Roger Greenberg (Ben Stiller) ist Anfang 40, hat gerüchtehalber gerade einen Nervenzusammenbruch hinter sich und kommt von New York nach Los Angeles um auf Haus und Hund seines Bruders aufzupassen während dieser mit Familie in Urlaub ist.
Kaum angekommen beginnt der ziemlich orientierungslose Roger eine halbherzige Affäre mit Florence (Greta Gerwig), der Assistentin seines Bruders, versucht wieder Anschluß an seine alten Freunde zu bekommen und muß feststellen, dass sich diese längst weiterentwickelt haben, während er eigentlich noch immer wie ein Mittzwanziger planlos durchs Leben zieht.
Einzig Florence, die auch eine Aussenseiterin ist, hält am Ende noch zu Roger. Haben die beiden eine Zukunft...?
„Greenberg“ von Regisseur Noah Baumbach ist ein sehr zwiespältiger Film geworden. Entweder man findet ihn genial oder hält ihn für komplette Zeitverschwendung. Ausschlaggebend für die jeweilige Beurteilung ist ganz entscheidend die jeweilige Lebenseinstellung des Zuschauers.
Das Script zeigt uns Greenberg als einen ziellos durch das Leben stolpernden Menschen, der den Zug in ein verantwortungsbewusstes Leben vor langer Zeit schon verpasst hat. Seine Hauptaktivität besteht darin sich selbst leid zu tun, sinnlose Beschwerdebriefe an irgendwelche Firmen zu schreiben und die ewig gleichen Rituale der Vergangenheit abzuspulen.
Da während der ganzen Spielzeit nicht wirklich viel passiert ist man in nahezu epischer Breite diesem Roger Greenberg und seiner Dummschwätzerei ausgesetzt. Kann man mit solchen Leuten und deren Lebenseinstellung nichts anfangen, so wie ich, dann dürfte klar sein, dass die etwa 105 Spielminuten eine wahre Geduldsprobe für den Zuschauer sind. In meinem Falle fand ich den Film nicht nur langweilig, sondern auch noch höchst ärgerlich.
Gerade die Tatsache, dass ich mich ärgerte spricht aber absolut für den Film. Zeugt dies doch davon, dass hier alles richtig gemacht wurde. Die Charakterisierung der Titel-Figur, die schauspielerische Umsetzung, die ganze Atmosphäre....alles wie im richtig Leben!
Man darf sich aber fragen, ob man diese, einen tagtäglich umgebende Oberflächlichkeit und Leere auch noch auf Zelluloid bannen musste.
Ben Stiller spielt abseits seiner üblichen Komödienrollen wirklich gut, wirkt nie aufdringlich in seinem Spiel, schafft es gewisse Nuancen im Charakter des Greenberg zu transportieren und die Figur im allgemeinen auch nicht unsympathisch darzustellen. Trotzdem kann ich persönlich solche Menschen absolut nicht ab und deshalb ist die Figur auch ein absolut rotes Tuch für mich.
Was mich aber wirklich auf die Palme brachte, sind die Dialoge, die leider sehr echt und realistisch sind. Geradezu typischerweise ist das meiste dieses Geschwätzes absolut sinnfrei und gnadenlos oberflächlich, frei nach dem Motto „Besser Unsinn geredet als einfach geschwiegen“.
Wie bereits eingangs gesagt, hat der Film ein gewisses Potenzial, sein Publikum zu spalten. Da ich persönlich beruflich mit einer Menge ähnlich veranlagter Menschen wie eben „Greenberg“ zusammentreffe und mich deren Art schon sehr oft an den Rand der Verzweiflung brachte, habe ich eine gewisse Aversion gegen sie entwickelt, weshalb der Streifen bei mir auch nicht allzu gut ankam. Menschen, die vielleicht nicht dieselben Erfahrungen wie ich gemacht haben, können dem Film vielleicht anhand der gelungenen Charakterstudie noch etwas abgewinnen. Diejenigen, die einfach nur gut unterhalten werden wollen, sind hier aber definitiv falsch!
Fazit: Wenn man mit den vielen „Greenbergs“ dieser Erde klar kommt, dürfte der Film passabel unterhaltsam sein. Ist dies nicht der Fall, dann sollte man sich den Film ersparen, ausser man ist eindeutig masochistisch veranlagt!