Inhalt:
Japan, in der Zeit der Sengoku-Periode (ca. 1477 - 1573 / bzw. 1600 wenn man die Schlacht von Sekigahara als Schlusspunkt dieser Periode wertet), in der diverse Samurai-Clans um die Herrschaft über das und die Einigung des Landes einen erbitterten Krieg führten.
Fürst Kunikaro Tsusuki (Takamaru Sasaki), der Herr des Spinnwebwald-Schlosses, seine Herrschaft wird von einem Verräter bedroht.
Doch die beiden tapferen Heerführer Taketori Washizu (Toshiro Mifune) und Yoshiaki Miki (Minoru Chiaki), welche befreundet sind, bleiben im Kampf siegreich, und somit ist die Herrschaft des Fürsten Tsusuki gesichert.
Auf ihrem Weg zum Schloss des Fürsten verirren sich Washizu und Miki jedoch im düsteren und dichten Spinnwebwald.
Sie begegnen einem hexenhaften Waldgeist, der ihnen folgendes prophezeit:
Washizu wird der Herr und Oberbefehlshaber des "Nord-Hauses", Miki wird der Herr und Oberbefehlshaber der "1. Festung" des Fürsten.
Washizu wird danach als Nachfolger des Fürsten Tsusuki der neue Herrscher über das Schloss im Spinnwebwald. Mikis Sohn wird ihm nachfolgen.
Die beiden Feldherren kehren schließlich in das Spinnwebwald-Schloss zurück, und messen der Prophezeiung nunmehr keine Bedeutung zu.
Tsusuki jedoch macht in der Tat Washizu zum Herrn des "Nordhauses" und Miki zum Herrn der "1. Festung", die Prophezeiung bewahrheitet sich also!
Die Ehegattin Washizus, Lady Asaji (Isuzu Yamada), ist machtbewusst und kalt-stoisch in ihrer Veranlagung. Sie überredet ihren Mann den Fürsten zu töten, und anderen die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben.
So bewahrheitet sich denn auch der 2. Teil der Prophezeiung. Um die Macht zu sichern, müssten Miki und dessen Sohn getötet und Lady Asaji schwanger werden.
Und so geschieht es tatsächlich, nachdem Tsusuki getötet und Washizu Herr des Schlosses im Spinnwebwald wurde, wird Miki ermordet, und Asaji schwanger. Der Sohn Mikis entkommt jedoch!
Washizu leidet zunehmend an Wahnvorstellungen, die Geister des Fürsten und Mikis erscheinen ihm, und Washizu wird immer paranoider. Lady Asaji erleidet indes eine Fehlgeburt.
Washizu sucht im Spinnwebwald den hexenhaften Waldgeist auf, ihm nunmehr offenbarend, dass er keine Schlacht mehr verlieren wird, "solange der Wald sich nicht bewegt".
"Wie sollte sich der Wald bewegen?", denkt sich Washizu, und hält sich nunmehr für unbesiegbar.
Der Sohn des Fürsten Tsusuki... Kunimaru (Hiroshi Tachikawa), der Sohn Mikis... Yoshiteru (Akira Kubo), sowie der dem einstigen Fürsten loyal ergebene Noriyasu (Takashi Shimura), sinnen auf Rache.
Sie sammeln ihre Samurai-Heere, um das Schloss zu stürmen, in dem sich Washizu mit seinen Kämpfern verschanzt hat.
Und der Wald ´bewegt´ sich in der Tat. Ein grausames, blutiges Schiksal nimmt seinen Lauf.....
Kritik:
Im Jahre 1957, 3 Jahre nach seinem Welterfolg "Die sieben Samurai" -dem "Geburts-Streifen" des fernöstlichen Actionfilms-, drehte Kult-Regisseur Akira Kurosawa diesen Jidai Geki als Mixtur aus Abenteuer-Chanbara, Drama, Fantasy und leichtem Gruseln.
Und es entstand ein für seine Zeit der Entstehung durchaus spannender und gelungener Film, der noch heutzutage etwas Faszinierendes an sich hat.
Mit Kurosawa habe ich so meine Probleme was Chanbara/Jidai Geki betrifft, so wie ich halt Probleme mit King Hu hinsichtlich Eastern habe.
Beide Regisseure stehen für ´anspruchsvoll gepflegte´ Langeweile, für so ambitioniert-epische wie langatmig-lahme Streifen, die einfach nur langweilig sind.
Was "Regen in den Bergen" und "Ein Hauch von Zen" (siehe meine Verrisse auf dieser Webseite, jeweils 1/10-Wertungen) für King Hu sind, sind "Kagemusha" und "Rashomon" für Kurosawa: Extrem langweilig.
Doch bezüglich Chanbara/Jidai Geki kommt man an Kurosawa ebenso wenig vorbei, wie beim Eastern an King Hu.
Zudem ist "Das Schloss im Spinnwebwald" ("Throne of Blood") in nahezu jedem Chanbara-Ranking im Internet gelistet, man kommt also als Fan des Genres nicht dran vorbei.
Und als ich las, dass hier ein Stoff des Dramatikers Shakespear faktisch "1:1" verfilmt wurde, dachte ich:
Ich und ein Review über diesen Film, das kann ja heiter werden (= Verriss wie bei "Ein Hauch von Zen").
Ich muss dazu sagen: Shakespear..., ich kenne kein einziges Werk von ihm, und auch "Macbeth" auf dem "Throne of Blood" fußt, ist bzw. war mir vom Inhalt her völlig unbekannt.
Um so überraschender..., "Das Schloss im Spinnwebwald" ist ein für seine Zeit ziemlich starker, insgesamt spannender und tatsächlich gelungen unterhaltender, wenngleich episch-ambitionierter Film (auch ohne nennenswerte Action-Sequenzen)!
Und das liegt am Tempo das Kurosawa hier einlegt, an der ganzen mysteriös-geheimnisvollen Aura, der düsteren und leicht gruseligen Atmosphäre dieses Streifens, den intensiven Darstellungen, der ganzen kohärent-spannungsgeladenen Umsetzung der Storyline dieses Klassikers.
Stringent-intensiv in Szene gesetzt, verdichtet sich die Atmosphäre wie die gesamte Handlung immer mehr, die 105 Minuten sind kompakt-packend inszeniertes Jidai Geki-Kino.
Hinzu kommt, dass es ein Film wie ein Gemälde ist, mit einer Bildsprache und -führung, die virtuos ist. Und die Kostüme und die Ausstattung sind süperb und äußerst detailreich.
Die Samurai sind hier durchweg alle und die ganze Zeit lang in ihren -ja sehr umfassenden und umfangreichen- Kriegsrüstungen agierend.
Dies authentisch, die Hauptakteure und hunderte von Komparsen in den Massen-Szenen.
Dazu die Außen-Drehorte auf Lava-Feldern, der mystisch angehauchte, düstere Spinnwebwald mit seinem Schloss in Nebel getaucht und mit wuchtigen Mauern, sowie authentische Indoor-Kulissen in den Residenzen der Samurai und Fürsten, und dazu Geister-Grusel.
Das alles trägt natürlich zu der sich verdichtenden Atmosphäre des Films in relevanter Weise bei.
Und es geht natürlich auch bei diesem episch-ambitionierten Drama Kurosawas um eine Aussage, eine Botschaft: Ehrgeizzerfressen-wahnhaftes Machtstreben führt ins -hier letztlich tödliche- Verhängnis.
Auch die Darstellungen sind intensiv und kraftvoll.
Allen voran Toshiro Mifune als Anti-Held, als Hauptfigur, die immer wahnhafter und machtbesessener in ihrem Charakter wird.
Das verlangt ein hochintensives Spiel Mifunes, der als der größte Filmschauspieler Japans gilt. Immer die absolute Ernsthaftigkeit in der Mimik und dieser total stechende Blick aus immer mehr Wahnhaftigkeit ausdrückenden Augen.
Das hat Mifune hier voll drauf..., und dieses Lachen, das Brüllen und diesem dem Irrsinn Verfallen, mit seiner ganzen ausufernden Machtbesessenheit.
Starke Leistung und Performance von Mifune, auch davon lebt natürlich dieser Jidai Geki.
Isuzu Yamada ist die Ehegattin der Hauptfigur. Stoisch-kalt und abgebrüht, mit weiß gepudertem, käse-bleichem Gesicht, wirkt sie unnahbar und mystisch-geheimnisvoll, ja gruselig.
Ruhig, fast sachlich-nüchtern spricht sie, und ihre ausgeheckten und an die Machtorientierung ihres Gatten apellierenden Pläne aus. Unheimlich..., wie die ganze Aura des Films selbst. Später verfällt auch ihre Figur ins Wahnhafte, wird sie unsicher-labil und verliert den inneren Halt.
Das ist von Yamada gekonnt und variabel verkörpert. Ihr wahsinnig werdender Gatte, und ihre eigene gruselig-unheimliche Performance als unnahbares, ja asexuell wirkendes... tja.. "Wesen".
Die sonstigen Darsteller agieren solide und als gefestigtes Ensemble. Die den hexenhaften Geist Darstellende am Spinnrad, käseweiß auch diese Figur geschminkt, Gänsehaut-Feeling verströmend.
Action gibt es wenig, keine ´echten´ Kämpfe. Massen-Szenen mit Reitern und Samurai-Heerscharen, doch ist die Endsequenz auch blutig und dramatisch.
Ein Schwall von Kyudo-Pfeilen..., und WIE das gemacht wurde, als das Opfer diesem Pfeil-Hagel ausgesetzt ist, das ist bemerkenswert und überzeugend umgesetzt.
"Das Schloss im Spinnwebwald", für sein Baujahr ist das großes Jidai Geki-Kino und ein schön umheimlich-düsterer Mix aus Samurai-Drama und Fantasy-Grusel. Heutzutage sicher etwas antiquiert, doch hat der Film auch heute noch durchaus etwas Faszinierendes an sich.
Kein klassischer Chanbara, aber dieses Werk Kurosawas hat seine guten Positionierungen in den Rankings des Genres im Internet absolut verdient.
8/10.