Nachdem „Blade“ sich 1998 zum Überraschungserfolg gemausert hatte, ging es anno 2002 in die nächste Runde, mit mehr Budget und neuem Mann auf dem Regiestuhl.
Eine Blutbank im Ostblock. Ein seltsam aussehender Mann betritt die Bank und macht Angaben über sich und seine Familie – die er nicht hat. Die Mitglieder der Blutbank erweisen sich als Vampire, die das scheinbar ideale Opfer gefunden haben. Doch plötzlich fällt der Mann die Vampire an und tötet sie. Eine Gefahr für Vampire? Damit erweitert das Sequel die „Blade“-Welt, denn während der Wechsel in den Ostblock bereits am Ende des Erstlings angedeutet wurde, so waren dort keine weiteren Spezies aus den Vampiren und dem Daywalker Blade unterwegs.
In einer kleinen Credit-Sequenz erklärt Blade (Wesley Snipes) noch mal kurz die Vorgeschichte – für diejenigen, die den ersten Teil nicht kennen. Neu ist lediglich die Tatsache, dass sein Kumpan Whistler (Kris Kristofferson) doch nicht gestorben ist (allerdings hat man seinen Tod in Teil eins nie gesehen), sondern von den Vampiren am Leben erhalten wurde – als Beinahe-Vampir in einem Bluttank. In der folgenden Szene hat Blade endlich Erfolg bei seiner Suche, wobei zuvor noch einiges an Vampirpack stilecht ins Gras beißen darf. „Blade 2“ bietet die gleiche Art von düsterer, spektakulärer Kampfsportaction wie der erste Teil; Guillermo del Toro („Mimic“), der Regisseur Stephen Norrington ersetzt, inszeniert ähnlich so comichaft wie sein Vorgänger, wobei er vor allem in Sachen Kameraführung auf dynamischen Fahrten und Einstellungen setzt, die selbst im Actiongenre nicht ganz alltäglich sind, was man auch an den Bewegungsfähigkeiten der ab und zu animierten Kontrahenten merkt (etwa bei einem waghalsigen, mit Stuntarbeit kaum darstellbaren Sprung).
In seinem Versteck verpasst Blade Whistler eine Radikalkur. Dieser fühlt sich etwas seltsam, was nicht nur an ihm selbst liegt. Vor allem Blades neuer Tüftler, der junge Scud (Norman Reedus), ist für Whistler ein ungewohnter Anblick. Während sich der „Blade“-Kundige noch fragt, was aus der Heldin des Erslings wurde, steht der nächste Kampf bevor: Einige Vampire attackieren Blades Versteck. Schon geht es weiter mit einem furiosen Schwertkampf, der den Genrefan in Verzückung geraten lässt. Leider übertreibt del Toro es bei diesem Fight (und auch ein paar anderen später) mit der CGI-Verstärkung, wodurch diese Kampfszenen nicht mehr ganz so bodenständig wie im Vorgänger daherkommen.
Doch die Vampire überbringen Blade nur ein Friedensangebot: Eine neue Spezies, genannt Reaper (der freundlich Mann vom Anfang), greift sowohl Menschen als Vampire an. Blade und eine Spezialeinheit der Vampire, das sogenannt Bloodpack, sollen die Biester (die sehr stark an die Hauptfigur der Soul-Reaver-Spiele erinnern) gemeinsam zur Strecke bringen...
„Blade 2“ ist ein Sequel ähnlich wie „Lethal Weapon 2“: Nachdem der erste Teil die „Regeln“ der Serie erklärte, ist deren Kenntnis bei der Fortsetzung hilfreich. Denn bei gesteigertem Tempo und Verzicht auf große Erklärungen der Vorgeschichte geht der zweite Teil schnell in die Vollen. Die Story ist dabei recht spannend und bietet ein paar echte Überraschungen (vor allem zum Ende hin). Dabei wird „Blade 2“ abgefahrener als der erste Teil: Blade verliebt sich in die Vampirin Nyssa (Leonor Varela), das Bloodpack bringt durch seine verschiedenartigen Mitglieder Lockerung ins Geschehen. Lediglich einige Aspekte hätte man besser ausarbeiten können: Einige Mitglieder des Bloodpacks könnten ausführlicher porträtiert werden (vor allem kampfkunsterfahrene Snowman, gespielt von Donnie Yen) und irgendwie wüsste ich gerne, was aus Blades Partnerin aus dem Original geworden ist (darüber verliert „Blade 2“ kein Wort). Etwas nervig wirkt die Figur des Scud, aber dafür wird man entschädigt. Ein echtes Happy End wird auch unserem Helden nicht vergönnt, doch der muss ja auch seine Mission im Kampf gegen die Vampire fortführen.
Die Action weiß zu gefallen, schafft es allerdings nicht den Vorgänger zu toppen. Zwar gibt es mehr Action (da man ja schon alle Voraussetzungen in „Blade“ geklärt hat), aber inszenatorisch hängt „Blade 2“ hier und da leicht hinterher: Die Schwertkämpfe wurden etwas zurückgefahren, auch einen längeren Nahkampf mit einer Schergenhorde liefert sich Blade erst zum Showdown. Der CGI-Einsatz in den Kampfszenen ist zwiespältiger Natur: Zum einen verstärkt er, in Verbindung mit del Toros einfallsreicher Regie und der kreativen Kameraführung, den comichaften Eindruck und sorgt stellenweise für Dynamik (vor allem in der Auftaktsequenz), in einigen Actionszenen wirkt er dagegen leider leicht unpassend, da er dort zu wenig bodenständig, zu unrealistisch daherkommt. Del Toros Faible für Dunkelszenen lässt den Zuschauer nicht immer alles von der Action sehen, doch aufgrund der gesteigerten Actionmenge bleibt „Blade 2“ in diesem Punkt fast gleichwertig mit dem Vorgänger.
Was verloren geht, ist das Großstadtflair von Teil eins: Statt in den Hinterhöfen von amerikanischen Metropolen spielt „Blade 2“ in Städten des Ostblocks. Zwar bieten auch diese ein paar tolle Schauplätze, unterm Strich fällt der Vorgänger optisch dagegen abwechslungsreicher aus. Da können auch nette Einfälle wie der abgedrehte Vampirclub, in dem Blade und das Bloodpack an einer Stelle auf Reaper-Jagd gehen, sowie das einfallsreiche Design der neuen Kreaturen nicht immer von ablenken.
Wesley Snipes spielt seine Paraderolle als cooler Vampirjäger mit dem gewohnt lässigen Posing, das schon seine Darbietung im Erstling prägte, wobei er wieder überzeugend wirkt ohne dabei ein wahrlich facettenreiches Schauspiel abliefern zu müssen. Kris Kristofferson überzeugt erneut in seiner Altersrolle, während ein paar neue Gesichter den Cast erweitern: Als deutsches Mitglied des Bloodpack darf Ron Perlman amüsanten Support liefern, Leonor Varela als potentielle Partnerin Blades schlägt sich wacker, während Thomas Kretschmann als Vampirherrscher in seinen wenigen Szenen Akzente setzen kann. Durchaus gelungen, aber nicht unbedingt fordernd ist die Performance von Luke Goss als Anführer der Reaper, während Donnie Yen leider kaum zum Zuge kommt. Ein Mitglied des „Blade“-Casts ist im Sequel in einer neuen Rolle dabei: Matt Schulze, hier nun als Mitglied des Bloodpack zu sehen.
Reichlich Action, coole Sprüche, Posing sowie eine funktionale, aber rasant erzählte und durchaus spannende Geschichte: „Blade 2“ ist ein quasi gleichwertiges Sequel zum eindrucksvollen Vorgänger, das zwar die Chance nutzt direkt in die Vollen zu gehen, wobei die Action leider nicht ganz so stark wie im Erstling inszeniert ist und das Ostblockszenario weniger schmuck als das des Vorgängers wirkt, weshalb er „Blade“ trotz guter Voraussetzungen nicht gänzlich übertrumpfen kann.