Millionen begeisterter Fans weltweit, Millionen verkaufte Games und Millionen von Dollars Umsatz. Eigentlich die optimale Ausgangsposition, das „Resident Evil“-Franchise mit einem Film noch weiter auszuschlachten und zu melken. Und natürlich ließ sich Hersteller Capcom nicht lumpen und tat ebendies. Sie heuerten mit Regisseur Paul WS. Anderson und der Darstellerin Milla Jovovich zwei begrenzt prominente Namen an und erhofften sich damit die Lizenz zum Gelddrucken. Hat daran die Qualität gelitten?
Amnesie und Epidemie
Alice (Milla Jovovich) wacht nach einer Ohnmacht ohne Gedächtnis in einem riesigen Landhaus auf. Nach kurzem Umsehen in der Residenz dringt auch schon ein Special Forces-Trupp ein und nimmt sie fest. Ohne zu wissen, was eigentlich Sache ist, wird sie von den waffenstarrenden Soldaten per Geheimgang aus dem Haus zu einem unterirdischen Bahnhof gebracht. Nach und nach erfährt Alice, dass sie, wie auch die Spezialeinheit für die weltumspannende Umbrella Corporation arbeitet. Einen auf den ersten Blick rechtschaffenden Konzern, der technische und arzneiliche Produkte für den Hausgebrauch herstellt. Doch die Hauptgewinne werden – top secret selbstverständlich – mit biologischen Waffen und sonstigen Experimenten erzielt. Doch jetzt ist etwas schief gelaufen und der tödliche T-Virus wurde in einem unterirdischen Geheimlabor (dem sog. „Hive“) freigesetzt und verwandelte an die 100 Mitarbeiter in mordlustige Zombies. Der Spezialtrupp soll dort unten nun nachsehen und aufräumen, damit der Hive wiedereröffnet werden kann. Natürlich haben sie keine Ahnung, was darin auf sie lauert und so begeben sie sich arglos in den sich kilometerweit unter der Erde befindlichen Komplex. Dass neben den Untoten auch noch ein widerspenstiger Computer als Gefahr droht, verbessert die Chancen für Alice und Co. nicht gerade, aber wozu hat man schließlich Waffen dabei?
Grusel, Spannung, Nervenkitzel? Nö.
Dieser „Zombiehorrorthriller“ hat zwei erhebliche Defizite. Horror und Thriller. Die sind nämlich faktisch nicht vorhanden. Der ganze Film ist eine einzige Ansammlung von unspektakulären Shootouts und Fluchtaktionen. Wenn die Zombies in Zeitlupe auf die Protagonisten zuschlurfen und diese noch soviel Zeit haben, mit weit aufgerissenen Augen Löcher in die Luft zu starren, anstatt ihre Knarre zu zücken und mit Dauerfeuer auf die mutierten Kreaturen zu feuern, leidet die Spannung enorm. Aber das ist bei weitem nicht alles, was dem Zuschauer den Spaß an diesem Machwerk verleidet. Die darstellerische Leistung der gesamten Crew ist bestenfalls dilettantisch. Milla Jovovich kommt hier nicht wie die kampfstarke Amazone rüber, wie sie das in „Das fünfte Element“ prächtig oder im RE-Nachfolger Resident Evil: Apocalypse stellenweise bewiesen hat. Stattdessen wirkt sie wie ein schüchternes Mädchen, das nicht weiß, was zu tun ist. Michelle Rodriguez ist mit ihrer maskulinen Machorolle einfach nur lachhaft. Diese Frau ist definitv im falschen Körper geboren und würde sich als Mann für harte Actionfilme empfehlen, so wie sie den bösen Blick, Zähnefletschen und das Spiel mit den Augenbrauen beherrscht. Die restlichen Akteure verlassen die Erinnerung genauso schnell wieder, wie sie Eintritt in diese bekommen haben. Die Effekte bewegen sich auf schlechtem B-Niveau und fallen jederzeit als unecht auf, die Dialoge sind ein schlechter Witz und die Charakterentwicklung…..naja. Von der Story kann man nicht viel erwarten, sie strotzt vor Logiklöchern und Unmöglichkeiten. Lediglich die kalte, technisierte Location weiß mit ihrem metallischen Look zu gefallen. Bei einer FSK-16-Freigabe darf man auch beim Gewaltgehalt nicht viel erwarten und bekommt auch dementsprechend wenig. Hier und da mal ein paar Einschüsse und ein bisschen Blut, aber das war`s dann auch schon an der Gorefront. Gerade das macht den Film auch für Spläddoorkiddies uninteressant und damit fällt außer den Gamefans auch die letzte potentielle Zielgruppe weg.
Only for zombies
Dieser Film geht nicht mal als Popcornkino für Gehirnabschalter durch. Es gibt eigentlich keinen Grund, sich diesen Film anzuschauen. Unterm Strich steht eine seelenlose, unlogische und langweilige Spielverfilmung, die viel Potenzial verschenkt und die ohne den bekannten Namen sicher in den hinteren Regalen der Videotheken versauert wäre. Gemessen an den grandiosen Survival-Horrorspielen ein Unding.
Dialoghighlight: „Wenn ich hier rauskomme, wird erstmal ordentlich gefickt.“
3 von 10 Red Queens