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Das französische Volksmärchen „Die Schöne und das Biest“ wurde vor allem bekannter durch die Disney Verfilmung aus dem Jahre 1991 und den darauf folgenden Musicals.
Doch bereits zuvor finden sich Abwandlungen des Stoffes, dessen Erzählelemente in vielen Märchen wiederkehren, wie etwa in Schneewittchen oder Aschenputtel.
Mit alledem hat dieser Fantasy-Horror jedoch wenig gemein, aus negativer Sicht könnte man sogar vom albernen Bauerntheater im Wald sprechen.

Die Story liest sich wie die eines klassischen Märchens: Um die Thronfolge des Königs anzutreten, müssen Graf Rudolph und Hexe Helena den rechtmäßigen Thronfolger (das Biest) aus dem Weg räumen und versuchen, ihn mit einer Intrige in eine Falle zu locken. Doch das Dorfmädchen Belle (Estella Warren) verhilft dem im Wald lebenden Biest zur Flucht, während die Hexe einen Troll losschickt, um beide zu töten…

Trash-Freunde werden hier von Beginn an bedient, denn weniger Kulisse, schlichtere Kostüme und unpassendere Dialoge hat man im Mittelalter wohl selten erlebt, da fehlen nur noch Armbanduhr und iPod in der Hosentasche.
Doch andererseits: Die Pferde sind echt, die maximal drei Gebäude im Dorf wirken halbwegs authentisch und der Score müht sich redlich um Atmosphäre in der Erzählung, die zu keiner Zeit mit simpler Schwarzweiß-Moral geizt.

Denn die Rollen sind klar verteilt: Graf Rudolph schubst gleich innerhalb seiner ersten Momente den Widersacher vom Turm, die Hexe bedient sich ihrer magischen Kristallkugel und lässt den todbringenden Troll frei, während Belle im Wald fleißig Kräuter sammelt und im Biest sogleich das Gute im Menschen sieht. Belle ist aber glücklicherweise nicht nur ein braves Feinsliebchen, sondern entwickelt heldenhafte Züge und ein wenig Erfindergeist, um den Feind in Schach zu halten, was der Sache im Verlauf einen gewissen Charme verleit.

Ohnehin kommt phasenweise ein brauchbares Tempo auf, denn mit lasterhaften Gefühlsduseleien hält man sich glücklicherweise nur in prägnanten Momenten auf, die der weichgespülten Story auch wirklich dienlich sind und verzichtet ansonsten auf moralische Untertöne.
So darf denn zum Ausgleich auch der Troll zuschlagen, den man sich als Nacktmonster mit vielen Zähnen in CGI vorzustellen hat. Bewegungstechnisch sieht das einigermaßen geschmeidig aus, nur integriert er sich zuweilen nicht so recht in die kargen Settings.
Dafür sorgt er für abgetrennte Arme, Enthauptungen und offenen Brustkorb, so dass auch Gorefreunde zumindest einen brauchbaren Happen abbekommen.

Die üblichen Intrigen der Märchenwelt sorgen im Kern natürlich kaum für Spannung, da der Ablauf zu jeder Zeit für mindestens zehn Minuten im Voraus prognostiziert werden kann, wozu sich auch der Showdown gesellt, den man ruhig hätte etwas ausgiebiger zelebrieren dürfen. Auch sollte man keine markanten Darsteller erwarten, denn eine Estella Warren wirkt mit ihren künstlichen Lippen im Mittelalter völlig deplatziert und auch eine Vanessa Gray als Hexe Helena kann mit dem unvorteilhaften Make-up kaum Maßstäbe setzen, - hier mangelt es an urigen Typen, die dem Interieur zu mehr Authentizität hätten verhelfen können.

Doch Hand aufs Herz: Manchmal ist uns doch nach minderwertiger Erzählung, wenn die Verpackung zumindest ein wenig Liebreiz aufweist und man das Gefühl hat, dass die Macher versucht haben, mit dem sichtlich geringen Budget etwas Herzblut einzubringen.
Dieser Streifen ist ein gutes Beispiel dafür, wie man einen Trash-Film mit einfachen Zutaten unterhaltsam gestaltet und wer sich in typischer Wochendend-Berieselungs-Stimmung befindet, kann hierbei definitiv sein Hirn entlasten…
6 von 10

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