Über die Serie könnte man wahrscheinlich ganze Abhandlungen schreiben. Es gibt einiges nachzulesen, Theorien und Interpretationen, was auch beabsichtigt scheint. Denn NGE präsentiert nicht alle Antworten, lässt Mechaniken offen und bietet damit bis heute einigen Gesprächsstoff.
In der von Hideaki Anno erdachten Welt wird der vierzehnjährige Shinji Ikari zu der Organisation NERV berufen. Diese bekämpft mittels steuerbarer Waffen in humanoider Form die sogenannten Engel., die die Menschheit in einer gewissen Regelmäßigkeit angreifen.
Doch es steckt noch so viel mehr dahinter. Dabei sind die Kampfsequenzen eher Nebensache. NGE geht erst bei der Interaktion der Charaktere miteinander in die Tiefe, ebenso wenn es sich mit dem Innenleben dieser auseinandersetzt. So wie Schöpfer Hideaki Anno mit seinem. Insbesondere auf Shinji wird hier eingegangen, aber auch die meisten anderen Figuren schleppen ein Trauma mit sich herum. Das ist einerseits eine gute dramatische Grundlage, um mit den Figuren zu arbeiten. Andererseits, und das ist mein größter Kritikpunkt, wird dies derart repetitiv eingesetzt, dass es enervierend wirken kann. Mitunter ist das Verhalten der Figuren anstrengend und die sich wiederholenden Ausraster oder Lethargien sammeln sich an, ohne dass es ein Zugewinn für die Entwicklung ist. So scheint dies Methode zu haben, ist mehr die Verbildlichung eines Zustands anstelle eines Wegs zur Lösung.
Das Ende bedarf da besonderer Erwähnung, die beiden letzten Folgen 25 & 26 verlangen nochmal einiges an Aufmerksamkeit und sind beachtenswert inszeniert. Viel Aufarbeitung, die aber auch wieder zu oft wiederholt wird.
Trotz alledem merkt man, dass es sich um ein besonderes Projekt handelt, der Status ist durchaus nachvollziehbar. NGE ist eine lohnenswerte Anime-Serie mit Kultstatus, die in ihrer Auseinandersetzung mit dem Innenleben der Figuren, den Ängsten und Reaktionen eher für ein älteres Publikum zu empfehlen ist und bei der sich mehr als nur eine Sichtung lohnt.