"The Thief and the Cobbler" besitzt eine bewegte Entstehungsgeschichte, welche streng genommen bis heute (2014) noch immer nicht abgeschlossen ist. "Thief" war von 1964 bis zu seiner offiziellen Veröffentlichung 1993 in Produktion und gilt somit als der Film mit der längsten Produktionszeit aller Zeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig: Geistiger Vater von "Thief" ist der Animationskünstler Richard Williams, welcher in seinem Fach als überragender Meister gilt. Mit "Thief" hatte er den Versuch unternommen, den technisch brillantesten Animationsfilm aller Zeiten zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen und mit dem Wissen für solch ein ambitioniertes Unternehmen keine Finanzierung von einem Filmstudio erwarten zu dürfen, entschied sich Williams den Film in Eigenregie zu realisieren. Budgetprobleme und andere Projekte unterbrachen immer wieder die Arbeiten an "Thief", was somit zu der extrem langen Produktionszeit führte.
1988 schließlich schien das Schicksal es gut mit Williams zu meinen. Durch den Erfolg von "Falsches Spiel mit Roger Rabbit", bei dem Williams das Animationsteam führte, unterbreitete man ihm den Vorschlag, die Finanzierung seines Lebenswerkes zu billigen und den Film anschließend zu veröffentlichen. Allerdings sprengte Williams sowohl den von Warner Bros. vorgegebenen Zeitrahmen als auch das zugebilligte Budget. Das Ergebnis war, dass Williams sein Lebenswerk entrissen wurde und hastig von Produzent Fred Calvert ohne Williams Hilfe fertiggestellt wurde.
Da Williams Version angeblich als nicht vermarktbar galt, wurde der Film vollständig auseinandergepflückt, umgeschnitten und lange Passagen entfernt. Wie Umfangreich dieser Recut gewesen sein muss, kann man sich nur vorstellen, wenn man diversen Quellen Glauben schenkt, welche davon sprechen, dass annähernd 60 Minuten von Williams Originalmaterial aus dem Film entfernt wurden. Um die dadurch entstandenen Storylücken zu schließen, wurden hastig (und billig) neue Animationssequenzen nachproduziert, um den ursprünglich eigentlich bereits fast fertigen Film in der neuen Flickwerkversion fertigstellen zu können.
Der "Recobbled Cut":
Insbesondere in Kreisen der Animationszunft rief der letzte Akt der Produktionsgeschichte von "Thief" seit jeher oftmals Wut und Unverständnis hervor. Dies führte schließlich dazu, dass sich einige Künstler, welche u.a. an "Thief" zu irgendeinem Zeitpunkt mitgearbeitet hatten) sich dazu berufen fühlten, Williams Originalversion wiederherzustellen.
Als Grundlage diente der nicht ganz vollendete Workprint, das Drehbuch, sowie alles mögliche andere Material von Skizzen bis zu Szenen, welche nur in diversen Trailern zu sehen waren. Initiator dieses sogenannten "Recobbled Cut" ist Garrett Gilchrist, welcher keine Mühen scheut an neues Material heranzukommen um die definitive Version wiederherzustellen. Das Echo, welches Gilchrist widerfährt ist unglaublich positiv und viele ehemalige Mitarbeiter des Films haben in ihren Archiven herumgewühlt um Gilchrist breitwillig mit neuen Material zu versorgen. Die Szenen, welche selbst bis 1993 noch nicht fertiggstellt wurden, wurden auf Basis des vielfältigen Materials von Animationskünstlern weltweit in ihrer Freizeit angefertigt, um sie dem "Recobbled Cut" hinzuzufügen.
Im Jahr 2013 wurde mit "The Thief and the Cobbler - Mark IV" die bereits vierte überarbeitete Fassung des Recobbled Projekts veröffentlicht, welche der Originalversion bereits äußerst nahe sein soll. Wann es ein weiteres Update gibt, ist noch nicht klar - aber das Projekt gilt als noch nicht abgeschlossen (Stand: Feb. 2014) - womit der Film inoffiziell seit bereits über 50 Jahren in Produktion ist...
Anzumerken ist, das der Schöpfer von "Thief", Richard Williams, an der Restauration seines Meisterwerkes nicht beteiligt ist. Aus diesem Grund spricht Gilchrist auch von dem "Recobbled" und nicht vom "Director's Cut".
Workprint 1992: 91 Min.
Kinoversion 1993: 72 Min.
Recobbled Cut - Mark IV: 100 Min.