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ACHTUNG! SPOILER!

Auf einer abgelegenen Insel irgendwo in Mittelamerika treibt während des Zweiten Weltkriegs der Wissenschaftler Dr. Sangre sein Unwesen. Mit Hilfe von Zombies, die er durch Voodoo-Rituale zum Leben erweckt, versucht er, einem amerikanischen Admiral Staatsgeheimnisse zu entlocken, um diese an die Nazis zu verraten. Dank zweier mutiger US-Agenten und ihrem Schwarzen Butler scheitert er jedoch und er wird am Ende Opfer der von ihm geschaffenen Kreaturen.

Mit KING OF THE ZOMBIES versuchte man sich beim Billigstudio Monogram Pictures, an die sehr erfolgreiche Gruselkomödie „The Ghost Breakers“ (1940) von Paramount anzuhängen. In diesem Film spielen Bob Hope und Paulett Goddard die Hauptrollen, ihnen zur Seite steht der auf komische Nebenrollen abonnierte Afroamerikaner Willie Best. In einem unheimlichen Schloss müssen sich die drei u.a. mit einem Zombie und geisterhaften Erscheinungen herumschlagen, wobei Best den für ihn typischen, überängstlichen Schwarzen Sidekick darstellt, wodurch es immer wieder zu komischen und absurden Momenten im Film kommt.

Für die low budget Filmkomödie KING OF THE ZOMBIES erdachten die Drehbuchautoren eine ähnliche Figurenkonstellation. Die Hauptrolle spielt dabei der wenig überzeugende John Archer, der weder als Held der Geschichte eine gute Figur macht, noch zeigt er Ambitionen, seine Rolle im Stile eines Bob Hope anzulegen. So ist allein der Afroamerikaner Mantan Moreland für die komischen Momente im Film zuständig. Moreland hatte sich im Laufe der Jahre, genau wie Willie Best, auf die Rolle des Schwarzen, ängstlichen Nebendarstellers spezialisiert und war zumeist als Chauffeur oder Diener zu sehen. In dieser Funktion war er zuständig für komische Bemerkungen und Slapstickszenen. Dass dabei immer wieder rassistische Stereotypen und Ressentiments eine Rolle spielten, liegt auf der Hand und erklärt sich u.a. aus dem Status, den Schwarze US-Bürger zu dieser Zeit in der Gesellschaft hatten (nämlich einen untergeordneten). Als es im Film z.B. darum geht, wo Moreland untergebracht werden soll, sagt der Schurke Dr. Sangre bezeichnenderweise (und zwar auf deutsch!) zu seinem Diener: „Dieser Kaffer nach unten.“

Da die Handlung des Films überaus albern ist und auch die Ausstattung und die Kameraführung wenig Anlass zu Euphorie geben, kann man sich ganz auf die Darsteller konzentrieren. Allerdings ist auch hier nicht viel zu holen. Die handvoll „Zombies“ (fünf an der Zahl) haben im Grunde überhaupt keine Funktion im Film. Sie schlurfen ein paar Mal durchs Bild, starren dabei stumpf an die Decke („With eyes that looks at you and they don't see nothin'.“ (Moreland)), sitzen in der Küche herum um ihre Suppe zu schlürfen (Dr. Sangre: „Zombies don't eat meat.“ (!!) und haben eigentlich nur die Aufgabe, Moreland zu komischen Bemerkungen anzuregen: „They are fugitives from the undertaker.“ Das Thema des Rassismus aufgreifend schreibt ein Rezensent in diesem Zusammenhang: „The [zombies] are lazy, witless drones that hang around the kitchen, waiting for food – hardly a frightening image, but quite obviously a commentary on the derogatory view white Americans had of African-American at the time.“ (Vuckovic: 41) Als Moreland aus seiner von Dr. Sangre verhängten Zombie-Hypnose erwacht stellt er erleichtert fest:  „I just got de-zombified!“ 

Neben Moreland verblassen (sorry!) die weiteren Darsteller des Films weitgehend. Dem formalen Helden John Archer wurde der ebenso unscheinbare Dick Purcell als dessen Kumpel „Mac“ zur Seite gestellt, der dem Film aber auch keinen zusätzlichen Schwung bringt. In der zunächst etwas undurchsichtig angelegten Rolle als Nichte von Dr. Sangre ist Joan Woodbury zu sehen, die über den Status einer Stichwortgeberin aber kaum hinauskommt. Das beste aus ihren kleinen Rollen machen da noch Marguerite Whitten als Hausmädchen, Leight Whipper als skurriler Diener Momba und Madame Sul-Te-Wan als kichernde Köchin, die sich auch auf Voodoo-Rezepte versteht. Der Bösewicht des Films wird von Henry Victor verkörpert, allerdings fehlt ihm das für die Rolle angemessene pompöse Gehabe, wie es vielleicht ein Bela Lugosi eingebracht hätte, der ursprünglich für die Rolle vorgesehen war. Zudem leistet sich Victor zwei kleinere aber nicht zu überhörende Versprecher.

So kommen wir nochmal auf Mantan Moreland zurück, der hier in einem seiner besten Filme zu sehen ist und zahlreiche komische Bonmots zum Besten gibt. Als er mit Purcell die Insel durchstreift, hören sie plötzlich bedrohliches getrommel. Purcell: „What does it sound like to you?“ Moreland: „I don't know, but it ain't Gene Krupa!“ Als ihm Samantha den Vorwurft macht: „You didn't see those zombies, you just think you did.“ erwiedert er konsterniert:  „I don't think that good!“ Die herausgehobene Stellung von Moreland in diesem Film wird auch von verschiedenen Rezensenten betont. So schreibt Don Leifert: „Despite it's crazy plotline, much of [the films] appeal lies in the comic antics of Mantan Moreland." (Leifert: 15) Und Bryann Senn bemerkt: „The one true highlight of [the film], and the only reason to watch, is Mantan Moreland. […] Here he is at his best.“ (Senn: 46)

Die deutsche Fassung des Films ist leider nicht sehr gelungen (Deutsche Bearbeitung: das studio gmbh). Die Synchronisation verfügt über keinerlei Atmosphäre und die deutschen Sprecher agieren auf sehr niedrigem Niveau. So gehen auch die meisten Gags von Moreland komplett verloren. Zudem wurde die original Filmmusik von Edward Kay durch einen neuen, elektronisch erzeugten und absolut beliebigen Score ersetzt.   Der Witz (?) dabei ist, dass die Originalmusik für einen „Oscar“ (!) nominiert worden war, neben Filmmusik von solchen Größen wie Bernard Herrmann, Max Steiner und Franz Waxman!

So ist KING OF THE ZOMBIES eine leidlich unterhaltsame Grusel-Komödie aus den 40er Jahren, die wohl nur für unverbesserliche Nostalgiker und eingefleischte Zombie-Komplettisten zu empfehlen ist. Der latente Rassismus und die heute teils antiquiert, teils diffamierend wirkenden Gags helfen dem Film natürlich auch nicht weiter. Wie schreibt Michael Weldon doch so treffend: „...an outstanding example of inept wartime horror... Not to be missed.“ (Weldon: 405)

JEAN YARBROUGH (1900 - 1975) der Regisseur des Films, begann seine Karriere in der Branche bereits 1922 und arbeitete zunächst als Ausstatter und Regie-Assistent. Seit etwa Mitte der 30er Jahre war er als Regisseur (und gelegentlich auch als Produzent) hauptsächlich für „Monogram“ und „Universal“ tätig, überwiegend im low-budget Bereich. Er inszenierte diverse Komödien mit „Abbott und Costello“ und u.a. die folgenden Filme: „The Devil Bat“ (1940), „House of Horrors“ (1946), „The Brute Man“ (1947), „The Creeper“ (1948) (alle drei mit Rondo Hatton) sowie „Hillbillies in a Haunted House“ (1967), einer seiner letzten Arbeiten. Ab etwa Mitte der 50er Jahre bis zu seinem Tode inszenierte Yarbroug zudem Episoden für diverse TV-Serien. Die IMDb listet rund 130 Regiearbeiten.

MANTAN MORELAND (1902 – 1973) war seit den frühen 30er Jahren laut IMDb in rund 130 Filme und TV-Episoden zu sehen, zumeist in Nebenrollen. Seine bekannteste Rolle war wohl die des Chauffeurs Birmingham Brown in 15 „Charlie Chan“ Filmen. Daneben war Moreland aber auch in zahlreichen Hauptrollen zu sehen, allerdings in Filmen, die ausnahmslos mit Schwarzen Darstellern besetzt waren und von Schwarzen Produzenten und Regisseuren für ein Schwarzes Publikum hergestellt wurden. Dieser nicht unerhebliche Teil der amerikanischen Filmgeschichte ist heute weitgehend unbekannt. Zu Morelands Filmen in dieser Kategorie gehören z.B. „Harlem on the Prairie“ (1938), „Crooked Money“ (1940), „Mantan Messes Up“ (1946), „Mantan Runs for Mayor“ (1946), „Come on, Cowboy!“ (1948), „She's Too Mean for Me“ (1948) oder „The Dreamer“ (1948). Dies waren zum Teil Filme, die dem Darsteller auf den Leib geschneidert waren.
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Ausführliche Zusammenfassung der Handlung:

Auf der Suche nach dem verschollenen Navy-Admiral Wainwright (Guy Usher) gerät ein amerikanisches Suchflugzeug während des II. Weltkriegs aufgrund eines falschen Funkspruchs vom Kurs ab und der Pilot James „Mac“ McCarthy (Dick Purcell) verursacht eine Bruchlandung auf einer abgelegenen Insel in Mittelamerika. Die drei Passagiere McCarthy, der Funker Bill Summers (John Archer) und ihr afroamerikanischer Butler Jeff (Mantan Moreland) überleben den Crash ohne größere Blessuren. Als sie die Insel erkunden, stoßen sie schon bald auf ein größeres Haus. Dort lebt ein Flüchtling aus Europa, ein gewisser Dr. Miklos [df = Michael] Sangre (Henry Victor) zusammen mit seiner Frau Alyce (Patricia Stacey), seiner Nichte Barbara Winslow (Joan Woodbury) und einigen einheimischen Bediensteten. Sangre bestreitet, dass der Funkspruch aus seinem Haus gekommen sei, er habe gar keine Funkanlage. Während Sangre die Zimmer für Mac und Bill herrichten lässt, besteht er darauf, dass Jeff bei den anderen Bediensteten untergebracht wird. Sangre's Diener Momba (Leigh Whipper) führt Jeff in den Keller des Hauses, wo die Küche eingerichtet ist. Hier trifft Jeff auf die junge Haushaltshilfe Samantha (Marguerite Whitten) und die schrullige Köchin Tahama (Madame Sul-Te-Wan). Von Samantha erfährt Jeff, dass Dr. Sangre mit Voodoo-Praktiken experimentiert. Zum Beweis ruft Samantha zwei unheimliche Gestalten in die Küche, die befremdlich in die Gegend starren und langsam durch den Raum schlurfen. Die beiden Geschöpfe seien lebende Tote, Zombies, so Samantha zu Jeff. Der ist zu Tode erschrocken und stürzt aus der Küche in das Zimmer von Mac und erzählt ihm, was er gesehen hat. Aber weder Mac noch Bill glauben ihm die Geschichte und auch Dr. Sangre gibt sich völlig ahnungslos.
Beim Abendessen lernen die Besucher schließlich Sangres Frau Alyce kennen, die geistesabwesend wirkt, die Folgen einer seltsamen Krankheit, so Dr. Sangre. Schließlich treffen die Besucher auch noch Sangres Nichte Barbara, eine sympathisch wirkende junge Frau, die Alyce betreut.

Bald darauf wird Jeff von Dr. Sangre hypnotisiert, so dass er glaubt, selbst ein Zombie zu sein und er gesellt sich daraufhin zu den anderen Zombies.
In der Nacht geistert Alyce Sangre schlafwandlerisch durch das Haus, und Mac und Bill hören ein seltsames Summen und vermuten, dass sich doch eine Funkstation im Haus befindet. Die beiden Männer werden nun neugierig und erkunden getrennt die Insel. Während Bill das Haus durchsucht, taucht Mac nach einiger Zeit verletzt und erschöpft wieder im Haus auf. Der herbeigerufene Arzt Dr. Couillie (Lawrence Criner) stellt fest, das Bill bereits seit vielen Stunden tot ist. Etwas später ist Mac verschwunden.

Schließlich zeigt Dr. Sangre sein wahres Gesicht: Er Arbeitet als Spion für die Nazis! Er hat den verschollenen Admiral Wainwright auf die Insel gelockt, hypnotisiert und in einem Verlies festgesetzt. Schon länger versucht er, mit einem Voodoo-Zauber, den Tahama gegen Wainwright anwendet, geheime Informationen von Wainwright zu erpressen, bisher aber ohne Erfolg.
Nun beginnt Sangre mit Hilfe von Tahama eine weitere Voodoo-Zeremonie, um diesmal den Geist von Wainwright in den Körper von Barbara zu übertragen. Samantha ist es indessen gelungen, Jeff aus seiner Hypnose zu wecken. Bill dringt daraufhin zusammen mit Jeff in den Keller ein und sie unterbrechen die Zeremonie. Es gelingt ihnen, den zum Zombie gewordenen Mac aufzuwecken und unter seiner Führung attackieren die anderen Zombies nun Dr. Sangre. Der stürzt in eine Feuergrube und findet den Tod. Seine Macht über die Zombies ist gebrochen. Der wieder zu sich selbst gekommene Admiral Wainwright hat bereits die Küstenwache informiert und Hilfe ist unterwegs...

Aus der Werbung (Plakat):
Human Sacrifices!
Savage Torture!
Voodoo Rites!
Blood-chilling revelations of the weird cult that practices its black magic in the impenetrable jungles of Central America!

Literatur:
Senn, Bryan: Monogram Pictures, Filmfax No. 61, June/July 1996
Leifert, Don: Monogram Pictures, Filmfax No. 15, May/June 1989
Vuckovic, Jovanka: Zombies! An Illustrated History of the Undead, Ilex-Press, GB 2011
Weldon, Michael: The Psychotronic Encyclopedia of Film, 1983

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