Folterfilme gibt es seit "Hostel" wie Sand am Meer. Wer dieses Genre jahrelang verfolgte, konnte feststellen, dass in diesem Genre die Philosophie "Masse statt Klasse" war. Man musste viele unglaublich schlechte Produktionen über sich ergehen lassen, während knapp jede zehnte Sichtung dann doch mal wieder ein annehmbarer Folterfilm war.
"The Tortured" gehört eindeutig zu den besseren Nachahmern, denn hier haben wir die Folterung mal andersrum: Nicht der böse Psychopath sitzt am Hebel, sondern die Eltern Craig (Jesse Metcalfe) und Elise Landry (Erika Christensen), die ihren Sohn Ben (Thomas Greenwood) auf grausame Art und Weise durch den Kinderschänder John Kozlowski (Bill Moseley) verloren haben. Das junge Paar empfindet die vom Gericht verhängte Strafe nicht fair und so entführen sie das Monster in ein abgelegenes Waldhaus, in dem sie ihn tagelang foltern um ihn anschließend umzubringen...
Der Film hält sich erst gar nicht lang mit ellenlangen Einführungen auf und kommt auch nur auf knapp 75 Minuten Laufzeit ohne Durchhänger. Während sich Bill Moseley mal wieder von seiner widerwärtigsten Seite zeigen darf, fühlt man mit den traumatisierten Eltern, die sich in den Schlaf heulen, total mit.
Bis der Wendepunkt kommt, bei dem der Kinderschänder auf die Bank gefesselt wird. Da Craig Arzt von Beruf ist, kommt er an alle Medikamente ran, die er braucht, um den Kinderschänder John am leben zu erhalten. Neben diesen Medikamenten zur Lebenserhaltung gibt es auch andere, die John bei vollem Bewusstsein schlimmste Schmerzen verspüren lässt. Da bedarf es nichtmals abgezogene Fingernägel oder irgendwelche Gliedmaßen abhacken, sondern ziemlich einfache Mittel werden eingesetzt.
Und genau hier kommt auch die Moral des Zuschauers ins Spiel: Kann man einen Mensch dermaßen quälen, auch wenn er neben illegalen Downloadern zu den schlimmsten Gattungen der Menschheit zählt? Kann man mit dieser Bestie mitfühlen? Das Zusehen der Folterung ist auch für den Zuschauer eine Belastung. Auf der einen Seite ist es irgendwie richtig, was die Eltern machen (die sich auch öfters fragen, ob es wirklich richtig ist, was sie da machen), auf der anderen Seite wünscht man keinem Menschen so Qualen (obwohl solche Foltermethoden mit Sicherheit täglich im realen Leben weltweit passieren) - so erging es zumindest mir.
Es geht immer weiter und weiter, bis der intensive Film eine unerwartete Wendung nimmt und daraufhin ein richtig fieses Ende aus der Hose zaubert, das man so nicht erwartet hätte. Auch wenn auf dem Cover "von den Produzenten von SAW steht", kommt dieser Schluss natürlich niemals an den "Saw"-Schluss ran, ist aber immerhin eine sehr gute Brainfuck-Wendung, die alles auf den Kopf stellt.
Ich sollte Leute, die sich für diesen Film interessieren noch vor der deutschen Fassung warnen: Irgendwo im Internet habe ich einen bebilderten Schnittbericht von der Uncut-Fassung gesehen, der beweist, dass die deutsche Fassung um fünf Szenen und somit drei einhalb Minuten geschnitten wurde (alle entfernten Szenen sind grafisch explizit). Ich denke, zum Probeleihen ist die deutsche Fassung ind Ordnung und wer sich danach den Film kaufen will, sollte auf eine Österreich-Fassung warten, falls eine kommen sollte.
Doch ganz ehrlich: "The Tortured" ist einer der ganz wenigen Fälle, bei denen mir persönlich die Schnitte nichts ausmachten, so dass ich auch mit FSK18-Version zufrieden bin.
"The Tortured" ist ein guter, intensiver Folterfilm mit einem fiesen Ende geworden, den sich jeder Fan dieses Genres nicht entgehen lassen sollte.
7/10