Der Vampirjäger darf wieder ran
Osteuropa hat für mich seit den vierteljährlichen Ausstößen der Seagalfilme als Schauplatz seinen Reiz verloren. Das ist schade, denn gerade Prag eignet sich angesichts der verwinkelten Gassen, der düsteren Atmosphäre und der durchaus sehenswerten Damen schon als Hintergrund für einen Actionfilm – man muß halt nur, wie auch in Amerika, ein bißchen Geld in die Hand nehmen. Wenn man dies Geld dann in Effekte und einen talentierten Regisseur investiert, ist die halbe Miete schon mal bezahlt. Die andere Hälfte kommt durch Wesley Snipes auf der Höhe seiner Karriere, die leider, ebenfalls wie die der Herren Seagal und van Damme, nach dem dritten Teil der Saga rund um den Halbvampir einen jähen Einbruch erlitten hat. Nun, Snipes war nie in der allerersten Riege der ganz großen Actionhelden zu finden, doch sein Oeuvre hat allerhand gelungenes Material zu verzeichne – und als Highlight ganz sicher die Blade-Trilogie.
Teil zwei nun zeigt uns den Daywalker zunächst auf der Suche nach dem totgeglaubten väterlichen Freund Whistler. Als er diesen gefunden und von seinem jämmerlichen Schicksal erlöst hat, fangen die Probleme jedoch erst an. Eine neue Rasse Vampire macht Jagd auf den guten alten Beißzahnclan, und das nötigt diesen, sich Blades Unterstützung zu versichern. Zusammen mit einem Trupp Spezialisten soll er Jagd auf die neue Spezies machen, ist dabei aber natürlich nur Teil eines Komplotts, der wieder einmal auf der These fußt, daß Vampire a) überlegen sind und b) nur noch ein klein bißchen Tageslicht ertragen müssen. Doch was wissen wir, seit wir Filme gucken? Jeder Plan scheitert – und so auch dieser, denn Blade nimmt das Heft in die Hand und macht genau das, was er am besten kann: kurzen Prozeß mit allen Blutsaugern.
Leider verläßt sich heutzutage kaum ein Regisseur mehr auf handgemachte Effekte. Schade deshalb, weil die Tricks aus dem Rechenknecht durchschaubar und billig wirken. Auch hier ist das so, bestens zu sehen bei einem Kampf in einer Lagerhalle. Man muß das nicht verstehen, denn solche Sperenzchen rauben dem Zuseher schon mal die gute Laune. Dabei zeigt Snipes dank seiner wirklich sehenswerten Martial Arts – Künste, was gute alte Handarbeit ist. Schnell gefilmt, ohne viele Matrix-Mätzchen, sehen wir ein blutiges Hauen und Morden nur für Erwachsene. Sicher ist die Story nur ein erneuter Aufguß der Allmachtsphantasien des Vorläufers, aber mit Liebe zum Detail in Szene gesetzt. Wieder einmal prima die treibende Filmmusik mit Techno in Richtung Leftfield, und auch beim Metzeln wird sich nicht zurückgehalten. Abwasserkanäle aber möchte ich als Schauplatz auch nicht mehr sehen… Die Blade-Trilogie hat ihren Platz im Regal zu Recht, der zweite Teil ist etwas schwächer als eins und drei, aber dennoch volle 8/10.