aber nicht unübersichtliche) Mischung aus Drama, Krimi, Thriller und sogar ein wenig Horror, wobei letztere Elemente von Genre-Freunden durchaus als "Exploitation" gedeutet werden können (erkenne ich hier sogar eine Referenz an "Ein Zombie hing am Glockenseil" ..?!) Der phantastischen Geschichte der zum Mensch gewordenen Puppe wird dabei eine logische Erklärung gegeben - und doch bleiben Reste von Ambivalenz, Zweifel und Mystik.
Andrea Zogg (in den frühen 90ern der Kommissar des Schweizer "Tatort") reisst als durchgeknalllter Bauernlümmel an der Grenze zum Over-Acting alle Aufmerksamkeit an sich. Die anderen bleiben Stichwort-Geber, funktionieren aber in ihren Rollen. Die wirklich hübsche Französin Roxane überzeugt in ihrer vor allem ästhetischen Funktion des verführerischen "Geschöpfs" - aber warum finden sich für solche Rollen eigentlich nie unbekannte Schweizer Schauspielerinnen ..?
Fazit; spannend, visuell ansprechend, wie vom alles dominierenden Hollywood-Kino gewohnt, und doch sehr Schweizerisch, mutig obendrein - solche Schweizer Filme möchte ich gerne öfters sehen. Michael Steiner, mittlerweile bei Constantin Film unter Vertrag, ist sicher noch für weitere Überraschungen gut.
Eine hochdeutsche Synchron-Fassung von "Sennentuntschi" ist übrigens schon länger angekündigt ...

Details
Ähnliche Filme