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Während Hollywood gerne mit Superlativen um sich wirft und große Namen für Zuschauer und hohe Einspielergebnisse sorgen, sollte man den Independentfilmmarkt nicht komplett aus den Augen verlieren. Denn zwischen all den Filmen die wöchentlichen irgendwo veröffentlicht werden, warten immer wieder kleine filmische Perlen darauf entdeckt zu werden. Eine davon ist der britische Thriller „The Disappearance of Alice Creed“.

Story: Zwei Männer, Danny und Vic, klauen ein Lieferwagen, besorgen sich Isoliermaterial aus dem Baumarkt, kaufen sich anschließend ein Bett und heben ein Loch in einem Waldstück aus. Anschließend wird in einem leer stehendem Apartment das Bett aufgebaut und schallisoliert. Die beiden entführen eine junge Frau, Alice Creed, binden sie ans Bett, ziehen sie aus und beginnen Erpresserfotos zu machen um Lösegeld von ihrem Vater zu bekommen. Dieses soll in dem Loch im Wald deponiert werden. Zuerst scheint alles nach Plan zu laufen, doch schon bald scheint der einfache, gut durchdachte Plan gehörig schief zu gehen, besonders als sich herausstellt das Alice einen ihrer Entführer kennt...

Mit einem geringen Budget, einem limitierten Cast und wenigen Locations hat Regisseur J Blakeson einen spannenden Debütfilm abgeliefert, der mit seinen eingeschränkten Mitteln ein optimales Ergebnis erzielt. Etwas das besonders im Low-Budget-Bereich alles andere als eine Selbstverständlichkeit darstellt. Storytechnisch mag „The Disappearance of Alice Creed“ nicht sonderlich innovativ sein und auch den Ausgang der Geschichte kann man sich schon vorher ausmalen.

Doch bis zum Ende hin bietet der kleine Thriller noch die eine oder andere interessante Wendung, gerade in Bezug auf die Beziehungen der Protagonisten untereinander. Sei es zwischen den Entführern selber und eben die zu Alice Creed. Das hält die Spannungskurve bis zum Ende oben und lässt auch das Interesse am Film nicht abflachen. Lediglich zum Ende hin offenbaren sich einige kleinere Schwächen, welche das Gesamtbild aber nur minimal beeinflussen. So verzichten man auf einen bösen Schlusstwist, welches „Alice Creed“ durchaus gestanden hätte.

Was auch gefallen hat, ist die wohl budgetbedingte Entscheidung nur 3 Figuren im gesamten Film auftauchen zu lassen. Martin Compston und Eddie Marsan spielen die beiden Entführer Danny und Vic sehr überzeugend und auch die eigentlich vollkommen unterschiedliche Charakterzeichnung bietet viel Potential, welches auch gut ausgeschöpft wird.

Alice selber wird von Gemma Arterton gespielt, welche zuletzt durch „Kampf der Titanen“ und „Prince of Persia“ einem größeren Publikum bekannt geworden ist. Sie besitzt durchaus Talent, welches sich aber, wie auch in den Hollywoodblockbustern, nicht immer sofort zeigen kann. Dennoch liefert sie eine sehr gute Performance ab und zeigt sich im Film auch alles andere als prüde in Bezug auf einige Nacktszenen.

Gerade in den intensiveren Szenen macht Arterton eine gute Figur und muss auch einige Demütigungen über sich ergehen lassen. Welche aber nicht aus irgendwelchen Gewaltdarstellungen bestehen. Auch sonst bietet man kaum blutige Szenen. Wer so etwas sucht, der ist dann im falschen Film gelandet, weil die Story auch nicht darauf ausgelegt worden ist.

„The Disappearance of Alice Creed“ bietet für den interessierten Zuschauer 90 Minuten spannende Unterhaltung. Dafür sorgen der nette Plot und die gut spielenden Darsteller. Man sollte allerdings die Erwartungen auch nicht groß nach oben schrauben und hoffen, dass man hier was total Neues zu sehen bekommt.

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