Bei der Videospiel-Verfilmung "Resident-Evil" kann ich heute eigentlich vorallem eins sagen: "Gott sei dank hab ich nicht direkt nach dem Ansehen anno 2002 eine Review geschrieben..." - denn diese wäre vernichtend gewesen. Also Resi-Spieler der ersten Stunde (es war mein allererstes Playstation-1-Spiel) und genauso sicko drauf wie manche Japaner, habe ich dieses Spiel nur mit dem Messer durchgespielt. NATÜRLICH erwartete jeder Zocker, dass der Film dem Spiel an Spannung, Atmosphäre und auch den Settings gerecht werden sollte. Nein - gerecht werden muss...
Paul Anderson nahm auf dem Regie-Stuhl Platz (er ist selber großer Fan der Spiele) jedoch verwurstete er seine eigene Interpretation. Was rauskam war zumindest für die Players unter uns eine herbe Enttäuschung. Nicht viel bis überhaupt nichts erinnerte an das Spiel.
OK, das war ein Messerstich ins Herz. Aber heute bzw. schon seit einiger Zeit akzeptiere ich den FILM "Resident Evil" als eigenständige Produktion, die eben nichts mit den Videospielen (außer dem pösen, pösen "Umbrella"-Konzern " und einigen Charakteren) gemeinsam hat. Und dementsprechend wird mein Review auch ausfallen.
Zur Story: Der Umbrella-Konzern forscht in seinem unterirdisch gelegenen, riesigem Komplex (wird im Film "The Hive" genannt) an biologischen Waffen und Gen-Manipulationen. Alle Mitarbeiter arbeiten und leben auch dort. Als das "T-Virus" ausbricht, schottet der Zentral-Computer, die "Red Queen", den ganzen Komplex ab.Die Folgen: Alle Mitarbeiter infizieren sich mit dem T-Virus, sterben und werden zu zombie-ähnlichen Kreaturen, die nur ein Grundbedürfnis haben: Den Drang zum Essen - nach menschlichem Fleisch.
Dieser Appetit-Happen soll auch nicht lange auf sich warten lassen, denn eine Spezialeinheit unter Führung von One (Colin Salmon) dringt in den Hive ein, um den Zentral-Computer abzuschalten. Unter den Soldaten befinden sich auch die sich an nichts mehr erinnernde Alice (Milla Jovovich) und Matt (Eric Mabius), die am oberflächlichen Eingang zum Hive, einem alten Herrenhaus, wieder aus der Ohnmacht erwacht sind. Natürlich ist der PC nicht dumm und tötet mit seinem Abwehrmechanismus gleich vier Mitlgieder. Der eigentliche Plan geht schief und die restliche Crew ist mit den Zombies in dem riesigen Komplex eingesperrt.
Zuerst müsste man mal erwähnen, dass sich Constantin Film die Rechte sicherte, und Zombie-Guru George A. Romero beauftragte, das Script zu dem Film zu schreiben, dass sich auch sehr an das Videospiel anlehnte. Jedoch war dem Produzenten Bernd Eichinger das nicht gut genug, und er beauftragte Paul Anderson den Film abzudrehen - natürlich mit einem nicht so hoch ausfallenden Gewalt-Level wie es Romero wollte. Wenn man sich so das Script von Romero durchliest, könnte man (als Spieler) schwärmen, was aus dem Film hätte werden können. Alle Figuren (u.a. Barry, Wesker) waren dabei...
OK, widmen wir uns dem fertigen Produkt und das wurde nun von Paul Anderson abgedreht.
Machen wir uns nichts vor: "Resident Evil" wurde kein Meilenstein der Film-Geschichte, aber dennoch unterhält er auf der 08/15-Poppcorn-Ebene den normalen Durchschnitts-Zuschauer. Langsam in die (etwas banale) Geschichte einführend, geht der Punk dann richtig ab, sobald der (für mich) Höhepunkt erreicht wird: Der Abwehrmechanismus der Red Queen. Klar war das schon mal da, aber es wurde gut verfilmt und man trauert den menschlichen Verlusten nach. Von einem hätte ich gerne mehr gesehen, doch der wurde leider bei dieser "Laser-Falle" (oder auf SAW-Deutsch gesagt: Laser-Trap) verheizt. Die meisten der Einheit bleiben jedoch gesichts- und charakterlos, was für einen ziemlich platten Eindruck sorgt - da hätte Anderson ruhig etwas mehr in Darsteller und Story-Script reinhauen können. Man wird das Gefühl nicht los, man hätte es mit C-Mimen zu tun, die gerade für ein Casting einen DingDong abdrehen. Die Krone schießt jedoch Michelle Rodriguez ab, die die "Rain" im Film verkörpert. So cool ist sie drauf (Rambo würde den Hut vor ihr ziehen), die gute Rain, dass sie einfach nur lächerlich und uncool wirkt. Es ist wirklich ein Wunder, dass sie nicht alle 5 Sekunden einen dicken Larry (umgangssprachlich für "Innereien durch die Nase hoch ziehen und ausspucken") vor sich hin rotzt. So over the Top ist dieser Charakter angelegt. Was in Anderson´s Hirn bei dieser Rolle vorgegangen ist, weiß nur sein Koks- bzw. LSD-Dealer...
Na gut, diese Mrs. Rodriguez-Rolle zieht sich furzend durch den ganzen Film, und somit gibt es auch kleine Abzüge in der Gesamtwertung - keine gravierenden Abzüge, aber dennoch schmälert es leicht den Gesamteindruck.
Glänzen, wenn man das so nennen kann, können lediglich Jovovich, Salmon und in Ansätzen auch noch Mabius.
Die Settings strahlen eine unangenehme Atmosphäre aus, alles wirkt kalt und grau. Da ist mal alles im grünen Bereich. Auch die Musik und Score gehen soweit in Ordnung, auch wenn Anderson manchmal mit seiner Techno-Musik übertreibt - sie soll treibend und aufbrausend wirken, aber auf mich wirkt sie so wie etwa Dünnschiss an einem sonnigen Sonntag morgen.
Den Splatter hatte ich vorhin schon kurz angesprochen. Eichinger war Romero´s Sache zu brutal und so zieht sich soft und FSK16-mäßig der Blut- und Schrotgehalt seine eigenen Grenzen. Eine Schippe hätte man ruhig mehr drauflegen können. So bekommen Teens evtl. ihren ersten Ständer, aber alteingesessene Gore-Veteranen haben kein müdes Lächeln für den lausigen Firlefanz übrig.
Man könnte evtl. noch die CGI erwähnen, die einen nicht unerheblichen Grund spielen. Seien es die blutigen Schnitzel-Szenen, die ver-"genten" Rottweiler oder auch der Slicker (dem zu wenig zeit geschenkt wird um richtig bedrohlich zu wirken), alles geht in Ordnung.
Im Endeffekt haben wir einen Film, der weder Fisch noch Fleisch ist. Resident-Evil-Zocker drehen sich beleidigt um, Film-Puristen lachen drüber und zerreißen diesen Streifen. Lediglich der Film-Freund, der keine bahnbrechende Story braucht, wird mit dem Film an einem verregneten Tag seinen DVD-Spaß haben. Wenn auch begrenzt. Eines ist trotzdem klar: Das Spiel ist zehn mal geiler und Michelle Rodriguez würde man nicht mehr freiwillig nach dem Film poppen.
7/10