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Nach MORTAL COMBAT, TOMB RAIDER und anderen ziemlich schlechten Computerspieladaptionen sind die Erwartungen an RESIDENT EVIL von vornherein nicht besonders hoch zu stecken. Und in der Tat, dem strengen Blick eines geschulten Filmkritikers wird die Verfilmung von Capcoms BIOHAZARD-Reihe nicht standhalten können...

Die Handlung: In einem unterirdischen labor entweicht ein Virus, das die dort befindlichen Personen zu Zombies mutieren läßt. Eine Spezialeinheit mit dem obligatorischen Verräter an Bord soll sich um die Sache kümmern.
Was man nun aus zahllosen Rip-offs zu Romeros Zombie-Trilogie sattsam kennt, also die professionelle Untotenbeseitigung, wird noch durch die Auseinandersetzung mit einem durchgeknallten Supercomputer und einem mißlungenen und äußerst schlecht gelauntem Gen-Experiment erweitert.
Hinzu kommen noch die in B-Movies üblichen eher bescheidenen schauspielerischen Leistungen, funktionale Dialoge die hauptsächlich aus Onelinern bestehen sowie computeranimiertes Ungetier, das auch stets als solches zu erkennen ist.

Erstaunlicherweise muß man aber gestehen, daß diese schundige Mischung bestens funktioniert, und zwar gerade weil der Film so simpel gestrickt ist. Unter all dem von düsterem Industrial-Gestampfe begleiteten Rumgeballere wird dem Zuschauer keine Verschnaufpause gegönnt, der Puls gleicht sich dem konstanten Pulsieren des Soundtracks an und man erlebt einen Adrenalinstoß nach dem anderen, obwohl (oder vielleicht gerade weil) man sich ziemlich genau ausrechnen kann was als nächstes passiert.

Übrigens ist RESIDENT EVIL rein optisch betrachtet ein sehr schöner Film; dadurch, daß ständig Überwachungskameras präsentiert werden, das Geschehen oftmals auch aus deren Perspektive gezeigt wird (mit eingeblendeten technischen Daten/ Computerstatistiken) wird das ganze gar zu einer Art Reflexion über das Medium Horrorfilm und dessen formale Gestaltungsmittel. Eine weitere Lesart wäre, den Film als ein paranoides Initiationserlebnis der von Milla Jovovich verkörperten Alice zu sehen, die durch einen vaginalen Tunnel ins bienenwabenartige Wunderland der Queen Red (=Herzkönigin) gerät, wo sie mit dem Tod an sich sowie der phallischen Bedrohung durch die lange Zunge der Genmutation konfrontiert wird, um schließlich zur phallischen Frau mit Schrotgewehr zu reifen, zu einer der Apokalypse gewachsenen kämpferischen Amazone.
Doch genug der hobbypsychologischen Deutungsversuche.

Sieht man RESIDENT EVIL als Hommage an die großen Zombiefilme (NIGHT, DAWN und DAY OF THE DEAD), bzw. als postmoderne Zitatensammlung, macht der Film wahnsinnig Spaß. Fans der Computerspiele dürften hingegen eher enttäuscht reagieren, da von der BIOHAZARD-Reihe außer einigen Anspielungen fast nichts mehr im Film zu finden ist. Freunden anspruchsvoller Filmkost seien DIE KINDER DES OLYMP ans Herz gelegt, alle anderen sollten zumindest mal einen Blick riskieren.
Zu sehen gibt es nämlich außer einer sexy Milla mit knappem Kleid und schwarzen Stiefeln massig Action und einige recht zahm geratene Splattereinlagen.(Mal abwarten, ob es einen Directors Cut geben wird...)

Fazit: Hätte, wie ursprünglich geplant, George Romero Regie geführt oder wenigstens das Drehbuch geschrieben, wäre RESIDENT EVIL wohl anspruchsvoller geraten. Die bisher veröffentlichte R-Rated-Fassung ist jedoch ein netter Action-Film mit Horror-Touch, wahrscheinlich eine der besten Produktionen von Bernd Eichinger und auf jeden Fall die bisher beste Computerspielumsetzung. Und Michelle Rodriguez fand ich persönlich ziemlich cool...

"Wenn ich hier rauskomme, wird erstmal richtig gef****!!

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