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Biografien stehen bei den Studios eigentlich immer hoch im Kurs. Nicht selten sind sie gut besetzt und vermitteln dem Zuschauer neben dem Leben des Künstlers einen Einblick in das damalige gesellschaftliche Umfeld. So z.B. stark geschehen in "Kinsey", wo die Prüderie der Amerikaner dem "Erwachen" der Sexualität entgegengesetzt wurde.

In Richard Eyre´s "Iris" scheint anfangs noch alles in Ordnung zu sein. Die alternde Schriftstellerin Iris Murdoch (klasse gespielt von Judi Dench) ist allseits beliebt und hält immer noch beeindruckende Vorträge mit philosophischen Einsprengseln. Ihr Mann John Bailey (Jim Broadbent) betet sie an und ihre Romane verkaufen sich gut. Doch nach und nach beginnt sich Iris´ Welt zu verändern. Zuerst scheint es lediglich eine harmlose Schreibblockade zu sein, welche die Autorin belastet. Aber dann entstehen in ihrem Gedächtnis die ersten Wissenslücken. Während ihr Mann diese Dinge zu Beginn noch leichtfertig abtut, beginnt Iris zu ahnen, dass sie wahrscheinlich an Alzheimer erkrankt ist...

Dass eine gute Besetzung nicht zwangsläufig einen guten Film garantiert, ist ja nichts Neues. Das heißt nun nicht, dass "Iris" schlecht wäre. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass die Macher des Films ihre Möglichkeiten nicht vollends ausgeschöpft haben. Das Hauptproblem dabei ist sicherlich die Fokussierung auf die Krankheit, welche die Schriftstellerin befällt. "Iris" wird leider zu sehr in die Sparte "rührseliges Melodram" gerückt, was durch die omnipräsente Liebesgeschichte zwischen der Autorin und ihrem Mann noch begünstigt wird. Darüber hinaus erfährt man einfach zu wenig über die Künstlerin an sich. Wer also mit ihrem Werdegang nicht vertraut ist, wird in dieser Hinsicht vollkommen im Stich gelassen. Somit muss man dem Film leider irgendwo das Prädikat "Thema verfehlt" bescheinigen. Schade, denn der überraschend feinfühlige und recht unaufdringliche Score von James Horner sowie die bis in die Nebenrollen hinein guten Darsteller (neben Dench und Broadbent sei noch Kate Winslet als junge Iris erwähnt, die sich hier sehr temperamentvoll, leidenschaftlich und auch freizügig geben darf) sind erwähnenswerte Pluspunkte. Die mittelmäßige, mitunter zu glatte Inszenierung eher weniger.
Im Endeffekt ist "Iris" sicher nicht der Bodensatz des Genres, aber eben auch alles andere als ein Meisterwerk. Wer seine Erwartungen etwas herunterschraubt, dürfte sich vielleicht gar nicht mal so schlecht unterhalten fühlen. Aber dennoch wäre mehr möglich gewesen!
Darum 6 von 10 Punkten.

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