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SPOILER

Christopher Nolan hat es bereits mit seinem ersten relativ großen Film ein wahres Meisterwerk vorgelegt.
"Memento" konnte Kritiker und Filmfans gleichermaßen begeistern und somit waren die Erwartungen für den nächsten Film natürlich entsprechend hoch. Dass er die Erwartungen erfüllen konnte zeigt er aber mit Insomnia mehr als eindrucksvoll.

Der Film ist zumindest in der Grundstory und Thematik ein Remake des norwegischen Thrillers "Todesschlaf".
Der Mord an einem Teenager führt zwei Detectives in den entlegendsten Winkel von Alaska, wo die Sonne im Sommer nie untergeht. Dormer ( Al Pacino ) und Eckart (Martin Donovan) haben aber nicht nur mit dem Mordfall zu kämpfen, sondern auch mit internen Problemen. Eckhardt gesteht Dormer das er vor dem Untersuchungsausschuss gegen ihn aussagen wird, wegen eines Falls in dem Dormer Beweismittel untergeschoben hat. Zudem macht Dormer die Helligkeit zu schaffen. Er kann nicht schlafen, was ihm zunehmend Probleme bereitet. Als sich die Zahl der Verdächtigen reduziert, und man dem Mörder eine scheinbar sichere Falle stellt, kommt es zum Drama: Dormer erschießt im Nebel Eckart. Der wahre Mörder, der Schriftsteller Walther Finch (Robin Williams), hat den tödlichen Schuss beobachtet und nutzt das Wissen gegen Dormer, der zudem immer mehr Probleme mit der neugierigen Dorfpolizistin Ellie (Hilary Swank) bekommt....

Nolan schafft mit "Insomnia" einen der wohl düstersten und pessimistischsten Thriller seit langem. Man sieht Dormer mit jedem Tag, den er ohne Schlaf verbringt mehr und mehr an, das er nicht nur einen Killer jagt, sondern gleichzeitig von seiner eigenen Vergangenheit gejagt wird, das sich die Geister seiner Vergangenheit gegen ihn verschworen haben. Recht schnell offenbart sich dem Zuschauer und auch Dormer wer der Mörder ist. Und doch nimmt das dem Film nicht die Spannung. Denn spätestens ab dem Zeitpunkt wo Finch Dormer mit seinem Wissen in der Hand hat und ihm immer einen Schritt voraus ist, weis man das es für Dormer ebenso wie für Finch nur einen Weg gibt um Erlösung und Schlaf zu finden. Die Düsterheit geht hier von den Figuren aus, sie scheinen die ganze Nacht in sich aufgesogen zu haben. Und als sich endlich der tödliche Schlaf über Dormer legt weiß man, dass es für ihn eine Erleichterung ist.

Al Pacino gibt in der Rolle des Dormer eine der besten Leistungen seit langem, wenn nicht sogar seines Lebens. Zunächst als arroganter Großstadt Cop, der sich seiner Position und vermeintlichen Überlegenheit sicher ist, wird er mit jeder hellen Nacht mehr und mehr zu einem psychischen Wrack. Diese Wandlung vollzieht Pacino geradezu perfekt. Auch Robin Williams als Finch überzeugt. Zunächst zurückhaltend und verletzlich, explodiert er im Finale und zeigt die Abgründe die sich davor nur in kleinen Gesten andeuteten. Hillary Swank überzeugt ebenfalls und steht als dritte Oscargewinnerin im Staraufgebot den Männern in nichts nach.

Christopher Nolan ist mit "Insomnia" ein Film gelungen, der zugleich Charakterstudie und Thriller ist, der ebenso von seinen starken Bildern lebt, wie von der Präsenz der Darsteller. Der Film übertrifft das skandinavische Original um längen, und sollte eigentlich bei jedem Thriller Fan im Regal stehen. Nolan hat damit eindrucksvoll bewiesen, das "Memento" keine Eintagsfliege war. deshalb 9 von 10 Punkten.

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