„Resident Evil“, die Verfilmung des gleichnamigen Videospiels, gehört zu den Filmen, die sich nicht lange mit einer Einführung aufhalten.
Ein kurzer Überblick über die unterirdische Forschungsanlage, genannt der Hive, in dem „Resident Evil“ spielt und schon geht es los: Ein Reagenzglas mit einem tödlichen Virus wird zerbrochen und der Virus breitet sich über die Lüftungsschächte aus (warum etwas dermaßen Gefährliches nicht sicher gelagert wird, will der Logiker gar nicht erst wissen). Daraufhin schließen sich die Sicherheitstüren und der Computer nietet die komplette Crew um: Ein großer Teil wird mit Gas getötet, der Rest in überfluteten Labors ertränkt oder mit verrückt spielenden Fahrstühlen ins Jenseits befördert.
Schnitt zu einer Villa: Eine Frau (Milla Jovovich) erwacht mit Gedächtnisschwund nur mit einem Duschvorhang bekleidet. Hier kommen Erinnerungen an das „Tomb Raider“-Debakel hoch, aber weil „Resident Evil“ kein PG 13 erhalten hat, gibt kurz was zu sehen (am Ende auch noch mal). Über den dramaturgischen Wert der Szenen darf man sich trotzdem streiten. Die Frau findet ein Kleid, während ansonsten nur Militärsachen in ihrem Kleiderschrank liegen und zieht es an. Danach überschlagen sich die Ereignisse: Ein Mann, an den sie sich nicht erinnern kann, will sie aus dem Haus holen, als plötzlich eine Spezialeinheit auftaucht und den Mann gefangen nimmt.
Von den Mitgliedern der Einheit erfährt die Frau folgendes: Sie heißt Alice, gehört ebenfalls zu der Einheit und sollte mit einem Kollegen als Ehepaar getarnt, den in der Villa versteckten Eingang zum Hive bewachen. Doch nachdem der Computer verrückt spielte, wurde auch sie mit Gas betäubt (Nebenwirkung: Der Gedächtnisschwund). Nun soll die Einheit (die inzwischen auch ihren ebenfalls betäubten Kollegen gefunden hat) den Computer abschalten. Doch das verwüstete Labor beherbergt einige Gefahren...
Diese Einführung ist extrem kurz gehalten und nach kürzester Zeit schleichen die Protagonisten von „Resident Evil“ durch den Hive und sehen sich mit immer neuen Gefahren konfrontiert. Leider ist bei „Resident Evil“ nie so richtig klar, ob man es mit einem Actioner, einem Horrorfilm oder einem Verschwörungsthriller zu tun. Dafür gibt’s kleine Abzüge am Unterhaltungswert.
Vor allem zu Beginn arbeitet Regisseur Paul Anderson („Soldier“, „Event Horizon“) mit extrem kalkulierten, aber sehr guten Schockeffekten. Auch wenn man oft denkt: „Gleich macht die Leiche die Augen auf!“ – wenn es soweit ist, erschreckt man sich aufgrund der guten Machart doch.
Hinzu kommen Kämpfe gegen die durch den Virus zu Zombies mutierte Crew und einige weniger zahlreiche Biester bei denen nicht nur geballert, sondern auch mit bloßen Händen gekämpft wird. Auch wenn die Kämpfe spektakulärer sein könnten, für ordentliche, dreckige Survival-Action reicht es noch.
Die Story von geringer Bedeutung und mischt Altbekanntes zusammen, von der obligatorischen Verschwörungstheorie bis zur Verstrickung der Personen untereinander. Doch eigentlich ist der Plot sowieso von geringem Interesse und mit einigen Motiven jongliert das Drehbuch auch recht geschickt (z.B. der Heldentod).
Bei der Fertigung der musikalischen Untermalung tauchen im Abspann zwei Menschen auf, die unterschiedlicher nicht sein könnte: Marco Beltrami, der Musik zu Horrorfilmen wie „Scream 2“ machte, und Rockstar Marylin Manson, der allerdings bereits „Haunted Hill“ mit seiner Variante von „Sweet Dreams“ aufbesserte. Das Ergebnis ist eine Mischung aus spannungstreibender Musik und harter Gitarrenuntermalung; zudem durften auch die Metaller von Slipknot einen Song beisteuern.
Die Schauspieler sind auch nicht wirklich besonders, aber wer achtet bei einem Film der Marke „Resident Evil“ schon darauf? Lediglich nervig ist die Synchronstimme von Michelle Rodriguez, die eine Soldatin spielt. Hatte sie im Trailer noch ihre altbekannte Stimme aus „The Fast and the Furious“, so wird sie jetzt von einer Frau gesprochen, die wie 45 oder 50 klingt. Einen Kurzauftritt hat auch Ex-VIVA-Girlie Heike Makatsch; schließlich wurde der Film ja auch in Berlin gedreht.
Paul Anderson ist der richtige Mann für den Job: Seine Regie bringt zwar nichts Überwältigendes, aber der Film ist schick in Szene gesetzt worden. Seine eher wenigen Stilmittel (z.B. der Zoom auf das Fenster zu Beginn) sind ganz nett anzusehen.
„Resident Evil“ ist ein Survival-Film der Marke Hollywood, der zwar ein wenig uninspiriert die Genres mischt und eine bessere Story vertragen könnte, aber für solides Unterhaltungskino reicht es.