ACHTUNG ! SPOILER !
SPOOKS RUN WILD beginnt ziemlich unkonventionell: Nach ein paar dokumentarischen Bildern aus ärmlicheren Vierteln einer US-Großstadt, setzt die Handlung urplötzlich und ohne weitere Exposition ein: Ein Polizeiwagen liefert sechs „unterprivilegierte" Jugendliche bei einer sozialen Einrichtung ab, von wo aus sie in ein Camp für schwer erziehbare Jugendliche gebracht werden sollen. Kommentar eines Polizisten: „They might be underprivileged, but they sure aren't underdeveloped!" Kaum im Camp angekommen, machen sich die sechs Freunde Muggs (Leo Gorcey), Danny (Bobby Jordan), Glimpy (Huntz Hall), Scruno („Sunshine" Sammy Morrison), Peewee (David Gorcey) und Skinny (Donald Haines) auch schon selbstständig und erkunden die Umgebung. Auf einem unheimlichen Friedhof wird Peewee von einem übereifrigen Friedhofswärter angeschossen. Die Jungs bringen den verletzten Peewee zu einem nahegelegenen, düsteren Haus, in dem sich der geheimnisvolle Nardo (Bela Lugosi) mit seinem stummen und kleinwüchsigen Assistenten Luigi (Angelo Rossitto) einquartiert hat. Nardo kümmert sich um Peewee, kommt den Jugendlichen aber ausgesprochen verdächtig vor. Als Muggs im Radio von einem „Monster Killer" hört, der die Gegend unsicher macht und schon „three inhuman murders" auf dem Gewissen hat, ist Nardo natürlich Verdächtiger Nr. 1.
Inzwischen hat sich Linda Mason (Dorothy Short), eine Betreuerin im Jugendcamp, auf die Suche nach Muggs und seinen Freunden gemacht, und eine Spur führt sie zu Nardos Haus. Nachdem die Jungs derweil in dem Haus, das über Geheimgänge, Geheimtüren und Geheimzimmer verfügt, ein ziemliches Tohuwabohu angerichtet haben, gelingt es ihnen schließlich, Nardo zu fesseln und zu knebeln. Etwa zur gleichen Zeit hat sich allerdings der wirkliche „Monster Killer", ein gewisser Dr. Von Grosch (Dennis Moore), ebenfalls Zutritt zu dem Haus verschafft. Als er dort auf Linda trifft, fällt er unvermittelt über sie her. Nur mit der tatkräftigen Hilfe von Muggs und den anderen Kids kann Linda gerettet werden. Von Grosch wird seiner gerechten Strafe zugeführt und die Jugendlichen kommen in den Genuß einer kostenlosen Vorstellung von Nardo, der in Wirklichkeit nur ein harmloser Magier ist...
Der im Sommer 1941 gedrehte und im November uraufgeführte SPOOKS RUN WILD (der in Deutschland offiziell nie in den Verleih kam), war einer von neun Filmen, die Bela Lugosi für das Billigstudio „Monogram Pictures Corporation" unter dem Label „Banner Pictures" des Produzenten Sam Katzman drehte, und der erste von zwei Filmen in denen er neben den „East Side Kids" zu sehen ist. Der andere, „Ghosts on the Loose" von 1943, ist nach ähnlichem Muster gestrickt.
SPOOKS RUN WILD ist ein Old-Dark-House-Thriller, für dessen bescheidenen Humor vor allem die „East Side Kids" zuständig sind: „How can you read in the dark?" - „ I went to night school!" Als er ein Zimmer in dem düsteren Haus begutachtet, kommt Huntz Hall zu dem Schluß: „A very charming room in a repulsive sort of way!"
Bela Lugosi, der im vollen „Dracula"-Outfit durch den Film stolpert und eigentlich für den „Thrill" zuständig sein sollte, hat im Grunde nichts zu tun und bemüht sich, in seiner dubiosen Rolle möglichst zwielichtig zu erscheinen. In diesem Bemühen wird er von der Lichtsetzung und Kameraführung gezielt unterstützt, was die eine oder andere stimmungsvolle Einstellung hervorbringt. Der Darsteller vermittelt bei diesem Routinejob jedoch den Eindruck, als wisse er nicht so recht, was er da eigentlich treibt. Dem Zuschauer geht es allerdings nicht anders, denn die rudimentäre Geschichte um einen „Monster Killer" dient nur als Vorwand für einige leidlich gelungene Auftritte der hyperaktiven „East Side Kids", die im Film selbst allerdings nie so bezeichnet werden. Wie Eingangs bereits erwähnt, hält sich der Film dabei nicht lange mit einer Exposition auf und die handelnden Personen werden auch nicht weiter vorgestellt. Das Ganze ist extrem an den Haaren herbeigezogen und noch dazu in sich unlogisch. In einer Szene wird der Zuschauer sogar absichtlich in die Irre geführt. Da sieht man nämlich Lugosi und Angelo Rossitto wie sie sich plötzlich in Luft auflösen und verschwinden, als eine Situation für sie brenzlig wird. Dies deutet zunächst natürlich darauf hin, dass Lugosi übernatürliche Fähigkeiten besitzt. Darauf wird aber im Verlauf des Films überhaupt nicht mehr eingegangen und die lapidare Behauptung am Ende des Films, Lugosi sei ein „Magier" soll wohl als Erklärung für dieses „Kunststück" herhalten.
Bemerkenswert schließlich noch, wie ruppig der wirklich extrem winzige Angelo Rossitto im Film herumgeschubst wird.
SPOOKS RUN WILD ist insgesamt ein eher langweiliger, unfreiwillig komischer und, nach heutigen Sehgewohnheiten, antiquierter Film, der trotz seiner Laufzeit von nur 63:58 Minuten recht langatmig erscheint. Alle Nostalgiker und Fans von Bela Lugosi können aber mal einen Blick riskieren.
In den USA wurde der Film u.a. vom Billig-Label „Alpha Home Video" und zahlreichen anderen Labels auf VHS + DVD veröffentlicht.
Die „East Side Kids" waren eine stereotyp gezeichnete Bande von halbstarken, kriminellen Jugendlichen, die in der Regel recht lautstark und mit ein paar gleichbleibenden äußeren und charakterlichen Merkmalen in ihren Filmen auftraten. Leo Gorceys Markenzeichen waren sein verbeulter Hut, seine Aufmüpfigkeit und seine Wortverdrehungen, Huntz Hall agierte zumeist etwas begriffsstutzig und hatte permanent eine gestreiften Baseballkappe mit hochgeklapptem Schirm auf dem Kopf, Bobby Jordan trug in der Regel ein gestreiftes T-Shirt und „Sunshine" Sammy Morrison bediente das Klischee des ängstlichen Schwarzen.
Leo Gorcey als „Muggs" oder „Muggsy" ist zumeist der großspurigen Rädelsführer der, zumindest in diesem Film, seinen krumpeligen Hut auch Nachts im Bett nicht ablegt. Drehte die Gruppe zunächst eher dramatische Filme mit oft sozialkritischem Hintergrund, angesiedelte in den Slums und Gangsterkreisen New Yorks, so wurde der komödiantische Anteil der Filme im Laufe der Jahre immer größer. So wandelte sich das Image der Truppe von den unterprivilegierten „juvenile delinquents" zu den an sich gutmütigen, aber missverstandenen Ghetto Kids.
Hervorgegangen waren die „East Side Kids" aus den „Dead End Kids". Nachdem sie 1935 am Broadway mit dem Stück „Dead End" erfolgreich waren, holte United Artists einige der jugendlichen Hauptdarsteller 1937 für die Filmfassung nach Hollywood. Nachdem ihr Vertrag an Warner Brothers übergegangen war, drehte die Gruppe sechs weitere Filme für dieses Studio, wobei im Laufe der Jahre immer wieder neue/andere Darsteller das Team ergänzten. Der bekannteste Film aus dieser Zeit dürfte wohl der Gangsterfilm „Angels with Dirty Faces" (1938) mit James Cagney und Humphrey Bogart sein. In den Jahren 1938-1943 drehte die Truppe zudem einige Filme für Universal unter dem Namen „Little Tough Guys" bzw. „The Dead End Kids and Little Tough Guys."
Ab 1940 drehten die Darsteller für Sam Katzman und Monogram Pictures unter dem Namen „The East Side Kids" insgesamt 22 B-Filme, wobei teilweise bis zu vier Filmen pro Jahr entstanden. Nach internen Querelen nannte sich die Gruppe ab 1946 dann „The Bowery Boys" und es entstanden bis 1958 weitere 48 (!) Filme.
Über die Jahrzehnte gehörten folgende Darsteller zum harten Kern des Teams: Gabriel Dell (1919-1988), Leo Gorcey (1915-1969), Huntz Hall (1920-1999), Bobby Jordan(1923-1965), „Sunshine" Sammy Morrison (1912-1989), Donald Haines (1919-1943) und Bernard Gorcey (1880-1955). Von den insgesamt fast 90 Filmen die unter den diversen Namen entstanden, sind nur eine Handvoll jemals in Deutschland aufgeführt worden.