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Paul W. S. Anderson liebt das Klaustrophobe. Bereits in „Event Horizon“ diente sich die Beklemmung dem Unterhaltungswert, seiner wenigstens streckenweise fesselnden Inszenierung an. Enge Gänge, der Mensch in der Maschine. Gejagt. In „Event Horizon“ Superraumschiff, in „Resident Evil“ nun die Red Queen, Sicherheitscomputer der unterirdischen Laboratorien der transnationalen Umbrella Corporation. Um zu wissen, dass auch Umbrella böse bis in den Kern ist, braucht es weder die Vorkenntnisse aus dem gleichnamigen Game, noch der einleitenden Erklärung. Denn sind sie das nicht alle?

Der faulige Kern der Umbrella ist The Hive, eben diese unterirdischen Labs, in denen ganz selbstverständlich der lukrativen Genmanipulation, der Virenkultivierung und der Entwicklung diversen Kriegsinstruments nachgegangen wird. Die Wissenschaftler verdienen gut. Das stellt sie zufrieden, lässt ihr Gewissen schlummern und ein Blick auf die an die vorgeblichen Fenster projizierte Skyline vergewissert ihnen, dass der Himmel immer noch blau ist. Keine Zeit für Gewissensbisse.
Es ist nicht ungerecht, dass sie die ersten sind, die das über die Aircon gepustete Zombie-Virus erwischt. Die untoten Angestellten treibt nur noch das primärste Bedürfniss...  Fressen. (Für eine Fortführung der hübschen Ansätze aus Yuznas „Return of the Living Dead 3“ ist die Produktion dann wohl zu teuer und Mainstream).

Dass die Misere kein Unfall war, dass der Saboteur nur zu wahrscheinlich unter den Sicherheitsoffizieren ist, die das in einer Selbstschutzfunktion der Red Queen ausgelöste Betäubungsgas geatmet haben und nun eine zeitweilige Amnesie leiden, addiert dramaturgisches Beiwerk zu dem Film, der sich einzig über den Schrecken aufbaut, der hinter dem nächsten Abzweig in den Laboren lauern kann. Seien dies nun die fiesen Sicherheitsinstallationen der Red Queen, herumschlurfende Zombies, geifernde und von Innen nach Außen gekehrte Tölen oder schließlich der Level Boss mit Säbelklauen, wendig und mächtig groß als durchschnittlicher CGI. Oder sei es der, der eben noch Freund war. Die unschönen Nebenwirkungen von Zombiebissen dürften ja bekannt sein.

Weniger Romero (bestenfalls - Spoiler!? - im apokalyptischen Epilog), viel zu hochglanz für Italien, mehr Return of the Living Dead (ohne Teenager und Humor), dafür aber mit den weiblich dominierten Haudegen aus Aliens 2 (ohne Camerons Meisterwerk und schon gar nicht der Giger-Kreation auch nur annähernd das Wasser reichen zu können) ist Resident Evil vordergründigst Spielwiese für ganze Heerscharen von Make Up Spezialisten. Partiell darf man ihre Arbeit durchaus als beeindruckend werten. Unter den wesentlichen Novationen des Zombieschinkens nennt Regisseur Anderson denn auch, dass man die Infektionswege des Virus optisch nachvollziehbar machen wollte.  Na denn. Heike Makatsch aber steht das nun gar nicht gut zu Gesicht. Was von den derberen Szenen der Prä-Presse-Vorführung vom Videobeamer letztlich auf die Leinwände geworfen werden wird, muss sich zeigen. Ich hoffe, da ist man dann doch so konsequent und entledigt den Film nicht dessen, was ihn eventuell gerade noch sehenswert macht. 

png online, 2002 

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