Review

Zurück zu den Klassikern des Krimis, der die Angst in den eigenen vier Wänden fokussiert. Hitchcocks "Fenster zum Hof" stand hier weniger Pate als Polanskis "Ekel", doch die Regiedebütanten Johan Lundborg/Storm haben ihre Hausaufgaben relativ sauber erledigt und die Konzentration gekonnt auf die auditive Wahrnehmung gelenkt.

Frank (Emil Johnsen) ist Medizinstudent und lebt zurückgezogen in der Wohnung eines Mehrfamilienhauses. Einzig Mieterin Lotte (Ylva Gallon) ist zuweilen ein wenig aufdringlich und stört ihn beim Lernen für die Prüfungen. Als Frank eines Tages Hämatome an Lotte entdeckt und ihren Rockerfreund Micke (Peter Stormare) flüchtig inspiziert, gerät er rasch in einen Strudel aus Paranoia und undurchschaubaren Verhaltensweisen im Haus...

Johan und Johan haben ihren Krimistoff komplett auf Frank zugeschnitten, aus dessen Sicht die Geschichte fast ausschließlich geschildert wird. Wobei der schweigsame junge Mann nicht wirklich sympathisch rüberkommt, obgleich einige seiner Handlungen nachvollziehbar sind. Seine Schreckhaftigkeit könnte ihm im späteren Falle einer Operation gewiss stark beeinträchtigen und auch die leichte Menschenscheu ist als Mediziner nicht unbedingt hilfreich. Tatsache ist aber auch, dass man mit einem wie Micke nicht unter einem Dach leben möchte, denn obgleich man diesen erst im letzten Drittel für einen Moment von Nahem sieht, reichen die akustischen Signale bereits aus.

Auffallend ist die durchweg versierte Kamera, welche mit speziellen Winkeln und Perspektiven eine beklemmende Atmosphäre schafft. Hier ein Blick ins Treppenhaus, dann durch den Türspion, nicht zuletzt durch den Briefschlitz, - mit Frank wird man zum Beobachter und kann sich seinen eigenen Reim auf die Ereignisse machen und weiß zudem nie, inwieweit der Nachbar bereits in die eigene Privatatmosphäre eingedrungen ist.
Der Running Gag mit einem blauen Roller im Flur heitert bei alledem ein wenig auf und auch die etwas tölpelhafte Synchro sorgt an einigen Stellen für leichte Schmunzler, während die Vorgänge in der Uni ein Spiegelbild dessen sind, wie sich Frank gegenüber seiner Umwelt entwickelt.

So dreht das Regieduo recht geschickt an der Spannungsschraube, welche speziell zum Finale ein paar starke Momente einbindet. Leider folgen gleichermaßen ein paar eklatante Logiklöcher und nicht nachvollziehbare Gegebenheiten, die sich im letzten Drittel ein wenig häufen. Fragwürdig ist dabei das Verhalten einiger Instanzen wie das der Vermieterin oder der Polizei und auch auf moralischer Ebene bleibt ein deutlicher Zwiespalt zurück.

Dennoch liefert "Corridor" einen sauber gefilmten und recht überzeugend performten Thriller, der ohne unnötige Schnörkeleien fast schon ein wenig unterkühlt daherkommt.
Mit knapp 75 Minuten Laufzeit bleibt er jedoch latent atmosphärisch und liefert ein paar spannende Einlagen, die den Score weitgehend herausnehmen und die Konzentration auf die Geräuschkulisse im Haus oder einer Wohnung in den Vordergrund rücken. Eine simple Prämisse trotz einiger narrativer Mankos unterhaltsam umgesetzt.
6,5 von 10

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