Dass nicht schon früher jemand auf die Idee gekommen ist, genau diese Prämisse auf die Leinwand zu schmettern, ist im Zuge des immer stärker eskalierenden Mobbings unter Schülern sehr erstaunlich.
„Saw“ - Junior kommt zwar (glücklicherweise) nicht dabei heraus, doch die latent beklemmende Grundstimmung sorgt für nachdenkliche Tendenzen, - sogar ohne den erhofften Tiefgang in Sachen Figurenzeichnungen.
Besonders fesselt ist die Handlung in der Vorbereitung der durchgeplanten Racheaktion rund um den Schüler Dane und einigen weiteren Außenseitern an der Schule.
Da liegt etwas in der Luft, denn die fast gleichgültige Abgeklärtheit der Gehänselten und Gedemütigten deutet auf eine groß angelegte, kollektive Racheaktion hin, von der man als Zuschauer zunächst nur erfährt, dass diese während einer Party in einem abgelegenen Haus stattfinden soll.
Bis dato werden die Bitches zwar ein wenig zu überzogen in Szene gesetzt, doch dafür erhält man mit dem Schüler Bradley und seinen Kumpanen jenes verachtungswürdiges Bild von egozentrischen Baseballspielern, die für etwas Spaß auf Kosten anderer jede Form von Gewalt in Kauf nehmen.
Unterdes erfahren wir zwar keine familiären Hintergründe der Outsider, welche für die Abwicklung des Showdowns an komplexer Glaubwürdigkeit beigetragen hätten, doch die merkwürdige Introvertiertheit und eine philosophische Sequenz am Lagerfeuer mit der jeweiligen Definition des Begriffes Hölle lässt zumindest erahnen, mit welcher Motivation die Gruppe an ihre Racheaktion herangeht.
In einer Mischung aus kollektiven Hass und dem Wunsch nach Genugtuung verfolgen die Außenseiter recht zielstrebig ihren Weg und sind bei alledem bestens vorbereitet, falls mal jemand aus dem Gebäude entkommen sollte, ein Cop mitmischt oder gar ein Vietnam-Veteran um die Ecke wohnt…
Kontrovers ist die Angelegenheit allemal, denn wer ständig gehänselt wird, tut besser daran, seinem Feind mal ordentlich die Meinung zu geigen, anstatt sich mit einer perfiden Aktion in Richtung Sonnentempler auch noch per Internet-Cam unsterblich machen zu wollen.
Doch Regisseur Joey Stewart tut gut daran, die Rachetaten nicht allzu sehr in den Vordergrund zu rücken und trotz kleinen Gewalteinlagen wie abgetrennten Fingern, Bärenfalle oder dem Einsatz von Akkupunkturnadeln nicht zum reinen Torture-Porn zu verkommen.
Auch wenn einige Ansprachen von Dane vor den Gefesselten ein wenig zu ausladend daherkommen, gibt es eine Menge Denkanstöße, sich in die Lage von Außenseitern zu versetzen und deren Position einzunehmen.
Die latente Frage „Warum ich“ wird umgekehrt und insgeheim dürfte man einem wie Bradley lieber jetzt als später an den Kragen wollen.
Leider wirkt die Erzählung stellenweise arg sprunghaft, da manche Randfiguren abrupt verschwinden oder Nebenhandlungsstränge keine Pointe aufweisen (der Vietnam-Typ oder das Schwarzweiß-Intro mit der Entstellten im Burger-Laden).
Logiklöcher und Unwahrscheinlichkeiten sind ebenfalls reichlich enthalten (alle auf der Party trinken von der Bowle mit dem Betäubungsmittel und fallen nahezu zeitgleich allesamt in Tiefschlaf/ trotz Ketten könnten sich die Gefangenen jederzeit zur Wehr setzen, unternehmen aber nicht einen Versuch) und am Ende werden einige arg konstruiert wirkende Gegebenheiten bemüht, um ein für alle Seiten zufrieden stellenden Ausgang zu bewirken.
Dennoch punktet der Streifen im Gesamtbild mit seinem bedrückenden Konzept, welches im Kern durchaus authentisch erscheint und demzufolge nicht gänzlich kalt lässt: Wenn sich Außenseiter einer Schule zusammenrotten, ist leider alles möglich und wie Dane zwischenzeitlich ausführt: „ Für alle gibt es einen Punkt, an dem sie das Unvorstellbare tun können“, - etwas mehr Emotionalität hätte dem Film allerdings gut getan, denn trotz gelungener Ansätze bleiben nur wenige Szenen, geschweige denn, eine ergreifende Message hängen, was ihn letztlich ein wenig in die Mittelmäßigkeit mit verschenktem Potential herabstuft…
6 von 10