Nelson Mandela, gespielt von Morgan Freeman, der aus dem Gefängnis entlassen und zum Präsidenten Südamerikas gewählt wurde, beginnt den Kampf gegen die Apartheid. Er will das alte Rassendenken nicht nur vom Papier, sondern auch aus den Köpfen der Menschen verdrängen, wozu ihm die Rugby-WM im eigenen Land gerade recht kommt. Er versucht schwarze wie weiße Bürger für das Team zu begeistern, wofür er unter Anderem den Kapitän der Mannschaft, gespielt von Matt Damon, gewinnen kann.
In den letzten Jahren schien Clint Eastwood wirklich alles zu gelingen. Mit "Million Dollar Baby", "Mystic River", "Gran Torino" und "Der fremde Sohn" gelangen ihm zahlreiche Meisterwerke, bei den Oscar-Verleihungen war der ehemalige "Dirty Harry"-Darsteller praktisch Stammgast und avancierte zu den besten und gefeiertsten Regisseuren seiner Zeit, zum Weltstar, zur Ikone, zur Legende. In Anbetracht der hohen Erwartungshaltung, die dies nun mal mit sich bringt, wurde "Invictus" mitunter sogar als Enttäuschung gewertet, was der klar überdurchschnittliche Film jedoch nicht verdient hat.
Letztlich ist die Inszenierung von Eastwood nämlich einmal mehr ausgezeichnet. Ohne nennenswerte Brüche oder dramaturgische Aussetzer zeigt Eastwood auch diesmal den straffen, stringenten Erzählstil, der ihn schon seit Jahren auszeichnet, eine klare Erzählstruktur, die simpel wirkt, aber zahlreiche weniger talentierte Regisseure vor eine unlösbare Aufgabe stellen würde. Und damit unterhält "Invictus" auch durchgehend, zumal Eastwood auch audiovisuell routinierte Arbeit leistet, die Rugby-Stadien sehenswert in Szene setzt und auch bei den dynamischen Spiel-Sequenzen keinerlei Fehler macht. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass auch der südafrikanische Staat als solcher gut in Szene gesetzt ist.
Hinzu kommen die darstellerischen Meisterleistungen. Morgan Freeman, der unter Eastwoods Regie bereits in "Erbarmungslos" und "Million Dollar Baby" sein Können unter Beweis stellte, weswegen er für den letzteren auch mit dem Oscar prämiert wurde, ist wohl der denkbar beste Schauspieler für die Rolle des südafrikanischen Präsidenten. Freeman wirkt in der Rolle authentisch, gibt ein glaubhaftes Portrait eines Mannes ab, der niemals aufgab und sich durch seine beinahe übermenschliche Güte auszeichnete. Mit Charisma und einer ungeheuren Präsenz spielt Freeman in regelrechter Hochform auf, wobei er seinem Charakter auch zahlreiche menschliche Züge verleiht, die seine Darstellung komplettieren. Daneben ist besonders Matt Damon hervorzuheben, der die Aufgabe des Teamkapitäns perfekt meistert, wobei auch die restlichen Nebendarsteller keinen Grund zur Beschwerde hinterlassen.
So hätte "Invictus" wohl durchaus das nächste Meisterwerk von Eastwood werden können, doch dafür gibt das Skript leider nicht genug her. Sicherlich vermittelt es einen recht realistischen Eindruck von Mandela und der damaligen Post-Apartheid-Situation in Südafrika und die Rugby-WM als exemplarisches Ereignis zur Annährung der Rassen könnte sicherlich ebenfalls schlechter gewählt sein, doch alles, was über einen soliden bis ordentlichen Rahmen hinausginge, wird leider falsch gemacht. Bei dem einen oder anderen Dialog sind Dopplungen zu erkennen, die dem Geschehen ein wenig die Fahrt nehmen, außerdem fehlt im Hinblick auf die Darstellung der politisch/gesellschaftlichen Situation ein wenig der Biss, ein Schuss Mut zu Kritik und Provokation. Erschwerend hinzukommt, dass der Film ein wenig zu glatt verläuft, so wirkt das Ende etwas arg geschönt, während sich das Geschehen zunehmend den Konventionen des Sport-Genres unterordnet.
Fazit:
Auch wenn die Story so ihre Defizite haben mag, etwas glatt und konventionell verläuft, ist "Invictus" doch ein guter Film, der aufgrund von Freemans Gala-Vorstellung und Eastwoods narrativen Ausnahmefähigkeiten ordentliche Unterhaltung bietet.
70%