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Wer kennt sie nicht, die typischen Entführungsfilme. Normalerweise laufen solche Filme immer nach dem selben Muster ab. Die Tochter eines reichen Schnösels wird entführt, die Erpresser verlangen Lösegeld und ein furchtloser und charmanter Hauptdarsteller darf die Entführte aus den Klauen der Schwerverbrecher befreien. In diesem Film, der hier in Deutschland unter dem Titel "Spurlos - Die Entführung der Alice Creed" erscheinen wird, ist das Alles ein bisschen anders. Man bekommt nur ganze 3 Schauspieler zu Gesicht : 2 Entführer und die entführte Alice Creed. Der ganze Film zeigt die gesamte Entführungsaktion ausschließlich aus dem Blickwinkel der Kidnapper. Telefonate mit den Opfern und die Lösegeld Einforderungen werden nur nebenbei kurz erwähnt. Somit ist die Idee dieses Films schon mal sehr interessant und die ersten 20 Minuten hatten auch eine unfassbar ergreifende und mitfühlende Spannung parat, auch wenn das Rumgeplärre von Alice manchmal sehr an den Nerven gezerrt hat. Doch dann fängt der Film an, eine überraschende Wendung nach der Anderen zu bringen. Am Anfang war die Idee noch ganz nett und die erste Überraschung des Films wirkte noch halbwegs plausibel, wenn auch nicht gänzlich glaubwürdig. Doch der nächste Story-Twist lässt den ganzen Film plötzlich komplett lächerlich da stehen. Nicht nur, weil diese alberne Wendung viel zu weit her geholt ist, sondern auch, weil es durch die beiden Hauptprotagonisten, die vorher eine sehr lässige und coole Aura versprühten, sehr unglaubwürdig wirkte. Leider erholt sich der Film von dieser, aus meiner Sicht, schweren Panne nicht mehr und das Ganze wird bis ins Unerträgliche aufgezogen, sodass der Film schon fast das "Seifenopfer-Niveau" erreicht. Die hervorragenden Thriller-Elemente werden komplett in den Hintergrund gepresst und die Spannung ist zudem auch fast ausnahmslos verschwunden. Nicht einmal beim Showdown, wo Spannung in dieser Art von Film eigentlich Pflicht ist, kam irgendeine Spur von Spannung oder Dramatik auf. Die ganze Zeit war ich der Meinung, dass da noch etwas kommen wird, irgendein Knall oder eine finale Wendung. Leider wartet man auf so etwas vergebens und so plätschert das Finale vollkommen langweilig vor sich hin und endet schlicht und ergreifend blöd. Trotzdem muss man die originelle Idee diesem Film hoch anrechnen. Der Film ist wirklich mal was Anderes und kommt nicht als typischer Entführungsthriller daher, wie man es sonst gewohnt ist. Man darf allerdings auch nicht zu viel erwarten, besonders ab dem bereits erwähnten Story-Twist werden einige Zuschauer den Kopf ziemlich kräftig schütteln. "Alice Creed" ist weit entfernt von einem Must-See, aber von der Machart her hat er mir "ganz ok" gefallen und auch die Kulisse wurde hervorragend und treffsicher ausgewählt. An der Story hätte man jedoch noch viel mehr feilen müssen und hätte einen komplett anderen Weg einschlagen sollen. Somit plätschert der Film glanzlos im Mittelbereich rum, der aber von Thriller-Fans ruhig angeschaut werden kann.


Fazit : Schade, hier wurde wieder einmal eine riesige Schubkarre voll Potenzial vergossen. "Die Entführung der Alice Creed" hat einen sehr starken Anfang, stumpft dann aber leider zu sehr ab. Man regt sich später nur noch auf oder langweilt sich zu Tode. Bisschen Erbarmen bei der Bewertung gibt es für die bereits genannte Idee und der tollen Kulisse.


6/10

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