Review

Da ist sie also - die Rückkehr der Zombies auf die Großleinwand. Im Rahmen der Verfilmung des gleichnamigen Videogames krauchen die hungrigen Grunzer wieder in der Gegend rum. Das riecht nach bombigem Event-Movie und...geht voll in die Hose.

"RE" ist einer dieser Filme, bei dem man liebend gern sein Gehirn abgegeben hat, um das Gehäcksel genießen zu können, dann aber feststellen muß, das sich das Teil vom Popcorntresen abgeseilt hat und hinterrücks in Kino gekrochen kam, um unbemerkt auf deinem Schoß Platz zu nehmen. Ein Film, der in seiner Gesamtheit so ärgerlich ist, daß nicht mal die Simplizität ohne Nebenwirkungen aufzunehmen ist.

Dabei fängt es schön atmosphärisch an. Ein mysteriöser Virenklau, Sabotage, der Computer spinnt und gast alles schön zu, einige Leute müssen dran glauben und bums sind wir mit der amnesiegeschüttelten Milla Jovovich unter der Dusche einer gruseligen weitläufigen Villa und wissen nicht, was nu.

Leider sind diese ersten 10 Minuten dann auch die besten im ganzen Film, denn der Schauplatz verlagert sich, wie könnte es anders sein, in den Hive, eine tief unter der Erde gelegene Forschungsanlage. Mit dabei ein Einsatzteam, ein weiterer Amnesiepatient und ein Polizist.

Was dann jedoch folgt, ist so dreist geklaut, wie der produktionstechnische Aufwand hoch ist (tatsächlich sind die Sets im Hive relativ attraktiv). Das Sturmteam ist volles Brot bei "Aliens" geklaut und damit seit 15 Jahren aus der Mode. Ebenso klar ist seitdem, daß die Herde aufgerieben wird. Die Idee dazu hat der Schreiber bei The Cube entliehen. Als dann endlich der Computer lahm gelegt ist, merkt man, daß man (trara) Mist gebaut hat, denn, Herr Doktor, die Leiche lebt. Here comes the Zombies und am nun folgenden hysterischen Dauerfight hätte ein gewisser Herr Romero sicher seine wahre Freude gehabt, hätte er die Szenen nicht alle selbst schon mal inszeniert.
Es wird aus allen Rohren geballert, doch aus unerfindlichen Gründen kommt auch nach 1000 Schuß niemand auf die Idee, es mal mit einem Kopfschuß zu probieren. Von Zombies hat man wohl noch nie was gehört. Na, egal. Dafür gibt's reichlich grunzige Action mit den Halbzerfallenen, sogar die berühmte Fahrstuhlszene aus "Dawn of the Dead" ist unter umgekehrten Vorzeichen drin. Und Anleihen bei "Alice im Wunderland" gibt's auch ohne Ende, aber das kennen Splatterfreaks ja eh nicht...
Nun ratet noch, was folgt: Klar, die Zeit läuft ab, man muß hier raus, die Gruppe wird dezimiert und ein Geheimnis haben die beiden Amnesiepatienten natürlich auch noch...tri-tra-trulala...

Das wäre alles noch erträglich gewesen, wenn Paule Anderson irgendwas zustande gebracht hätte, was inspirierend gewesen wäre. Aber das hat er bei "Event Horizon" schon nicht geschafft, warum also hier.
Eine einfallslose Regie reiht hier also Kampf- und Hysterieszene an die andere, ohne daß Spannung oder Steigerung in die Reihe käme, da wir eh wissen, wer die "wertvollen" Charaktere sind. Denn selbst für die Genrefans und Freaks bietet "RE" so gut wie nichts. Die Soldaten haben erschreckend schwache Feuerpower. Wo keine Schüsse, da auch keine Einschläge. Und wo keine Einschläge, spritzt auch kein Blut. Und wo kein Blut spritzt, da auch kein goriger Effekt.
Wozu, also meine berechtigte Frage, gucke ich mir diesen SCHEISS an, wenn jedes Mal ausgeblendet wird, wenn auf irgendwas geschossen wird?
Stattdessen wird geschrien, auf Rohren rumgeklettert, mit Gittern die Massen zurückgehalten oder arme Zombies zusammengekloppt. Aua, ich spür nichts. Das Allerhöchste der Gefühle sind ein paar Genickbrüche und für die bezahle ich nichts.

Natürlich gibt's noch Effekte, denn CGI rules the world. Da haben wir ein paar vor sich hin mutierende Zombiehunde (matschig gekleidete Dobermänner), die die Matrix-Anleihe rechtfertigen, aber sonst nur eine Minute für Spannung sorgen. Und zum Showdown gibt's noch durchsichtig getrickste Monstermutanten, die schon in "Pakt der Wölfe" (dort mit Fell) nicht so überzeugend wirkten.
Ansonsten dreht es sich noch um die Auflösung der Amnesie, die auch nicht so prickelnd ist, wie im Prolog es den Anschein hat.

Was einen aber wirklich aus der Furche haut, sind Schauspieler und Dialoge.
Moment, was rede ich hier eigentlich von Dialogen, dazu müßten sich ja zwei richtig unterhalten, aber hier sagen eh alle nur Text auf. Und was für einen! Das läuft auf dem Niveau von "Ich geh rein." - "Okay" - "Ihr bleibt hier!" - "Okay!" ab,
Tatsächlich hat man kürzere und dämlichere Textzeilen schon lange nicht mehr gehört, was immerhin zwischendurch zum lachen reizt.
Dazu kommt eine unheimliche Schauspielerwahl. Milla Jovovich hat man offensichtlich gesagt, sie solle ihre Leistung aus "Fifth Element" wiederholen, was sie dann so verstanden hat: spiel nochmal die kindlich-naive Lilo. Ergo läuft sie zwei Drittel mit einem Gesichtsausdruck herum, als hätte sich Lolita in "Alien" verirrt. Heizkocher sehen mitunter intelligenter aus.
Andererseits hat man Michelle Rodriguez wohl den toughen Ripley-Charakter versprochen, rausgekommen ist aber nur ein dauerhaftes proletenähnliches Fresseverziehen in allen Szenen. Dazu kommen Aussagen, die vom Intelligenzgehalt eine Beleidigung für Soldaten UND Frauen sind (der jetzt schon ungebrochene Klassiker ist der "Wenn ich hier rauskomme..."-Satz.)
Die absolute Bombe sind natürlich die dazu gewählten Synchronstimmen. Jovovich spricht vollkommen emotionslos-weggetreten und hart, während Rodriguez nicht nur mit Whisky und Stacheldraht gegurgelt zu haben scheint, sondern auch ständig so wirkt, als würde sie gerade aus der Achselhöhle Rotze hochziehen. Die Stimmen versauen so ziemlich alles, was noch an gutem Willen übrig geblieben ist.
Tatsächlich ist die Leistung so unter aller Kanone, daß tatsächlich Heike Makatsch die beste Schauspielerin hier ist. (ich kanns selbst kaum glauben...)
Eric Mabius steht wie James Purefoy fast nur in der Gegend rum und schaut gut aus. Auch ein prima Job.

Ergo spult sich ein langatmiges und vorhersehbares Action-Set-Piece (nur ohne echte Action) nach dem anderen ab. Weder fiebere ich mit, noch will ich, daß tatsächlich einer überlebt. Ich will nur selbst den Film überleben.
Alles ist lustlos und einfallslos umgesetzt, zwar mit ein paar Schocks aufgewertet, doch tötet die unablässig wummernde Techno-Mucke langsam aber sicher jedes Empfinden ab. Daß wir vorankommen, erkennt man nur an der Countdown-Uhr und als es dann endlich vorbei ist, fragt man sich: ja, und?
Es folgt natürlich noch ein Schlußgag und den haben wir uns bei "Die Mächte des Wahnsinns" entliehen und der uns im Eröffnungs-Off-Monolog schon angekündigt wird, weswegen er so überraschend kommt wie Schnee in Alaska.

So ist "RE" ein klassisches Lightprodukt: Action light, Gewalt light, Horror light, SF light, Zombie light. Nur, wer will das sehen?
Sehr knappe 3/10 für ein die atmosphärischen Sets und ein paar Szenen, die man später unter Gelächter nacherzählen kann.

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