Um eines vorweg zu nehmen: Wer bei diesem Film einen wildromantischen Vampirfilm mit tiefgründiger Handlung erwartet, ist hier sicherlich falsch. Blade2 bietet Popcorn-Kino vom Feinsten - wenn interessiert es da schon, ob der Film schlichtweg unrealistisch ist, oder eine Vielzahl von Elementen schlichtweg aus anderen Filmen geklaut wurden? Dracula, Predator, Alien, die Mumien oder Matrix - die Liste läßt sich beliebig verlängern. Fans des modernen Action Kinos vom Schlage einer MTV-Clip-Generation kommen garantiert voll auf ihre Kosten.
Die Handlung in Kürze:
Anstelle - wie im ersten Teil - gegen seine alten Feinde, die Vampire, zu kämpfen, muss sich Blade im zweiten Teil mit Ihnen verbünden. Der Grund: "Es gibt Jemanden, der gefährlicher ist als Du". Gemeint sind die Reaper, eine neue Rasse von Supervampiren, die nicht nur Menschen, sondern auch andere Vampire anfallen. "Infizierte" Vampire verwandeln sich dann ebenfalls in Reaper und jagen - Drogenjunkies gleich - andere Vampire. Zusammen mit einer Spezialeinheit von Vampiren, dem "Bloodpack" - ursprünglich ausgebildet, um Blade zu bekämpfen - zieht Blade in den Kampf gegen die neue Bedrohung. Denn für ihn steht ausser Frage: Wenn erst einmal alle Vampire infiziert wurden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch "seine geliebten" Menschen an der Reihe sind.
Blade2 ist nicht besser als Teil eins, er ist schlichtweg anders. Während im ersten Teil die Vampirmystik um den Ursprung der Vampire eine Rolle spielte, liegt hier ein knallharter Actionfilm mit einer mehr oder weniger geradlinigen Handlung - ohne große Überraschungen - vor. Der Film ist schneller, härter, dunkler und brutaler als Teil 1. Für Fans anspruchsvoller Vampirgothic ist er sicherlich nichts. Für Anhänger hammerharter Action ist es geradezu ein Fest. Der Film ist teilweise so rasant geschnitten, dass man an einigen Ecken den Überblick verliert, untermalt von hämmernden Techno- und Rock-Beats. Blade schießt, hackt und brennt sich seinen Weg mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit durch die Supervampire, dass dagegen selbst die Lobby Szene von Matrix wie eine Zeilupenaufnahme aussieht. Die Splatter Elemente der Kino-Fassung sind derb und zahlreich, ohne jedoch zu dick aufzutragen - man ahnt bei der rasanten Schnitt-Technik mehr, als dass man wirklich sieht: Kaum "geschlachtet", schon zerfallen die Dahingeraften zu Staub - alles mega-fix.
Langweilig wird der Film eigentlich nie. Auf all zu viel Charaktertiefe wurde verzichtet. Der Film steigt gleich in die Handlung ein und verläßt sich auf die Charakterbekanntheit aus dem ersten Teil. Der Film ist ein einziger - unrealistischer (egal!) - Comic, gefilmt wie ein düsterer MTV-Clip. Zum Erfolg dieses Rezeptes trägt zweifellos ein exzellenter Wesley Snipes bei, dem die Rolle des Blade geradezu auf den Leib geschrieben zu sein scheint: Eine Comicfigur, die scheinbar jede Situation im Griff hat, einfach nicht tot zu kriegen ist und der nie, nie, nie die Munition auszugehen scheint.
Klar, die Handlung hat Lücken: Blades Vorgeschichte (Geburt) wird im Vorspann in 10 Sekunden abgehandelt und von einer Stimme aus dem off kommentiert, die Rückkehr Whistlers wird fadenscheinig erklärt, Vampire bekommen bei Ihrer Verwandlung neben ihrem Blutdurst gleich einen Karate Kurs gratis dazu und offensichtlich ist Blade selbst ein egoistischer Hardcore Sadist vom Feinsten: anstelle die Vampire mit seinem tollen Gegenmittel von ihrem Blutddurst zu heilen, metzelt er lieber munter drauf los - bis zum ohrenbetäubenden Finale.
Gegen solche Lücken hilft nur jede Menge Popcorn...
Wertung: 10/10