Drei Jahre hat es gedauert und jetzt haben wir endlich unseren Blade zurück. Die Gehirne lagern schön brav vor dem Kinosaal in einem feuchten Gefäß und wir genießen flotte Actionunterhaltung mit unserem schwarzen Vampirjäger.
Funktioniert das noch genauso gut wie vor drei Jahren? Reichlich Action, comicheftähnliche Handlung, coole Helden, stilisierte Sets und als Fazit ein "no-Brain-necessary"-Popcorner?
Es funktioniert!
Blade 2 ist, stärker noch als der Vorgänger, das absolute Actiongewitter, ein Feuerwerk aus Gehäcksele und Martial Arts-Einlagen, garniert mit ein paar coolen Sprüchen. Sämtliche wichtigen Elemente des Originals wurden wieder in den Film eingebracht, einige sogar so deutlich, daß man von Plagiat sprechen könnte.
Stilistisch wurden allerdings Änderungen vorgenommen. Als Schauplatz ist Prag gewählt worden und hier hackt sich Blade auf der Suche nach seinem toten/doch-nicht-so-toten/vampirisierten Freund Whistler durch die Unterwelt, während eine neue mutierte Superspezies von Vampiren, die auch Vampire reißenden Reaper, die Stadt unsicher machen.
Dementsprechend düsterer sind die Sets und der ganze Inszenierungsstil. Hier gibt es, soweit ich das feststellen konnte, überhaupt keine Szene bei Tageslicht, sondern es wurde nur bei Nacht und innerhalb von Räumen gefilmt. Farblich wurde die steril-weiße Nüchternheit des ersten Teils gegen ein gut in Szene gesetztes Halbdunkel getauscht, aufgehellt durch viel gelbes und blaues Licht. Das ist trotz des Wechsels sehr gut rübergekommen und läßt Platz für zahlreiche rein computergenerierte Kampfsequenzen, die sonst wesentlich durchsichtiger ausgesehen hätten.
Erzählerisch ist das keineswegs revolutionär, was del Toros Film gegen Teil 1 zu bieten hat. Die ersten Szenen gehören Whistlers Wiederkehr, die so bezaubernd unklar erklärt wird, daß es der Unlogik schon Freude macht.
Anschließend geraten wir in die Reaper-Affäre, die Blade zum Mitarbeiter des Vampirreichs macht und ihn gleichzeitig zum Anführer der blutreichen Sieben macht, die man als SWAT-Team ausschickt, die Monsterglatzen auszurotten. Soweit, so schön. Hinter all dem steckt natürlich eine Intrige des Vampirherrschers, ein paar familiäre Auseinandersetzungen gibt's auch noch und ein Verräter darf ebenfalls nicht fehlen.
Der Schluß mit der Gefangennahme und Befreiung samt großem Schlußgefecht ist allerdings flott kopiert, war aber zu erwarten.
Leider weiß das Drehbuch oft mit seinen Möglichkeiten wenig anzufangen. Im Gesamtkontext konzentriert sich das Geschehen auf diverse minuten- bzw. viertelstundenlange Gefechte und knackige One-Liner, mehr noch als der erste Teil. Leider ist mehr nicht unbedingt besser. Irgendwann ermüdet dann der Bombast der Kämpfe doch und man wünscht sich erlesenere Gefechte, als die rasend schnell hier inszenierten.
Aus den sieben Vampiren wird leider viel zu wenig gemacht, nach gut zwei Dritteln wird das Grüppchen bis auf zwei von ihnen aufgerieben, die wir uns bis zum Showdown aufheben.
Hier offenbart sich auch die große Schwäche des zweiten Teils: während Teil 1 auch kein intellektuelles Meisterwerk war, wurde man da immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, meist durch die oft als dröge hingestellten Szenen mit der gebissenen Ärztin. Hier gibt es so etwas nicht. Blade 2 schwebt im comichaften Overkill vor sich hin und das erzählerische Gewand bekommt arge Risse.
Beispiele gefällig? Da erfinden Scud und Whistler mitten im Film nach entsprechender Suche im Schrott eine Tageslichtbombe und haben am darauffolgenden Abend bereits Hunderte davon fertig.
Da attackieren zwei Vampire Blade zu Beginn in einem Ganzkörperanzug mit Maske und Sichtgerät; wenn die Sieben jedoch tagsüber in die Kanalisation ausrücken, tragen sie einen Fetisch-Kampfanzug anderer Couleur, jammern über das Tageslicht, tragen keinen Kopfschutz und noch nicht mal den beliebten Sun-Blocker.
Da werden sieben Vampire jahrelang zur Jagd auf Blade ausgebildet, darunter ein verliebtes Pärchen. Er als Zwei-Meter-Hulk verschweigt einen Reaperbiß und sie, eh ungewöhnlich furchtsam, verwandelt sich bei seinem Reaper-Anblick in ein wimmerndes Mäuschen und klettert fatalerweise ans Tageslicht.
Da haben wir nach diversen erfolglosen Gefechten einen asiatischen Vampir, der immer noch versucht, die Reaper zu durchbohren, anstatt es mit Tageslicht oder (wenn wir schon mit Schwert arbeiten) mit Kopfabschlagen versuchen.
Da haben wir einen Vampirkönig, der sieben Vampire ausschickt, sich selbst aber nur von Menschen umgeben läßt, die mit wirkungslosen Waffen bestückt sind.
Das fällt unangenehm auf und so gut dann auch das Schlußgefecht mit Ho-ho-Faktor daherkommt, ist es mehr als übertrieben, wenn Blade eine ganze Armee von Helfern des Vampirherrschers niedermacht. Die kommen im Stil schlechter Filme auch schön einer nach dem anderen angelaufen, um sich plattmachen zu lassen.
Sicher, das rockt, wenn Blade frischgestählt aus dem Blutbad steigt (nebenbei die beste Sonnenbrillenszene seit T2), doch das die gute Sehhilfe während des schlußendlichen Monstergefechts nicht einmal verrutscht, erinnert doch fatal an eine oft parodierte Haarspray-Reklame. Der Schlußkampf ist Bombast pur und die Filmlogik verschwindet hier auch kurz in den Urlaub.
Ein Fest dagegen Masken und Effekte. Die Reaper kommen unterkiefermäßig als Predator-Verschnitte rüber und eine matschige Autopsie (die ein wenig an Aliens erinnert) fördert das kollektive "Iiiih". Der Schnitt ist absolut hochprozentig, läßt aber manchmal die Orientierung vermissen, wenn man die Sequenz im Haus des Schmerzes betrachtet, die etwas unübersichtlich ist. Die Kämpfe sind erlesen, Snipes in Hochform, auch wenn verstärkt auf computergenerierte Sequenzen zurückgegriffen wird. Es wird gehackt, geschlitzt, durchtrennt, in der Mitte durchgehauen, erschossen und verglüht, daß es nur so eine wahre Freude ist, denn so kann man ganz gemütlich zwei geistlose Stunden verbringen.
Da ist es hilfreich, daß Snipes mit wunderbar lässigem Stoizismus an jede noch so dröge, eindimensionale Rolle rangeht und sie in etwas Atmosphärisches verwandelt. Cool ist, wenn auch nachts die Sonne scheint.
Kristoffersen und Perlman geben ihr Letztes, nur läßt der Film wieder keine Brücken für einen dritten Teil bestehen, sondern macht alles klein, was sich überleiten ließe.
Versteht mich nicht falsch, für Blade-Fans ist das der richtige Film und der Comic-Faktor hat sich noch erhöht und gefallen hat er mir auch. Aber das gewisse Quentchen Bodenständigkeit hat er hiermit verloren. Im übrigen war ich eher ein Fan der sterilen Künstlichkeit des Originals. Trotzdem ein Frühjahrsfest, wie ich es gern öfters hätte. (7/10)