Based on a true story – Mit diesem Slogan lassen sich immer noch genug Menschen ins Publikum locken. Dass dahinter nicht zwangsläufig die packende Realität lauert, zeigt recht beispielhaft der auf dem Roman „Hardball: A Season in the Projects“ von Daniel Coyle basierende „Hard Ball“. Alles schon mal gewesen, daher überflüssig und trotzdem verfilmt. Warum? Eine Frage die wohl höchstens Regisseur und Produzent Brian Robbins beantworten kann, denn der scheint an solchen Stoffen wohl Gefallen gefunden zu haben. Schließlich steht er auch als treibende Kraft hinter dem kürzlich erschienen, ähnlich gearteten „Coach Carter“.
Keanu Reeves schrie nach „The Matrix“ jedenfalls nach fordernden Rollen. Die bekam er auch und versagte kläglich. Ob „The Watcher“, „The Gift”, oder „Sweet November”, alles was er ausprobierte ging schauspielerisch und finanziell gnadenlos nach hinten los. „Hard Ball“ machte zwar seinen Schnitt, aber das hat er wohl seinem Thema zu verdanken, denn sie Amerikaner sind für solch rührselige Stoffe immer empfänglich gewesen. Das ändert nichts in Bezug auf Reeves auch hier wieder maximal brauchbare Leistung als Schauspieler.
Er gibt hier den, selbstzerstörerischen, notorischen Spieler und Loser Conor O'Neill, der sich übelst verzockt hat, nun tief in der Kreide beziehungsweise Scheiße steckt und die Schlange stehenden Geldeintreiber abwimmeln muss. Am Boden und im finanziellen Dilemma bittet er einen alten Kumpel, den Chef einer Sicherheitsfirma, um Geld. Stattdessen bekommt er einen Job: Für 500 Mäuse die Woche soll er ein nicht funktionierendes Team von perspektivlosen Ghettokids trainieren. Um der Kohle Willen nimmt er an...
Was das letztlich für ein Projekt rund um den Sport Baseball ist, bleibt ungeklärt, vermutlich so eine Art prestigeträchtige Gewissensberuhigung für die Oberschicht, ein soziales Alibi, mit dem man in der Presse gut dasteht. Jedenfalls braucht Conor die Kohle, hat aber Mühe das Team überhaupt zusammenzuhalten, weil die Spieler Mangelware sind.
In Folge wärmt „Hard Ball“ im Grunde nur das auf, was wir aus der Genreverwandtschaft längst wissen. Die schwarzen Kids leben so ganz ohne Aussicht auf ein besseres Leben, haben eine große Klappe, können sich nicht zusammenraufen und müssen von Conor, dem das alles widerstrebt, geformt werden. Der tut das, als ein Arschloch wie er ist, notgedrungen, um seine Schulden abzustottern. Entwickelt aber keine Beziehung zu den Kindern, sondern sieht sie als notwendiges Übel an. Erst ihre Lehrerin (Diane Lane, „Knight Moves“, „Judge Dredd“) appelliert an sein Gewissen und rüttelt ihn wach. Conor, der eine Fassade von Lügen vor ihr, den Jungs und ihren Müttern aufrecht zu halten versucht, ist sich selbst peinlich, beschließt von da an sich zu ändern...
Wirklich kritisch werden die Lebenslagen der Kinder nicht hinterfragt. Es gibt zwar die obligatorischen Einzelschicksale und ein Blick in die Armutswohnungen, mehr traut sich „Hard Ball“ aber nicht. Einfacher, weil bequemer zu konsumieren, bleibt da Conor, der sich nicht nur, wir haben es erwartet, in die Pädagogin verschießt, sondern zudem auch sein Leben neu ordnet, von der Spielsucht geläutert wird und dann ein superkitschig-klebriges Finale einläutet, das neben einem Tränendrüsenabschluss auch noch den freilich heraufbeschworenen, sportlichen Erfolg und den Besuch eines Baseball-Spiels beinhaltet. Juhu!
Es ist absolut nichts Neues, was Brian Robbins uns hier auftischt, wohl aber äußerst dreist, weil es vor Klischees nur so wimmelt. Der aus Geldnöten den Job annehmende Loser, trifft auf eine Gruppe von streitsüchtigen Jungen, die allerdings das Herz am richtigen Fleck haben und voller Euphorie stecken. Was soll da noch schief gehen? Nichts, genau! Und weil der Film für die Masse gedreht worden ist, weiß man das ab der ersten Minute. Wer hat denn bitte daran gezweifelt, dass Conor, als er sein Geld dank einer riskanten Wette wieder drin hatte, vom Gewissen gepackt, die Jungs im Stich lässt oder jedes noch so großes Problem nicht mit dem nötigen Engagement gelöst werden kann? Genau, niemand!
Fazit:
Furchtbar verlogener, beschönigender, unter dem Deckmantel eines Dramas daherkommender Hollywoodrotz, der viel sein mag, aber garantiert nie realistisch. Klischees werden gestapelt, das längst ausgereizte Schema innovationslos neu aufgetischt und extrem kitschige Elemente auf der Zielgeraden auch widerlich ausführlich ausgebreitet. Da gibt es weitaus bessere Kaliber auf dem Gebiet.