069: Unser Dorf wird verkabelt
Spencer und Elvis begrüßen die Zuschauerschaft diesmal mit Schutzhelmen auf den Köpfen. Der Grund: Das ganze Dorf soll Telefonanschlüsse bekommen, zwecks Verkabelung wimmelt es regelrecht vor Baustellen. Spencer und Elvis sind jedoch in erster Linie für die Planung zuständig, die Bauarbeiten nehmen ausgerechnet der zierliche Kasimir und Jungdrache Poldi vor. Interessant ist zudem, dass offenbar nicht die Verkabelung des Visophons genutzt werden kann, sondern ein davon unabhängiges neues Kabelnetz verlegt werden muss. Überhaupt gilt das Telefon in dieser Episode als fortschrittlich dem Visophon gegenüber, was darin begründet sein dürfte, dass lediglich vom Studio aus die Dorfbewohner anvisophoniert werden können, sie von zu Hause aus jedoch keine eigenen Visophonverbindungen herstellen können. Der Aufwand dafür wäre anscheinend enorm, weshalb man auf das lediglich Ton, aber kein Bild übertragende Telefon zurückgreift. Darauf freuen sich fast alle, außer Nepomuk, der alte Brummbär: Dieser will gar kein Telefon, versucht sich, gegen die lärmenden Buddelarbeiten auf dem Schlossplatz – laut Dorfverordnung Dorfeigentum – zu wehren und sabotiert sie sogar, sehr zu Kasis Leidwesen, der einen Schwächeanfall erleidet. Mona hingegen ist in Sorge, dass ihre Zwillingsschwester Lisa das gemeinsame Telefon nutzen wird, um ständig mit ihrem Lexi zu sprechen und sie „nie Anschluss kriegen“ werde. Poldi kommt unterdessen einfach nicht dazu, die notwendigen Kratersprengungen vorzunehmen, führt sich aber als Sprengmeister auf und blockiert die ganze Straße, sodass niemand mehr durchkommt. Sicherheit geht eben vor, auch wenn sich die durch Minifeuerwerk umgesetzten Sprengungen letztlich als minimal erweisen. Dadurch kommen die Quietschbeus zu spät zu ihrem eigenen Auftritt, in dessen Rahmen sie ihr Telefonlied aufführen – ein Highlight ihrer Karriere, das Jahre später in Episode 260 wiederholt wurde. Zum im wahrsten Sinne des Wortes Running Gag dieser Folge avanciert Nepomuk, der von Telefonanschluss zu Telefonanschluss eilt, um wichtige Mitteilungen zu übermitteln und schließlich einsieht, dass er wohl doch auch selbst ein Telefon benötigt. Damit liefert diese Episode nicht nur Einblicke in die verschiedenen, mit einem solchen Mammutprojekt zusammenhängenden Aufgabengebiete von der Planung bis zur Umsetzung, sondern veranschaulicht auch, wie schnell sich Kommunikationsmedien verbreiten und auch der letzte Verweigerer irgendwann einsehen muss, nicht mehr ohne auszukommen, wenn sie sich erst einmal auf breiter Front durchgesetzt haben. Wie wir wissen, bevorzugten die Dorfbewohner(innen) zukünftig dann aber doch weiterhin den persönlichen Kontakt von Angesicht zu Angesicht – manchmal ist solch eine „neue“ Technologie eben auch nur ein kurzer Hype…
070: Wahlkampf
Diese Episode beginnt direkt nach Spencers Begrüßung mit einem Quietschbeus-Song über die Nacht – und dieser wird sogleich Stein des Anstoßes, denn sie singen nicht nur über die Nacht, es ist auch nachts, und die Sangesbarden legen einen feisten Freiluftauftritt an der Dorfkreuzung hin. Lulu und Elvis, die Bewohnerin und der Bewohner des Eisenbahnwaggons, werden dadurch ihrer Nachtruhe beraubt. Und was Lulu mit Fassung trägt, verleitet Elvis dazu, das Spektakel zu sabotieren, indem er kurzerhand die Lampe am Wegweiser ausknipst. Lulu nennt ihren blauen Liebhaber daraufhin einen Spießer, doch was nach Wiederaufnahme und zwischenfallfreier Beendigung des Liedguts viel schwerer wiegt: Die von Elvis initiierte Dunkelheit führt zu Stolpereien und Beinaheunfällen der Passanten. Alle Dorfbewohnerinnen und -bewohner kreuzen daraufhin bei Spencer im Studio auf, um ihren Unmut kundzutun. Der gute Spencer jedoch ist genervt und fordert die Runddörfler dazu auf, erst einmal einen Dorfsprecher zu wählen. Die Folge ist ein kontrovers geführter Wahlkampf unterschiedlicher Parteien… Parteienwahlkampf im Mikrokosmos des Spencer-Dorfs, ausgelöst durch eine Nachtsendung! Auf einmal sind sie alle mopsfidel, verschiedene Fraktionen bilden sich, stellen sich zur Wahl und rühren kräftig die Werbetrommel in eigener Sache. Der ganze Trubel geht mit seinen zahlreichen Anspielungen auf reale unschöne Systembegleiterscheinungen wie Korruption oder Populismus locker als Politparodie bzw. -satire durch und bereitet die junge Zuschauerschaft schon einmal darauf vor, was sie später als mündige Bürgerinnen und Bürger zu Wahlkampfzeiten erwartet. Über Sieger und Verlierer wird an dieser Stelle nichts verraten. Was jedoch an dieser köstlichen Episode irritiert: Weshalb plant Spencer mir nichts, dir nichts eine Nachtausgabe und bucht die Quietschbeus für ein musikalisches Stelldichein zu nachtschlafender Zeit, ohne dies mit den Anwohnerinnen und Anwohnern abzusprechen oder es ihnen wenigstens anzukündigen? Vielleicht ist es ganz gut, dass nach und nach demokratische Prozesse im Dorf Einzug halten… Gewöhnungsbedürftig ist übrigens auch Kasimirs andere Synchronstimme, die jedoch glücklicherweise die Ausnahme bleiben sollte.
071: Elvis weiß nicht wohin
Spencer plant eine Überraschung für die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner. Der neugierige Elvis will unbedingt wissen, worum es sich handelt und reagiert ungehalten, als Spencer ihm nichts verrät. Angefressen verlässt er sogar das Studio und begibt sich zu seiner Lulu in den Eisenbahnwaggon. Doch wer hätte das gedacht: Auch sie möchte ihren Mitpuppen eine Überraschung bereiten und ganz wie Spencer benötigt sie ebenfalls Bucheckern, Eicheln und Kastanien dafür! Doch Elvis denkt gar nicht daran, sie für Spencer oder Lulu zu sammeln. Stattdessen entbrennt auch hier ein Streit und Elvis zieht beleidigt von dannen – bzw. zurück zu Spencer. Des Rätsels Lösung: Spencer und Lulu hatten dieselbe Idee, Hutzelmännchen aus den herbstlichen Baumfrüchten zu basteln. Sie beschließen, zusammenzuarbeiten. Elvis‘ Hilfe wird nicht mehr benötigt, stattdessen spannt man nun Kasimir ein und schiebt Spencer zu den Quietschbeus ab, wo er zum Mitsingen eingespannt, anschließend jedoch nicht mehr gebraucht wird und man keine Zeit mehr für ihn hat. Ein ähnliches Bild bietet sich ihm bei den Zwillingen: Mona heimgärtnert und singt ihrer Pflanze etwas vor, während Lisa Nachhilfe in Rechtschreibung bei Lexi nimmt (und sich ein älteres Publikum seinen Teil dazu denkt…). Daraufhin stimmt Elvis ein trauriges Lied über seine Situation an und verzweifelt so sehr, dass er sich sogar bereitwillig von Poldi fressen lassen würde. So weit kommt es natürlich nicht und am Ende freut er sich über seine Überraschung. Die gemischten Gefühle, die diese Episode für Elvis, der einem wieder einmal seiner Stoffeligkeit zum Trotz regelrecht leidtun kann, bereithält, scheint dann auch der finale Quietschbeus-Song zu symbolisieren: Die Band singt dem endlich friedlich im Eisenbahnwaggon schlafenden Pärchen ein Wiegenlied, dessen rockige Strophen es aufschrecken, im Refrain jedoch tatsächlich einschläfernd wirkt. Eine Folge mit viel Gesang also, die zeigt, wie man sich mit Ungeduld und übermäßiger Neugier unnötig selbst das Leben schwermacht und seinen Mitmenschen auf die Nerven fällt, aber auch, wie negativ sich (gefühlte) soziale Isolation auf den Gemütszustand auswirken kann. Geniale, scharfzüngige Dialoge inklusive diverser Beleidigungen bereiten auch älteren Zuschauerinnen und Zuschauern viel Spaß. Vielleicht wäre es besser, gewesen, die Überraschung auch für das Publikum bis zum Schluss zu bewahren, um Spannung aufzubauen. So oder so dürfte jedoch manch junger Hallo-Spencer-Fan Lust bekommen, sich selbst (oder anderen) etwas aus den genannten Naturutensilien zu basteln.
072: Ein Geschenk für Lexi
Lexis Lebenswerk, sein Nachschlagewerk „Lexiklopädie“, soll endlich gedruckt werden. Dafür steht er vor der Mammutaufgabe, die einzelnen Seiten alphabetisch zu sortieren, an der er zu verzweifeln droht und sich daher vom einen oder anderen Dorfbewohner helfen lässt – die jedoch keine wirklich große Hilfe sind. Parallel dazu arbeiten die Quietschbeus an einem Lied modernistischen Inhalts: Sie widmen sich thematisch Heimcomputern, den ratternden und piepsenden grauen Kästen, die noch ganz neu sind und technikaffine Mitmenschen faszinieren. Kurioserweise verkleidet sich Karl-Heinz für die Aufführung als Frau und schminkt sich sogar pralle rote Lippen – was vor dem Hintergrund, dass er tatsächlich von einer Dame gesprochen wird, nicht eines gewissen Augenzwinkerns entbehrt. Der Computer aus den Requisiten der Quietschbeus, der nun übrig ist, spendet Lexi nun die Hoffnung, seine Arbeit schneller und einfacher erledigen zu können – doch so schlau er auch sein mag, von dieser neuen Technik hat er keinen Schimmer. Wenig sympathisch erscheint Lexi in dieser Folge wieder mit seiner Überheblichkeit und seiner regelrecht beleidigenden Art hilfsbereiten Runddörflern gegenüber. Schließlich ist es der gute Kasi, der ihn von seinem hohen Ross herunterholt, als er per schlichtem Learning by doing mit dem Computer umzugehen lernt, während Lexi nach wie vor heillos überfordert ist. Seine eigene Nase besser nicht zu hoch zu tragen und vermeintlich Unwissende bzw. Untalentierte nicht zu unterschätzen, das ist die Moral dieser Episode, die damals die jüngsten Zuschauer erstmals für die zunehmende Technisierung der Gesellschaft sensibilisiert haben dürfte und aus heutiger Sicht besonders Computer-Freaks mit herrlich retro-charmanten Bilder aus der PC-Steinzeit unterhalten sollte und witzigerweise mit zahlreichen Fachbegriffen um sich wirft. Schade ist lediglich, dass der Ausgang ungewiss bleibt – ob Lexi dank des Computers und Kasis Hilfe seine Arbeit tatsächlich noch rechtzeitig schafft, erfährt man nicht.
073: Drachenjungfrau
Spencer begrüßt sein Publikum im Ausgehanzug und mit einem Sommerhut auf seinem kahlen Haupt. Der Grund: Das Runddorf will die Sommersonnenwende feiern (Spencer: „Alte Bräuche, wie ’ne Seuche!“). Deshalb schleppen auch die Quietschbeus ihr Equipment durchs Studio, schließlich sollen sie im Rahmen der Feierlichkeiten einen Freiluftauftritt absolvieren. Auch die anderen Dörflerinnen und Dörfler arbeiten auf Hochtouren an den Vorbereitungen des Fests, sogar das Schloss wird dekoriert – wovon Nepomuk nicht restlos begeistert ist. Nur einer verweigert die aktive Mithilfe: Jungdrache Poldi. Dafür habe er aber eine Überraschung parat, lässt er verlautbaren. Die Feier beginnt wie geplant, es wird Ringelreihen getanzt und die Quietschis steuern entsprechendes Liedgut bei. Doch als Poldi auf den Söller steigt und verkündet, man solle ihm eine Jungfrau bringen, wie es Jungdrachenbrauch sei, anderenfalls werde er alle fressen, ist die Party vorbei. Von diesem Brauch hat Poldi in der Jungdrachenschule erfahren. Die verängstigten Dorfbewohnerinnen und -bewohner gehen unterschiedlich mit der Situation um, wobei Elvis gegenüber Lulu kein Fettnäpfchen auslässt und damit für Amüsement sorgt. Dabei ist eigentlich alles harmlos: Lulu „opfert“ sich und muss feststellen, dass Poldi lediglich will, dass sie für ihn kocht. Elvis beobachtet die Szenerie, singt ein aggressives Anti-Poldi-Lied, nimmt als seinen Mut zusammen und will dem Drachen ans Leder, doch die Situation klärt sich auf und schnell ist alles wieder gut. Es ist aber seltsam, dass Poldis Verhalten einfach so akzeptiert wird und keine weiteren Konsequenzen nach sich zieht, immerhin ist die Feier im Eimer. Da überwog wohl die Erleichterung, dass alle noch am Leben sind und Poldi seinen Hunger anders gestillt hat. Dennoch hat es natürlich fatale Auswirkungen auf ein Dorfgefüge, wenn ein einzelner Bewohner derart leicht und ohne Sanktionen fürchten zu müssen die Gemeinschaft in Angst und Schrecken versetzen kann. Unter diesem Gesichtspunkt wurde die Episode, in der Kasi wieder mit einer alternativen Synchronstimme ausgestattet wurde, anscheinend nicht zu Ende gedacht. Dafür punktet sie aber mit dem Aufgreifen des heidnischen Brauchs der Sonnenwendfeier und – insbesondere aus Spencers Mund – einigem Wortwitz. Und Elvis‘ gegen Poldi gerichtete Reime lassen manch sog. Gangsta-Rapper erblassen!
074: Sensationen, Sensationen
Lexi und Elvis wollen eine Zeitung herausbringen. Die Zwillinge Mona und Lisa sollen die Anzeigenabteilung übernehmen, Nepomuk für die Fotos zuständig sein. Elvis strebt eine Karriere als Sensationsreporter an, doch ausgerechnet seine Lulu macht ihm diesen Job streitig. Der passionierte Kakteensammler Elvis will daraufhin über Kakteen schreiben, während Lexi kiloweise Abhandlungen über Insekten verfasst. Angesichts dieses Chaos steigt Spencer in die Organisation mit ein. All dies führt zu kuriosen und (nicht nur) die Presselandschaft aufs Korn nehmenden Situationen: Die Zwillinge werben bei den Quietschbeus um Anzeigen, doch die Band will lieber auf die Titelseite. Um sich interessant zu machen, tun sie anschließend Elvis gegenüber so, als würden sie gar kein Interview geben wollen – dabei wollte Elvis tatsächlich gar keines mit ihnen führen. Besser kann man die Eitelkeit einer Rockband kaum zum Ausdruck bringen – köstlich. Das hindert sie jedoch nicht daran, mit „Das war’s – wir sind jetzt Stars“ einen ihrer größten Hits zum Besten zu geben – ein Song über die Starruhmträume, der auch in einer späteren Episode noch einmal zum Einsatz kam. Als das musikalische Trio jedoch realisiert, dass Elvis lediglich Zeitungsausträger zu akquirieren versucht, werfen sie ihn hochkant heraus. Die Suche nach Sensationen gestaltet sich gar nicht so leicht, sodass Lulu den journalistischen Sündenfall begeht, Jungdrache Poldi dazu anzustiften, jemanden zu fressen! Und als sie glaubt, Kasi sei im Fahrstuhl steckengeblieben, schreibt sie gedanklich schon eine Räuberpistole über diese vermeintliche Sensation – doch da tippt der gar nicht eingeklemmte Eichkater ihr von hinten auf die Schulter… Wieder keine Story, stattdessen repariert Poldi den Fahrstuhl des Baumhauses. Spencer bringt derweil eine Extrablatt ohne Bilder heraus, während Fotograf Nepomuk noch immer nach dem perfekten Motiv sucht und alle anderen „Zeitungsmacher“ viel zu abgelenkt sind – das Chaos ist also wieder einmal perfekt. Diese sehr vergnügliche Episode warnt ebenso vor unseriösem Journalismus und zeigt kindgerecht dessen Mechanismen auf wie sie das junge Publikum dazu animiert, vielleicht einmal selbst Zeitungsreporter zu spielen – oder, wie den Verfasser dieser Zeilen, daran erinnert, sich zu seligen Kindheitszeiten selbst in die Journalistenrolle hineinfantasiert zu haben. Etwas out of character erscheint hier Lulu, die zumindest kurzzeitig tatsächlich dazu bereit scheint, für eine Story über Leichen zu gehen – oder aber ihr war klar, dass dies nicht geschehen würde und sie hat das Journalismus-Spiel einfach auch Spaß mitgespielt... Interessanterweise kocht sie am Ende wieder für Poldi, ganz so wie in der vorausgegangenen Episode. Hatte man damit evtl. einen Running Gag zu etablieren versucht, der aber bald wieder verworfen wurde?
075: Ferienzeit
Aus der Reihe fällt diese herrliche Folge, in der Karl-Gustav zunächst ganz allein im Dorf ist, weil alle anderen im Urlaub sind. So eröffnet er auch anstelle Spencers die Sendung und spricht zu den Zuschauern, bevor er eine Rohrpost nach der anderen bekommt, in denen er gebeten wird, hier und dort nach dem Rechten zu schauen. Dabei trifft er plötzlich auf Egidius Soltanelle, der seinen ersten Auftritt in der Folge „Der Fremde“ hatte und hier ausnahmsweise von Wilhelm „Elvis“ Helmrich gesprochen wird. Dem hatte es nämlich so gut bei Spencer & Co. gefallen, dass er beschlossen hat, seinen Urlaub dort zu verbringen, weshalb ihm Karl-Gustav eine Unterkunft in Nepomuks Schloss – selbstredend ohne dessen Einverständnis – improvisiert. Als dann auch Galaktika erscheint und dieselben Urlaubspläne hegt, gerät er ganz schön ins Schwitzen. Am schlimmsten jedoch wird es, als Nepomuk unabhängig von den anderen früher als erwartet zurückkehrt (der alte Brummbär hat einen Individualurlaub genossen)… Galaktika in einer ungewöhnlichen Rolle und der zweite Auftritt Egis in einer interessanterweise ganz auf Karl-Gustav zugeschnittenen Folge, der verschiedene Prince-Songs ansingt und sich sogar traut, Nepomuk zu provozieren, um Schlimmeres zu verhindern. „Ferienzeit“ handelt von übertragener Verantwortung ebenso wie von der Kraft, die in der Ruhe liegen kann und davon, wie erquickend es auch mal sein kann, für sich allein zu sein und seine Ruhe zu haben. Dadurch entwickelt diese Folge insbesondere solange ihre ganz eigene Stimmung, wie Karl-Gustav tatsächlich allein ist, was mit einer genaueren Charakterisierung des Quietschbeus einhergeht und Raum für flapsige Sprüche sowie natürlich den Spencer-typischen bietet. Bis jetzt zählt diese Folge zu meinen Favoriten.
076: Immer lässt du mich allein
Zwillingsgeschwister sind unzertrennlich, oder? Nun, nicht immer, wie diese Episode eindrucksvoll und sehr unterhaltsam beweist. Mona und Lisa wollen eigentlich gerade hopsen gehen, als Lexi seine geliebte Lisa abholt, um mit ihr gemeinsam das Gezwitscher eines seltenen Vogels auf Tonband festzuhalten. Mona fühlt sich daraufhin versetzt, als spiele sie nur die zweite Geige. Erst wird sie sauer, dann singt sie ein trauriges Lied darüber, von ihrer Zwillingsschwester alleingelassen zu werden (allerdings nur eine Strophe lang, ist eher ein Liedfragment). Da sie nicht mehr weiterweiß, ruft sie sogar Galaktika zu Hilfe. Diese kann allerdings kaum etwas ausrichten; vermutlich sollte dieser Schritt lediglich Monas Verzweiflung verdeutlichen. Die Quietschbeus wiederum wollen eigentlich mit beiden einen Song über Geschwisterliebe aufnehmen und holen Mona zu Hause ab, wobei die morsche Reling Schaden nimmt. Wie eine ausgebildete Sängerin singt Mona im Studio ihren Part ein, während Lisa und Lexi in Streit miteinander geraten, weil Lisa das Aufnahmegerät falsch bedient hat. Zurück am Hausboot glaubt sie angesichts der kaputten Reling, dass Mona ertrunken sei, und beschimpft Lexi als Mörder! Von nun an greift die allgemeine Verwirrung um sich, man sucht sich gegenseitig, rennt durchs Dorf, verpasst sich immer wieder… Die Runddorf-typischen Konfusionen eben. Das macht diese Folge zu einem besonderen Spaß für Freundinnen und Freunde des klassischen „Hallo Spencer“-Humors, wenngleich sich diesmal eigentlich liebende Figuren ganz schön heftig miteinander zanken. Aber auch das gehört eben manchmal dazu. Bleibt zu hoffen, dass Lisa die richtige Balance findet, um sowohl ihrer Schwester als auch ihrem Lexi gerecht zu werden. Und Nepomuk wird die Reling schon reparieren.
077: Krach im Studio
Spencer und Elvis sind sich ja ohnehin nicht immer ganz grün, doch so spinnefeind wie in dieser Folge waren sie sich noch nie. Dabei fing alles so harmlos an: Die Zwillinge sollten zur neuen Quietschbeus-Nummer tanzen, müssen jedoch krankheitsbedingt absagen. Spencer zieht Elvis‘ Freundin Lulu als Ersatz heran, ohne Elvis zu informieren. Dieser wollte eigentlich einen Vortrag über Insekten halten und anschließend mit Lulu durch „Feld und Flur“ gehen, wie er unablässig betont. Er ist jedoch mit den Nerven langsam aber sicher zu Fuß, weil Spencer ihn übergeht und überhaupt nicht ernstnimmt. Es entbricht ein erbitterter Streit zwischen dem Studiochef und seinem Assistenten, der darin mündet, dass sich beide gegenseitig die Freundschaft kündigen und fortan betonen, nichts mehr miteinander zu tun haben zu wollen. Selten zuvor war eine „Hallo Spencer“-Folge in diesem Ausmaße eine Parodie auf (vermeintlich) erwachsene Verhaltensmuster, wenn gekränkte Eitelkeiten und Starrköpfigkeit verhindern, dass man auf vernunftbetonte Weise einen Streit aus der Welt schafft. Stattdessen eskaliert die Situation immer weiter, so dass Elvis in einer köstlichen Szene Spencers Moderationsstuhl zerstört und sich beharrlich weigert, ihn wieder aufzuheben. Letztendlich muss die von beiden gleichzeitig herbeigerufene Galaktika es wieder richten, indem sie die beiden Streithähne zu einer Partie „Mensch ärgere dich nicht“ verdonnert. Die Dialoge sind vom Allerfeinsten („Elvis, halt du deinen…“ – „Ich halte meinen Mund, wann ich will!“ – „…halt du deinen Vortrag!“) und die Puppenspieler leisten, sowohl was die Mimik der Streitenden als auch „Actioneinlagen“ wie Elvis‘ Zerstörungswut betrifft, Großartiges. Einer der Höhepunkte der Serie!
078: Was rumpelt und pumpelt im Krater herum?
Vergesst alle Katastrophenfilme, denn im Spencerdorf rumpelt und pumpelt es besorgniserregend in Poldis Krater und versetzt die Bewohner in Angst und Schrecken! In Sorge vor einem bevorstehenden Vulkanausbruch evakuieren sie das Dorf… Findigen Zuschauern ist natürlich sofort klar, dass die angstverursachende Geräuschemission mit Poldis Aufräumarbeiten unter Tage zusammenhängt, zumal er als einziger vorgibt, nichts dergleichen zu vernehmen. Der Unterhaltungsfaktor dieser Folge generiert sich aus dem Spaß an der aufgeregten Hysterie der Dorfbewohner, wohlwissend, dass diese vollkommen unbegründet ist. Einmal mehr wird dem guten Kasi die Rolle des allzeit Hilfsbereiten zuteil, der mehr oder weniger schamlos ausgenutzt wird: Mit seinem Bollerwagen dreht er eine Dorfrunde und möchte das wichtigste Hab und Gut der jeweiligen Bewohner mitnehmen, um es zum Eisenbahnwaggon zu bringen, der fahrtüchtig gemacht werden soll. Bücherwurm Lexi z.B. würde am liebsten seine gesamte Bibliothek mitnehmen… So werden bei allem Spaß die kleinsten Zuschauer aber auch dafür sensibilisiert, wie wertvoll eine sichere Unterkunft ist und was es bedeuten könnte, diese überstürzt aufgeben zu müssen. Schön an dieser Episode sind, neben den wieder deutlich zum Zuge kommenden verschiedenen Charaktereigenschaften der Dörfler, die vielen wechselnden Orte innerhalb des Dorfs, die wunderbar den Eindruck eines Runddorfs vermitteln. Das übertriebene Verhalten manch Vulkan-Phobikers hier taugt erneut als Karikatur typischer Verhaltensweisen Erwachsener – und wer Elvis einmal so richtig in Aktion sehen will, sollte beim Quietschbeus-Lied auf seine Tanzeinlage achten.
079: Finderlohn
Zwischen Kastanie und Schloss soll ein Baum gefällt werden. Spencer ist ob dieses spektakulären Ereignisses mit vor Ort und verliert dabei doch glatt seine charakteristische Schiebermütze. Was er nicht weiß: Die Quietschbeus arbeiten an einem Lied, das Spencer huldigt und zu dessen Uraufführung eine Spencer-Büste enthüllt werden soll, die der gute Nepomuk im Schweiße seines Angesichts gemeißelt hat. Die Arbeiten an der Büste sind fast abgeschlossen, doch ein wichtiges Detail fehlt noch: Die Mütze. Daher bräuchte er das Original als Vorlage, doch dieses ist verschwunden. Spencer verspricht dem ehrlichen Finder einen Finderlohn in Form von Gummibärchen… Tja, auf diese ist besonders Elvis scharf, der in dieser Folge einmal mehr als geltungssüchtiger und habgieriger Unsympath dargestellt wird. In erster Linie handelt es sich jedoch um eine Folge, in der der Zuschauer wieder einen Wissensvorsprung vor den Protagonisten hat und stets ganz genau weiß, wer die Mütze aus welchen Gründen gerade besitzt und weshalb sie weder zu Nepomuk noch zu Spencer zurückgelangt – und sich so am chaotischen Runddorftreiben erfreuen kann. Die Dialoge sind erneut nicht von schlechten Eltern, so zitiert Spencer Bogart und bezeichnet seinen unbedeckten, kahlen Eierkopf selbst als „anstößig“. Lulu wiederum erweist sich hier als äußerst hilfreiche, fleißige Mützennäherin. Eine witzige, unterhaltsame Folge, in der ich jedoch den Starkult um Spencer etwas übertrieben finde und mir Elvis ein wenig zu schlecht wegkommt.
080: Wir proben die Zauberflöte
Diesmal singt Spencer seine Begrüßung. Der Grund: Im Dorf will man Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ zur Aufführung bringen. Damit hat man sich einiges vorgenommen, zumal nicht jeder Dorfbewohner mit dem Konzept einer Oper vertraut ist. So werden indirekt auch den Zuschauerinnen und Zuschauern Fachbegriffe wie Ouvertüre u.ä. erklärt. Während die Quietschbeus noch an der Musik arbeiten, proben andere ihre Rollen und Gesangseinlagen und ist Nepomuk mit dem Bühnenbild beschäftigt. Aufgrund von Besetzungsproblemen soll Galaktika als Königin der Nacht mitspielen und -singen. Tatsächlich hört man auch sie bereits ihren Gesang proben! Doch schnell herrschen wieder Chaos und Hektik, unfeine Spitzen werden untereinander ausgetauscht und Diskussionen über inhaltliche Sinnfragen entbrennen. Und Galaktika darf aufgrund der andromedanischen Gesetze nur lila tragen. Als sie erfährt, was genau sie in ihrer Rolle verkörpern soll, stellt sie zudem klar, nichts Böses singen zu dürfen und verabschiedet sich von den Proben. Man darf also gespant sein, was am Ende bei der für die nächste Episode angesetzten Opernaufführung herauskommen wird. Werden die Runddörflerinnen und -dörfler es schaffen, sich rechtzeitig zu einigen und ihre Rollen zu beherrschen? Und wird Spencer die Organisation ohne Nervenschäden durchstehen? Für das Publikum ist dieses kreative Chaos jedenfalls ein schöner Spaß, der vorsichtig an die Welt der Oper heranführt und einen Eindruck vom Aufwand hinter einer solchen Veranstaltung vermittelt. Das Prinzip, Probe und Aufführung auf zwei Episoden aufzuteilen, ist zudem neu, bei lediglich 30 Minuten Zeit pro Episode aber durchaus angemessen – und Garant für einen ungewöhnlichen Cliffhanger.
081: Spencers Flötenzauber
Spencer trägt heute Melone und seinen Ausgehanzug, denn er wird als Sprecher durch eine ganz besondere Episode führen: Die Aufführung der in der vorausgegangenen Folge geprobten „Zauberflöte“ Wolfgang Amadeus Mozarts. Sein Wissen über diesen Komponisten teilt er noch rasch mit den Zuschauerinnen und Zuschauern und schon geht’s los: In opulenten Kulissen wird eine allein schon für Galaktika „etwas“ angepasste Variante der „Zauberflöte“ dargeboten. Alle Dorfbewohnerinnen und -bewohner haben sich Kostüme geworfen, sogar Nepomuk, der alte Brummbär, macht mit und singt voller Inbrunst! Poldi schmettert herrlich schräg ein Stück als Vogelfänger Papageno und wie in einer richtigen Oper folgen zahlreiche weitere Gesangseinlagen. Unglaublich, wie hoch Elvis plötzlich mit seiner Stimme kommt! Die Dialoge sind eine witzige Mischung aus altertümlich gestelzter Sprache und saloppen Formulierungen, Versprecher, Improvisationen und Pannen sorgen für weitere Komik. Kinderfernsehen trifft hier auf Hochkultur – ein gewagtes Experiment, das durchaus als geglückt bezeichnet werden kann, wenngleich der Handlung zu folgen schwerfällt. Erwachsene erkennen parodistische und persiflierende Züge, weshalb diese Oper sich für die ganze Familie eignet. Chapeau!
082: Lulus große Modenschau
Die gute Lulu beraumt eine Modenschau an, doch Jungdrache Poldi erweist sich als Modell als ungeeignet. Um sich nützlich machen, eröffnet er eine Reinigung, doch auch das läuft nicht wie gewünscht, so dass Galaktika einschreiten muss, damit für die Modenschau alle Kleider sauber und intakt sind. Diese Folge erscheint mir wieder etwas kindlicher ausgerichtet und lebt von ihrem Humor, der von Poldi und dem Chaos, das er stets verursacht, ausgeht. Höhepunkt und Pointe ist dann die eigentliche Modenschau, die natürlich einige parodistische Züge aufweist. Sehenswert ist auch Elvis in Punk-Montur. Insgesamt eine weniger spektakuläre, doch nette Folge, in der am Ende Galaktika sogar noch einmal gerufen wird, nur damit Poldi sich bei ihr bedanken kann.
083: Fürst Nepomuk
Spencer und Elvis möchten sich einen Scherz mit Nepomuk erlauben, indem sie ihn glauben lassen, adeliger Abstammung und somit eigentlich ein Fürst zu sein. Zeitgleich jedoch entdeckt Lexi, dass es tatsächlich glaubhafte Hinweise darauf gibt, dass der Schlossherr ein echter Fürst sei. Doch seine neue Rolle ist Nepomuk nicht so ganz geheuer… Die Bewohner des Runddorfs spielen hier voller Inbrunst und Begeisterung das mittelalterliche Gefolge hinter ihrem neuen Oberhaupt, das sich das ganze Brimborium zunächst gefallen lässt und als Running Gag allen, die nicht nach seiner Pfeife tanzen, mit der Verbannung auf eine einsame Insel droht, schon bald jedoch schwer genervt davon ist, dass er überhaupt keine Ruhe mehr hat. Die kleinen Zuschauer erfahren dadurch spielerisch und witzig dieses und jenes über damalige Gepflogenheiten, Ämter etc., aber auch die Gefahren monarchischer Autorität und Willkür. So will Nepomuk beispielsweise Lulu ehelichen, natürlich zum Leidwesen des armen Elvis. Höchst interessant ist es auch, dass diese Folge zu Beginn den Anschein erweckt, als seien Lisa und Lexi nun ein festes Paar, doch beide Zwillinge nach der Kunde von Nepomuks „sozialem Aufstieg“ sich diesem an den Hals werfen… Eine sehr lustige, Nepomuk einmal in den Mittelpunkt stellende Folge, in der manch Dorfbewohner mit seinem Verhalten überrascht.
084: Ich mach' die Augen zu, da hör' ich besser
Der arme Poldi ist an Augapfelheuschnupfen erkrankt und muss eine Maske tragen, da er kein Licht mehr verträgt. Zu strenger Bettruhe verdonnert, lässt er sich von Galaktika behandeln und von verschiedenen Krankenschwestern – Mona, Lisa und später Lulu – verwöhnen, die er kräftig herumkommandiert. Andere Dorfbewohner haben unnötige Angst vor Ansteckung und tragen daher dunkle Sonnenbrillen, während die Zwillinge die Krankheit zu simulieren beginnen, um ebenfalls so wie Poldi verwöhnt zu werden. So, wie Poldi diejenigen scheucht, die ihm helfen („Ich hab’ ’nen Zuckerkrümel unterm Po, kannste den mal wegmachen?“), fällt es schwer, Mitleid für ihn aufzubringen. Als Chef-Paranoiker mit Ansteckungsangst entpuppt sich wenig überraschend Elvis. Wie man sich um Poldi kümmert, weckt beim einen oder anderen sicherlich wohlige Erinnerungen an letztlich harmlose Krankheitstage als Kind, an denen sich die Eltern oder Geschwister aufopferungsvoll kümmerten. Trotz einiger pointierter Dialoge und Spencers permanentem falschen Aussprechen der Krankheit (woraufhin er stets prompt korrigiert wird) eine wenige hervorstechende Folge, die stärker auf den Niedlichkeitsfaktor der Charaktere setzt als andere Episoden.
085: Null Bock auf Text
Die Quietschbeus klagen über Fanschwund und eine Kreativitätskrise, weshalb sie das Material eines externen Songschreibers ausprobieren: Lexi hat ihnen ein Lied, genauer: ein Liebeslied an Lisa geschrieben. Als neue Probeumgebung hat man den Balkon des gutmütigen Kasis auserkoren, von wo aus sie sich für die Nachbarn hörbar am neuen Liedgut versuchen. Doch schnell brechen sich Eifersüchteleien bahn, denn Lexi ist gar nicht davon begeistert, dass es bei Lisa so gut ankommt, wenn Karl-Otto das Lied intoniert. Auch eine Variante mit Mona statt Lisa birgt Stoff für Konflikte, denn Karl-Heinz steht auf Mona, doch Mona bevorzugt Karl-Gustav. Singt man stattdessen vermeintlich neutral über die dritte Dame des Dorfs, Lulu, reagiert Elvis ungehalten. So vereint diese Folge sämtliche Amorösitäten der Serie in einer amüsanten Folge, in der die Quietschbeus außerdem daran verzweifeln, es allen recht machen zu wollen. Zum Running Gag avanciert der stets in breitestem Hessisch vorgetragene Ausspruch Karl-Heinz’: „Wenn uns’re Show den Leude net g’fällt, dann müsse mer die Show ännern und net die Leude!“ Neben der Moral, dass man es eben schlecht allen recht machen kann, fällt in dieser Folge auf, dass Kasis Fahrstuhl anscheinend langsam altersschwach wird, denn er kann die Quietschis nicht mehr dritt transportieren. Außerdem wurden einige Puppen mitten in der Folge gegen neuere Exemplare ausgetauscht. Die Karikatur des Musikgeschäfts und einiger Wortwitz – beispielsweise wird die „Polonäse Blankenese“ kurzerhand umgedichtet – machen diese Folge auch für ältere Zuschauer zum Vergnügen.
086: Sturm im Dorf
Es stürmt im Runddorf, eine Windhose fegt hinweg und nimmt u.a. Elvis’ Einwohnermeldeamt und Lexis Lexiklopädie mit, deckt auch noch das Dach des Hausboots der Zwillinge ab. Spencer hat die grandiose Idee, die nun quasi obdachlosen Mona und Lisa zu Nepomuk ins Schloss zu schicken. Dort finden sich auch Lexi und Elvis ein, denn ihr ganzer Papierkram ist auf Nepomuks Schlossturm geweht worden. Nepomuk, der eigentlich in Ruhe arbeiten möchte, kostet das die letzten Nerven... In dieser köstlichen Folge hat man sich nicht lumpen lassen, beginnt man doch mit tollen Effekten eines wütenden Sturms, der allerlei durcheinander wirbelt, Bäume entwurzelt etc. Als noch viel größeres Chaos entpuppt sich jedoch das, was der grummelige, letztlich dann ja aber doch hilfsbereite Schlossherr über sich ergehen lassen muss: Lexi und Elvis haben nur ihren Papierkram im Kopf und verzweifeln darüber, wie unsortiert nun alles ist, die Zwillinge verteilen ihre Daunen im Schloss, weil Poldi vorher in ihr Bettzeug biss, und bringen Nepomuks Hochbett zum Einsturz, außerdem klingelt ständig Poldi, der neue Daunenbüschel vorbeibringt, weil ihm sein Biss ins Bettzeug so leid tut – und niemand nennt den Herbergsvater wider Willen bei seinem vollen Namen, so dass er regelrecht verzweifelt und sich die sonst obligatorische Frage: „Wie heiß’ ich?!“ spart. Als die Zwillies dann auch noch damit drohen, sein Schloss „picobello“ aufzuräumen, platzt ihm der Kragen und er legt kurzerhand selbst Hand an ihr Dach an. Was den Humorgehalt betrifft, ragt „Sturm im Dorf“ aus der Masse der Folgen noch einmal hervor und erzählt dabei eine schöne Geschichte von Hilfsbereit- und Freundschaft. Auch hier wurden kurioserweise die Szenen mit verschiedenen Puppen gedreht: Einige mit den bisherigen, andere mit den neuen.
087: Kasi braucht Hilfe
Aufgrund des Todes von Kasimirs Puppenspieler Herbert Langemann wurden die Arbeiten an dieser Folge abgebrochen, so dass sie auch nie ausgestrahlt werden konnte. R.I.P., Herr Langemann und vielen Dank für ihre tolle Arbeit, mit der Sie nicht nur ein Stück deutsche Fernsehgeschichte geschrieben, sondern auch manches Lächeln auf Kinder- und Erwachsenengesichter gezaubert haben.
088: Max und Molly: Wie alles begann
Landrat Dr. Eugen Brosig aus einem Nachbardorf begrüßt diesmal die Zuschauer mit Spencers Erkennungsspruch und führt durch diese Folge, die anhand von Rückblenden nachzeichnet, wie Spencer und Elvis die Studiovideothek einrichteten, um den einen oder anderen Trickfilm oder auch mal einen Spielfilm zeigen zu können (womit man Bezug nimmt auf die diversen vorausgegangenen Spezialfolgen). Parallel dazu wird gezeigt, wie sich Kängurudame Molly aus Australien und Blaukragenpinguinjunge Max am Nordpol kennenlernten. Dies erfolgt in Form minimal animierter Zeichentrickeinspieler, in denen Molly einfach mal mit dem Bus fahren möchte und dadurch am Hafen Sydneys landet, wo sie sich auf einem Schiff versteckt, das plötzlich ablegt. Max versucht derweil auf einer Eisscholle gen Südpol zu paddeln und singt dabei ein doofes Lied, wofür nun wiederum auf seine Puppe zurückgegriffen wird. Beide begegnen sich, nachdem sie auf der Knubbels-Insel strandeten, wo Molly nun auch ihr Liedchen singt und beide schließlich das Banamobil von den Knubbels erhalten. Die Knubbels stellen sich dem Zuschauer ebenfalls in Form eines Lieds vor, wofür man sich dankenswerterweise auf das bewährte Puppenspiel besinnt und die Zeichentrickpassagen erneut verlässt. In Spencers Studio bricht derweil das Chaos aus, die Nerven liegen blank und man sehnt sich Hilfe herbei. Max und Molly, mittlerweile mit dem Banamobil unterwegs, entdecken in der Postille „Runddorf Rundschau“ den Hilferuf Spencers und Elvis’ und der Rest ist Geschichte... Nachdem man seinerzeit mir nichts, dir nichts Max, Molly und die Knubbels als neue Charaktere für ein alternatives Episodenformat eingeführt hatte, war das Nachreichen einer solchen Entstehungsgeschichte überfällig, mit der man den fragwürdigen Max-und-Molly-Reigen auch besser eröffnet hätte. Freunde klassischer „Hallo Spencer“-Unterhaltung haben in dieser Episode indes vielmehr Freude an Dr. Brosig, für den eine neue, klasse aussehende Puppe modelliert und mit charakteristischen Eigenschaften versehen wurde. Höhepunkte aber sind die Überforderung Spencers und Elvis’ im mit Videokassetten vollgestapelten Studio, das einen tollen Anblick liefert und innerhalb dessen Mauern manch Fluch Spencers Lippen verlässt, während Elvis in Slapstick-Manier durch die Kulissen stolpert.
089: Max und Molly: Wo ist Kasis Milch geblieben?
Auch diese Episode wendet sich an das jüngste Publikum, das möglicherweise von seinen Eltern noch nicht erfahren hat, dass die übliche Trinkmilch von Kühen stammt. Als Aufhänger nimmt man, dass Kasis tägliche Milchlieferung, interessanterweise von seinem Opa Kasimodo (!) bezahlt, plötzlich ausgeblieben ist und er den Ursprung der Milch ebenso wenig kennt wie Max und Molly, die Spencer anvisophoniert, um sie zu bitten, eben diesen in Erfahrung zu bringen. Im Studio vertreibt man sich derweil die Zeit bzw. schindet selbige ggü. dem Zuschauer in Form eines Real-/Zeichentrick-Mix-Kurzfilms, der augenscheinlich wesentlich älter ist als die Folge und damit früheren ’80er-Jahre-Geist versprüht, ansonsten aber reichlich dadaistisch daherkommt: Das „E“ aus einer „Eis“-Reklame verschwindet und wird daraufhin vom einem Kommissar und seinem Assistenten gejagt. Das E, das sich auch als diverse andere Buchstaben ausgibt, spricht in vielen Alliterationen, was über einen gewissen Sprachwitz verfügt. Allerdings hat dieser Film überhaupt nichts mit Milch zu tun und wirkt damit ebenso fehl am Platze wie der Zeichentrickbeitrag über einen Stuttgarter, der in den Bergen kraxelt, welche sich plötzlich in Pudding verwandeln. „Sendung mit der Maus“-Stil entwickelt diese Folge, wenn Max und Molly eine echte Molkerei aufsuchen und dort mit einem menschlichen Mitarbeiter sprechen, der endlich mit den richtigen Informationen herausrückt. Im letzten Drittel wird zu den Knubbels geschaltet, wo’s statt um Milch nun plötzlich um Salz- und Trinkwasser geht, bevor Max und Molly am Schluss einem Kuhbauern einen Besuch abstatten. Bei Folgen wie diesen wird deutlich: Peter Lustigs „Löwenzahn“ oder die bereits genannte „Sendung mit der Maus“ verstanden sich wesentlich besser darin, Wissen an junge Zuschauer auf charmante Weise zu vermitteln.
090: Max und Molly: Das seltsame Orchester
Der gute Spencer möchte unbedingt ein Orchester dirigieren und sein Assistent Elvis hat tatsächlich eines organisiert, jedoch den falschen Termin notiert. Daher nimmt er Kontakt zu Max und Molly auf, die gerade auf der Alster schippern, und bittet sie, ein Ersatzorchester aufzutreiben. Diese finden auf der Straße einen Mann mit Tochter, der mit seinen Drumsticks verschiedene Rhythmen auf allen möglichen Gegenständen erzeugt und dabei übliche Straßengeräusche integriert; seine Tochter steigt mit einer Gießkanne als Tröte ein. Um ein Orchester zu bilden, schart er immer mehr „Musiker“ um sich, die aus Alltagsgeräuschen rhythmische Klänge erzeugen. Schließlich wird diese Art eines Straßenkonzerts übertragen, das Spencer vom Studio aus dirigiert. Die eigentliche, augenscheinliche Intention dieser Folge, nämlich zu zeigen, wie sich aus ganz normalen Gegenständen Ersatzinstrumente machen lassen und wie viele Geräusche sich zur Musikerzeugung eignen, wird leider dadurch torpediert, dass plötzlich auch zahlreiche echte Musiker ihren Instrumenten Teil der Straßenmusiker geworden sind. Unbeholfen sinnlos ist auch der Einspieler in Elvis‘ Studiovideothek, der ohne Sprecher oder irgendwelche Informationen schlicht einige Pinguine zeigt, weil diese wie Orchestermusiker auch einen Frack tragen... Und als Elvis Spencer die Terminverwechslung gesteht, versucht er ihn mittels eines kurzen Zeichentrickfilms zu beruhigen, der stilistisch stark an „Der kleene Punker“ erinnert. Da Max und Molly glücklicherweise nur eine stark untergeordnete Rolle in dieser Episode spielen, bietet sie zumindest durchschnittliche Unterhaltung, wenn auch einmal mehr auf die Allerjüngsten zugeschnitten und den Charme herkömmlicher „Hallo Spencer“-Folgen vermissen lassend.
091: Max und Molly: Das Ende des Regenbogens
Die vierte Folge des neuen „Max und Molly“-Blocks beginnt im leeren Studio, doch das Bananophon ist in Betrieb und so kann man Molly dabei beobachten, wie sie Max aus dem Kinderbuch „Brumm Brumm der Bär“ eine Geschichte über einen Schatz am Ende des Regenbogens vorliest, das Spencer Max zu seinem Geburtstag geschenkt hatte. Daraufhin will Max nun ebenfalls nach dem Schatz suchen. Als Spencer und Elvis ins Studio kommen und von Max‘ Plänen erfahren, besorgt Elvis einen Film über Regenbögen aus der Videothek. Spencer schaltet derweil zu den Knubbels, die mit einem Unwetter zu kämpfen haben und ein Liedchen anstimmen. Einen höheren Zweck als den, die Knubbels auch in dieser Episode einmal unterzubringen, verfolgt dieses Unterfangen offenbar nicht. Im Film, den Elvis besorgt hat, bekommt – nachdem sich Landrat Dr. Eugen Brosig bereits in Folge 88 vorgestellt hatte – mit Professor Kalle Akademix ein weiterer Charakter aus dem Spin-Off „Achterbahn“ einen Auftritt. Dieser erklärt auf relativ hohem, „Die Sendung mit der Maus“-ähnlichem Niveau, was Regenbögen sind und wie sie entstehen, wofür auch auf Realaufnahmen und echte Menschen zurückgegriffen wird. Max und Molly glauben während ihres Flugs mit dem Banamobil im Anschluss tatsächlich, einen glitzerblinkenden Schatz zu befinden, doch entpuppt sich dieser lediglich als die Sonne reflektierendes Wasser. Schließlich begegnen sie einem Jungen, der ihnen einen Taschenspiegel schenkt – dieser blinkt zwar schön, ist aber auch kein Schatz. Doch als der Dreikäsehoch einen Regenbogen mit einer Scherbe o.ä. erzeugt, ist Max hin und weg und freut sich darüber, sie ebenfalls geschenkt zu bekommen, mehr als über den eigentlichen Schatz. Damit ist die Aussage dieser Folge perfekt: „The chase is better than the catch!“ Zusammen mit dem gelungenen lehrreichen Einspieler über Regenbögen ergibt sich eine der besseren „Max und Molly“-Folgen, deren titelgebende Protagonisten mir jedoch noch immer zu witzlos-naiv konzipiert sind.
092: Max und Molly: Stromausfall im Studio
Elvis kommt zu spät zu Spencer ins Studio, weil bei ihm zu Hause sämtliche Technik verrückt gespielt hat. Dies setzt sich fort, als der Computer, mit dem Elvis Filme abspielen will, seinen Dienst versagt. Schließlich fällt sogar im gesamten Studio der Strom aus. Bei Max und Molly zu Hause steht eines der Gegenstücke des Computers, eine Art bananenförmige Kreuzung aus Visophon und Unterhaltungskonsole, die nun selbständig mit Max zu kommunizieren beginnt und das Abspielen von Kurzfilmen sowie die obligatorische Schaltung zu den Knubbels übernimmt. Eine der Stärken dieser Folge ist die in Konfliktsituationen gewohnt köstliche Beziehung zwischen Elvis und Spencer, die um die richtigen Maßnahmen streiten, wie man den Computer wieder flott kriegen könnte, was mit einer herrlich naiven Sicht auf die Technik einhergeht. Ferner schien man im Produktionsjahr 1987 bereits so viel Weitsicht zu besitzen, zukünftige Möglichkeiten in Sachen Vernetzung, vor allem aber mittlerweile ebenfalls Realität gewordener Sprachkommunikation mit Computern und deren Automatisierung aufzuzeigen. Interessant ist, dass man zu diesem Zwecke erstmals verdeutlicht, dass der Studio-Computer das Modell „Bananix“ ist, zu dem auch das beschriebene Gerät in Max‘ und Mollys Wohnung gehört. Als Spencer im Studio den Stecker zieht, verfügt die Station bei Max über ein Notstromaggregat, das eine Stunde lang den Betrieb aufrecht hält. Wie der Studio-„Bananix“ trotz Stromausfalls überhaupt noch aktiv bleiben und neben vielen Geräuschen ein buntes „Aus“ auf den Röhrenmonitor zaubern konnte, widerspricht leider jeglicher Logik und bleibt wohl das Geheimnis der Autoren. Eine Erklärung für das seltsame Verhalten der übrigen technischen Geräte bleibt man ebenfalls schuldig. Etwas unglücklich erscheint auch, dass Max mit dem „Bananix“ spielen möchte, aber bis auf einfache Rätsel (in denen Max einmal mehr erschreckend tumb wirkt) Filme vorgesetzt bekommt. Bei diesen handelt es sich um einen kurzen Zeichentrick-Einspieler mit witziger Pointe sowie ein Realfilm-Musikvideo, in dem das Alphabet heruntergerattert wird. Im Rahmen der Knubbels-Schaltung kann man ihnen beiwohnen, wie sie ihren Leuchtturm manuell betreiben, womit ein wenig Bezug zur Stromausfall-Thematik hergestellt wird. Letztlich ist diese Episode für Computeraffine eine nett nostalgische Angelegenheit, die ansonsten aber einmal mehr etwas konfus erscheint und weder unter Unterhaltungsaspekten noch in pädagogischer Hinsicht sonderlich viel zu bieten hat.
093: Max und Molly: Max in Gips
Oh je, Spencer ist beim Duschen ausgerutscht, hat jetzt ein Gipsbein sowie einen Gipsfinger und sich mit seinem mobilen Krankenbett ins Studio geschleppt. „Du armer Hasenzahn!“, spricht Elvis da sein Mitleid aus. Man visophoniert mit Molly, die zu berichten weiß, dass sich auch Knubbel Hampelix das linke Bein gebrochen hat. Und zu allem Überfluss trägt auch Blaukragenpinguin Max nun Gips, denn er hat sich ausgerechnet beim Krankentransport verletzt. Eigentlich hat er sich nur etwas verstaucht, doch wenn alle Gips tragen, möchte er das eben auch... Auf der Knubbels-Insel ergreift Paletti die Gelegenheit, Hampelix zu malen, denn endlich hält dieser einmal still. Miss Ton ist gesundheitlich auch nicht ganz auf der Höhe, sie leidet unter einen entzündeten Mandel. Spencer würde gern Pumpernickel essen, doch zunächst wird ein gezeichneter, jedoch nicht animierter, recht spaßiger Kurzfilm gezeigt, in dem ein Junge namens Paul phantasiert, was er alles machen könnte, wenn er platt wie eine Flunder wäre. Ist diese Episode bis hierhin Max-und-Molly-typisch etwas konfus und eigenartig konstruiert, bekommt sie jetzt inhaltliches Gewicht: In realen Außenszenen suchen Max und Molly ein Harburger Einkaufszentrum auf, um Pumpernickel für Spencer zu kaufen. Dort begegnen sie einem Jungen im Rollstuhl, der Schwierigkeiten hat, ganz Alltägliches wie einen Lebensmitteleinkauf ohne fremde Hilfe zu meistern. Natürlich helfen sie ihm, doch die jungen Zuschauer werden im Idealfall für Themen wie Behinderungen und Barrierefreiheit sensibilisiert. Und zurück bei den Knubbels hat Miss Ton eine Art Gebärdensprache erfunden, um mandelschonend kommunizieren zu können, was für Kinder die erste spielerische Konfrontation mit diesem für z.B. Taubstumme essentiellen Hilfsmittel sein könnte. Den Verletzungsreigen perfekt macht dann schließlich der arme Elvis, der als Pointe im Off unter seinen Videokassetten begraben wird und nun den Kopf in Gips tragen muss... Gute Besserung allen Lädierten!
094: Max und Molly: Das Spiegelrätsel
Elvis gibt Spencer ein Rätsel auf und freut sich diebisch darüber, wie dieser mit der Lösung hadert. Max und Molly sollen ihm dabei helfen. Parallel eröffnet Maler Paletti auf der Knubbels-Insel eine Ausstellung seiner Kunstwerke. Diese setzen sich witzigerweise aus sehr eigenwilligen Porträts der anderen Knubbels zusammen, worauf diese etwas zerknirscht reagieren – bis sie es Paletti mit gleichen Mitteln heimzahlen. Max und Molly konfrontieren derweil bei einem Außendreh Passanten in einer (Buxtehuder?) Innenstadt mit der Rätselfrage und treffen tatsächlich auf einen Mann, der glaubt, die richtige Antwort zu haben – was sich jedoch als Trugschluss erweist. Da Spencer noch immer im Dunkeln tappt, zeigt Elvis ihm einen etwas lang geratenen Realfilm, der sich ausschließlich um Spiegelungen dreht. Doch Spencer kommt einfach nicht drauf, wodurch er erstmals tumber als Max und Molly wirkt, die nun von selbst auf die Lösung kommen. Ein kurzer Zeichentrick-Einspieler um ein falsches Spiegelbild und Schattenspiele Spencers am Schluss besiegeln diese alles in allem wirklich nette Folge, deren Höhepunkt einmal mehr der köstliche Umgang Spencers und Elvis’ miteinander ist und die auch mit ihrer sommerlich-leichten Atmosphäre einen versöhnlichen Abschluss der Max-und-Molly-Episoden bildet. Nach insgesamt zehn Folgen in zwei Staffeln war Schluss mit Max, Molly und den Knubbels, ohne dass man voneinander Abschied genommen hätte o.ä. Theoretisch hätte man also jederzeit erneut auf diese Charaktere zurückgreifen können. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass man es nicht tat.
095 – 097: Der kleine Muck
Nach Abschluss des zweiten Max-und-Molly-Blocks musste man sich noch etwas gedulden, bis man neue Abenteuer aus dem Spencerdorf zu Gesicht bekam, denn für die nächsten drei Folgen wurde der DEFA-Märchenfilm „Die Geschichte vom kleinen Muck“ aus dem Jahre 1953 gedrittelt und von Spencer und Elvis präsentiert, um ihn so einer neuen Generation zugänglich zu machen. Die Wahl des Films war kein Zufall, hatte doch „Hallo Spencer“-Produzent und -Autor Peter Podehl zusammen mit niemand Geringerem als Wolfgang Staudte, der auch die Regie führte, das Drehbuch verfasst – zwischen 1951 und 1955 war Podehl nämlich für die DEFA tätig. Außerdem spielte Podehls Stiefsohn Thomas Schmidt den kleinen Muck.
098: Der dreckige Prinz
Max und Molly sind Geschichte, „Die Geschichte vom kleinen Muck“ wurde als Dreiteiler ausgestrahlt – endlich geht es mit den liebgewonnenen Runddorf-Folgen weiter! Und der Auftakt in die neue Staffel hatte sich gewaschen, bzw. gerade nicht: Bildhauer und Schlossherr Nepomuk arbeitet an einer Prinzenskulptur, wobei ihn sein guter Freund Kasi unterstützt. Dieser beschwert sich jedoch darüber, wie verdreckt es bei Nepi ist, der sich aber nicht viel aus seinen „Wollmäusen“ und Staubteppichen macht. Lexi, der noch immer intensiv an seiner Lexiklopädie arbeitet, ist ebenfalls solch ein Kandidat, dem die konstruktive Arbeit wichtiger ist als ständiges Putzen und Staubwischen. Um ihre Behausungen sauber zu kriegen, schmieden Nepi und Lexi – nachdem ihnen die Zwillinge bereits einen Korb gegeben haben – den perfiden Plan, Lulu gegenüber zu behaupten, einen „dreckigen Prinzen“ erschaffen zu wollen, über und über behangen mit schmutzigen Putzlappen. Diese soll sie mitbringen und so richtig schön schmutzig machen – und wie ginge das besser als durchs Putzen von Schloss und Pilzhaus? Jedoch haben sie die Rechnung ohne Poldi gemacht, der auch noch reichlich Vulkanerde anschleppen lässt und die smarte Lulu geht ihnen auch nicht so einfach auf den Leim... Als wäre dieses Spiel mit Geschlechterklischees nicht schon Stoff genug für eine gelungene Folge, die sich zudem endlich einmal wieder der Charakterisierung der Dorfbewohner und der Beschäftigung mit ihren individuellen Eigenschaften widmet, darf auch mein persönlicher Liebling Elvis so richtig aufdrehen: Er hat sich einen halben Tag freigenommen, um sich in Ruhe seiner Kakteensammlung (!) widmen zu können. Wie eine Mischung aus liebenswertem Kauz, beinahe-autistischem Freak und leidenschaftlichem Kakteen-Nerd wirft dieser nun in irrsinnig komischen Dialogen mit Spencer & Co. mit Fachbegriffen und abgefahrenen Kaktussortenbezeichnungen um sich, was zum Anlass für Wortwitz und Kalauer dient, und schleppt vorsichtig ein Exemplar nach dem anderen aus dem Studio zum Eisenbahnwaggon, um es jeweils gegen ein anderes auszutauschen – während die ignoranten Dorfbewohner als Running Gag nie einen Unterschied erkennen. Als ehemaliger Kakteen-Sammler kann ich da nur in die Hände klatschen und erkenne mich in Elvis wieder, der seinerzeit seinen Anteil an meiner Sammelleidenschaft gehabt haben dürfte. Und die Quietschbeus singen auch noch ein Lied über unsere stacheligen Freunde... Volle Punktzahl für diese grandiose Episode, die „Hallo Spencer“ in Hochform zeigt!
099: Wir fahren nach Amerika
Diese Folge beginnt nicht wie gewohnt mit Spencer auf seinem Studiosessel, sondern mit Elvis, der das Sitzmöbel kurzerhand huckepack nimmt und aus dem Studio schleppt. Grund hierfür ist, dass er mit Lulu im Eisenbahnwaggon „Wir fahren nach Amerika“ spielen möchte, wofür er jenen Sessel benötigt. Halb unter dem sperrigen Teil begraben und somit für seine Freunde nur schwer erkennbar schleppt er es durchs Runddorf, was mit schönen schnittlosen Kamerafahren entlang der unterschiedlichen Kulissen, begleitet von manch verwunderten Aussagen der jeweiligen Bewohner, einhergeht. Ihm auf den Fersen ist Spencer, der verzweifelt seinen Stuhl sucht, um die Sendung regulär beginnen zu können – nichtsahnend, dass sein Assistent das gute Stück gemopst hat. Aufhalten lässt sich Spencer u.a. von den Zwillingen, die gerade Mirabellenmarmelade kochen, der Spencer nur schwer widerstehen kann. Elvis‘ und Lulus Spiel einer Überfahrt „über’n Teich“ schließen sich nach und nach mehrere Dorfbewohner an und die Quietschis dürfen sogar zweimal singen, u.a. „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“. Diese sich wieder stärker an einem ganz jungen Publikum orientierende Episode zeigt auch die Dorfbewohner über Mona, Lisa und Poldi hinaus weitaus kindlicher und spielerischer als sonst üblich, ihre unschuldige Naivität ist charmant und sympathisch. Interessanterweise äußert sich Mona derart positiv zu Elvis, dass man fast glauben könnte, sie schwärme heimlich für ihn. Das wäre fürwahr eine überraschende Entwicklung, die ich mit Argusaugen weiterverfolgen werde!
100: Ein Freund aus China
Poldi hadert mit seinem Schicksal als einziger Drache im Dorf. Und kaum unternimmt er einen Spaziergang, bekommen die Zwillinge schon wieder Angst und verstummen die an der Kreuzung abhängenden Quietschbeus. Spencer kann das nicht länger mitansehen und visophoniert die Dorfgemeinschaft an, um gemeinsam zu überlegen, wie man den schönsten Jungdrachen der Welt aufheitern könnte. Wie gut, dass man auf Elvis‘ – laut Lexi der „beste Videothekar Mitteleuropas“ – Videoarchiv zurückgreifen kann: Flugs sucht Spencers Assistent den Tagesschau-Beitrag über Papierdrachen in Taiwan aus dem Jahre 1986 heraus. Ein Ausschnitt dieses Beitrags wird tatsächlich gezeigt, so mischen sich also Real-Archiv- mit Puppenspielszenen. Einen solchen Drachen will die Dorfgemeinschaft nun mit vereinten Kräften bauen und als Drachenkollegen aus China ausgeben, der Poldi besuchen kommt. Spencer fingiert eine chinesische Rohrpost für Poldi, die dieser sich von Galaktika übersetzen lässt. Glücklicherweise spielt die Andromedanerin das Spiel mit und entnimmt für Poldi dem Brief die Ankündigung des Besuchs Dong Fing Pengs aus Peking. Witzigerweise kann sich Galy den Namen des vermeintlichen Besuchers nicht merken – im Gegensatz zu Poldi, der sich sehr auf ihn freut. Während er sich mit Chinahut und angeklebtem Bart auch optisch auf seinen „Gast“ einstellt, wird im Dorf ein solches Papierungetüm tatsächlich gebaut, das sich nur bewegen lässt, indem sich alle unter ihm einfinden und mit ihm durchs Dorf wandern. Die Illusion scheint perfekt, Lexi spricht als Drachenkopf Fantasiechinesisch mit Poldi; nur Galaktika muss aufpassen, sich nicht zu verplappern. Dafür gelingt es ihr mittels ihrer überirdischen Kräfte sogar, den „Drachen“ zum Fliegen zu bringen. Eigentlich eine sehr schöne Episode über Freundschaft, wenngleich es irritiert, dass Poldi mit seinem „Gast“ durchs Dorf zieht, um einen nach dem anderen mit ihm zu fressen – wobei er natürlich niemanden antrifft. Die Quietschbeus klinken sich schließlich aus und singen, ebenfalls als Chinesen verkleidet, für den „Gast aus dem fernen Osten“ – doch danach fliegt der Mummenschanz auf. Da Poldi sich trotzdem über das Spiel freut, darf davon ausgegangen werden, dass er es längst durchschaut hatte und nur aus Spaß seine Freundinnen und Freunde verspeisen wollte – was er mit einem etwaigen echten Drachenbesucher nie täte. Für diese Folge wurde mit dem Bau des überdimensionalen Papierdrachens ein recht hoher Aufwand betrieben. Gleichzeitig wird gemeinsames Spielen als freundschaftsfördernde und -erhaltende Maßnahme vermittelt und gezeigt, wie man mit gebündelten Kräften jemandem eine riesige Freude machen kann, wenn er sich einsam und verlassen fühlt. Mit einigem Wortwitz und viel Jungdrachencharme eine ebenso warmherzige wie kurzweilig unterhaltende Episode.