Review

Kann mich den Reviews bisher, die diesen Film als relativ mittelmäßig ansehen nicht anschließen. Er bescherte mir einen wundervollen Abend vor dem Bildschirm und fesselte mich von Anfang bis zum Ende.

Der Film greift die Urgewalt aller Ängste auf um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen - den Tod. Mysteriös, geheimnisvoll und doch voller Zauber zeigt er in atmosphärisch dichten Bildern womit sich jeder Mensch wohl in seinem Leben einmal befassen wird. Nämlich der Frage ob es nun tatsächlich ein Leben nach unserem Übergang ins Jenseits gibt oder ob das Leben schwindet wie eine leuchtende Flamme, die einen finsteren Raum beleuchtet um diesen letztendlich der Dunkelheit zu überlassen. Auch stellt der Film den Zuschauer die heikle Frage ob der eigene Tod denn nun wirklich ein derartiges Unheil anrichten würde, unter dem Aspekt, dass obwohl man lebt seine Tage so verbringt als wäre man geistig schon lange gestorben...

After.Life erzählt die Geschichte der jungen Anna (Christina Ricci), welche von schweren Depressionen und albtraumhaften Visionen gequält wird. Nach einem Streit, bei einem gemeinsamen Abendessen mit ihrem Freund Paul (Justin Long), flüchtet sie aus dem Restaurant und gerät auf der Fahrt nachhause in einen schweren Verkehrsunfall. Sie wacht in einem Leichenschauhaus auf und wird von dem Bestattungsunternehmer Elliot Deacon (Liam Neeson) darauf aufmerksam gemacht, dass sie tot ist und das nur er die Gabe besitze, die Toten auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Nach anfänglicher Skepsis vertraut sie ihm und beugt sich ihrem Schicksal. Doch liegt sie damit richtig...?

Nachdem sich die Horrorfilme in den letzten Jahren sich mehr und mehr nach dem auf Dauer ermüdendem Splatter orientierten, wartet After.Life mit erfrischendem Suspense-Horror-Thrill auf, den ich persönlich bevorzuge. Der Film ist ruhig erzählt und setzt nicht wie zig andere Filme in diesem Genre auf billige Schockeffekte, die auch nur erschreckend sind, weil sie eben derart lautstark sind und der Receiver wieder angemessen nachreguliert werden muss, damit die Nachbarn nichts von dem Getöse mitbekommen. Der Film stellt lediglich Urängste in den Vordergrund und setzt auf seine guten Schauspieler, denen es gelingt die Thematik wirklich sehr überzeugend zu vermitteln.
Die bittere Frage der Hauptfigur, ob sie denn nun wirklich so sehr an ihrem eigenen verkorksten Leben hängt, das sie zu Lebzeiten so oft verachtet hat oder ob es denn wirklich nicht besser wäre aus dem Leben zu scheiden, weil ihr die wahre Liebe ihresachtens nach verwehrt blieb, bildet eine der zentralen Fragen des Films. Diese moralische Thematik ist es dann auch, welche die Konversationen zwischen den beiden interessanten Hauptfiguren tragen.

Auch die Auflösung des Films, ohne diese vorweg zu nehmen, ist durchaus als gelungen zu betrachten und beendet den Film auf eine Weise, die ihn diskussionswürdig machen. Dennoch ist gerade das Ende ein wenig vorhersehbar, da gerade im Mittelteil des Films ziemlich viele Hinweise verstreut werden. Auch Logikfehler ziehen die Bewertung dann doch ein wenig zurück auf den Boden. Gerade in der Szene, in der Anna in der Leichenhalle eingesperrt wird, obwohl sie sich den Schlüssel angeeignet hat und demnach von Elliot nicht hätte eingesperrt werden können, machen ein paare Schwächen im Drehbuch offensichtlich. Nur dient diese Szene offensichtlich nur der Spannung und ist auch nicht schwerwiegend störend.

Die Hauptdarsteller machen ihre Sache wirklich Klasse. Gerade Liam Neeson überzeugt als geheimnisvoller und charismatischer Bestattungsunternehmer und zeigt einmal mehr, dass er ein Gespür für gute Rollen hat. Auch Christina Ricci, die ich liebend gerne auch häufiger auf der Leinwand sehen wollen würde, macht ihre Sache durchaus sehr gut und überzeugt als tragische Figur, die Zerbrechlichkeit und Ängste zur Schau stellt. Auch finde ich sie persönlich durchaus attraktiv.
Mit einer etwas schwächeren Leistung wartet Justin Long auf, dessen emotionale Figur lieber von jemandem gespielt hätte sollen, bei dem die mimische Ausstrahlung und Darstellung besser ausgeprägt ist, dennoch geht er in Ordnung und ist noch lange kein Totalausfall.

Lang ist es her, dass mir nach einem Horrorfilm klar wurde, dass ich soeben einen guten Film beäugt habe. Und ich persönlich würde mich über eine anhaltende, positive Entwicklung in diesem Genre durchaus freuen...

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