"Humans" ist nach "Die Horde" der neueste Horrorstreich aus Frankreich. Kaum so ein schockierender Tritt in die Magengrube des Zuschauers wie "Martyrs", weniger blutig wie "Inside" und schon gar nicht so überdreht und irrwitzig wie "Frontiers" - "Humans" ist im Vergleich zu seinen Vorgängern angenehm zurückhaltend und wahrscheinlich deshalb in Fankreisen untergegangen.
Auf dem Cover wird der Film als die französische Antwort auf "The Descent" und "The Hills Have Eyes" angekündigt, was ich so nicht unterschreiben möchte.
Vielmehr ist "Humans" im Bereich Backwood-Horror einzuordnen und daher - wenn überhaupt - mit "Wrong Turn" zu vergleichen.
Die Regisseure Jacques-Olivier Molon und Pierre-Olivier Thevenin haben das Genre zwar nicht neu erfunden, doch zumindest weist die Handlung ihres Survival-Trips durch die Wälder mehr Ideenreichtum auf als noch zuvor "Die Horde".
Erzählt wird hier die Geschichte von den letzten überlebenden Neandertalern, die die sogenannte Teufelsschlucht in den Schweizer Alpen unsicher machen. Ihr Hauptinteresse liegt an dem Fortbestand ihrer Sippe und von daher passen junge Touristinnen zwecks Fortpflanzung am besten ins Beuteschema.
Mit etwas schrägem Humor und viel Lokalkolorit werden die Hauptakteure eingeführt und nach einem Autounfall mit einer - anfangs - unsichtbaren Gefahr konfrontiert. Etwas Unheimliches lauert in den Büschen und macht Jagd auf sie und so sieht sich der Zuschauer anfangs noch zurück in die 70er Jahre und zu Burt Reynolds in "Beim Sterben ist jeder der Erste" versetzt - eine Kanufahrt durch reißende Stromschnellen inklusive.
Bis zur 60. Minuten erscheint die FSK:18-Freigabe auch sehr fragwürdig, ist dann aber im Verlauf des Finales mehr als gerechtfertigt.
Wer aber glaubt, "Humans" sei eine derbe Splattergranate nur weil zwei Franzosen auf dem Regiestuhl saßen, wird enttäuscht sein. Die Überraschung ist, dass der Film auch ohne übertriebene Gewaltexzesse durchgehend unterhalten und mit einem ungeheuren Spannungsbogen überzeugen kann.
Insgesamt gesehen bietet der Film solides Handwerk: angefangen von der dramatischen, musikalischen Untermalung über die sparsam eingesetzten, aber nicht minder blutigen Effekte, bis hin zur flüssigen Inszenierung und einer geradlinigen Storyline mit einigen raffiniert eingebauten Erzählstrukturen - "Humans" ist zwar sparsam in seiner Gewaltdarstellung, aber um ein vielfaches spannender und vor allem unterhaltsamer als "Die Horde" und sicherlich das Risiko wert gesehen zu werden!