Vorsicht: Im folgenden Review sind SPOILER enthalten!
Japanische Animes - damit verbinde ich sofort „Dragonball", „Pokémon" oder „Detektiv Conan", was ich mir noch vor einigen Jahren regelmäßig im Fernsehen anschaute und mir wohl noch länger als Serien meiner Kindheit in Erinnerung bleiben sollte. Mittlerweile glaube ich selber, aus dem Anime-Alter heraus zu sein, weshalb ich diese Serien vielleicht letztmals vor etwa zwei Jahren gesehen hatte. Durch die OFDb und deren Ranglisten stieß ich allerdings auf diesen Animefilm mit Namen „Die letzten Glühwürmchen" - das interessante Thema und die sehr guten Kritiken sorgten bei mir direkt für Neugierde, weshalb ich mir ein eigenes Bild von dem Film machen wollte. Die Erwartungshaltung war bei mir jedenfalls von Beginn an hoch, aber so recht konnte ich nicht glauben, dass meine Erwartungen wirklich vollends erfüllt werden konnten. Ich sollte mich allerdings irren...
Zum Film: „Die letzten Glühwürmchen" spielt in der Endphase des Zweiten Weltkrieges in Japan; die Hauptfiguren sind ein Geschwisterpaar - der 14-jährige Seita und seine kleine Schwester, die 4-jährige Setsuko. Über die gesamte Spieldauer von knapp 85 Minuten wird ihr Kampf ums nackte Überleben geschildert...
Der Ausgang wird gleich zu Beginn vornweg genommen und zerstört jegliche Hoffnungen auf ein Happy End. Seita eröffnet den Film mit den Worten: „Am 21. September 1945 bin ich gestorben". Schon zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass mich ein tieftrauriger Film erwarten würde. Im Anbetracht dessen ist die FSK 6 in meinen Augen auch ein Witz, da ein Antikriegsfilm - noch dazu mit einem derartigen Ende - in meinen Augen völlig falschen Filmstoff für ein 6-jähriges Kind darstellt, da es so etwas nur schwer verarbeiten könnte.
Der Film wird von nun an in Rückblenden erzählt. Schon recht früh muss das Geschwisterpaar den ersten Schicksalsschlag erleiden, da die Mutter der beiden Kinder einem Bombenangriff zum Opfer fällt. Da ihr Vater bei der Marine für ihr Land im Kriegsgeschehen aktiv ist, suchen die Kinder bei ihrer Tante Unterschlupf. Diese erwartet von Seita tatkräftige Unterstützung, erhält diese allerdings nicht, da der Junge lieber mit seiner Schwester spielt, und sieht ihn daher als undankbar an. Von nun an gibt sie ihnen auch immer weniger zu essen und behandelt sie auch sonst ziemlich schlecht, weshalb die Geschwister schon bald ausziehen und in einer Höhle unterkommen, wo sie völlig auf sich allein gestellt sind.
Die Kinder versuchen durch Betteln, Geschäfte und auch Diebstahl an Nahrung zu kommen, aber es lässt sich nicht verhindern, dass die Nahrungsmittel immer knapper werden. Man fühlt als Zuschauer richtig mit den Geschwistern mit und hofft auf die Besserung ihrer Situation, obwohl man das traurige Ende bereits kennt. Allerdings wird in dieser Phase des Films nicht nur auf die Hungersnot der Kinder eingegangen, sondern auch auf die im Filmtitel erwähnten Glühwürmchen, deren Auftauchen in den herrlich ruhigen Nächten einen Kontrast zum sonstigen Geschehen darstellen. Diese Bilder sind wunderschön anzusehen und vermitteln sowohl Hoffnung als auch Freude. Doch die Situation der Kinder verbessert sich nicht...
Setsuko wird letztlich immer schwächer, was den Bruder dazu animiert, so schnell wie möglich Nahrungsmittel zu besorgen. Diese bekommt er tatsächlich, jedoch trifft ihn sofort der nächste Schlag, da er von der Kapitulation Japans und dem totalen Untergang der Marine erfährt. Er realisiert in dem Moment natürlich auch, nach seiner Mutter nun auch den Vater verloren zu haben. Den letzten Lebensmut verliert er nach dem Tod der Schwester, für die jede Hilfe zu spät kommt. Sie schläft ein und wacht nie wieder auf. Es werden in weiteren Rückblicken Bilder Setsukos eingespielt und mir wird in diesen Szenen ganz anders. Ihr Bruder bereitet ihr letztlich noch eine einsame Feuerbestattung und damit endet der Film.
Fazit: Letztlich kann ich nur von einem äußerst gelungenen Antikriegsfilm und dem wohl besten Animefilm überhaupt sprechen. Ein unheimlich berührender und tieftrauriger Film, der trotz der Anime-Optik ebenso eine schockierende Wirkung hinterlässt. Ein Film, der Emotionen erweckt und nur wenige Zuschauer total kalt lassen sollte. Ein kleines Meisterwerk, das man nach dem ersten Ansehen erst einmal verdauen muss. Klare Empfehlung von meiner Seite, Taschentücher sollten allerdings bereitstehen - kann mich nicht erinnern, dass irgendein Film jemals zuvor mich so stark berührt hat, wie dieser hier.
Wertung: 8,5/10