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Jackie Chan begibt sich auf das Schlachtfeld historischer Scharmützel und trotzdem bleibt alles beim Alten - sehr gut choreografierte Kämpfe, die neben ihrer physischen Qualität mit viel Humor aufwarten, klassisches Buddy - Kino mit dem gewohnten Zusammenraufen zweier gegensätzlicher Charaktere und nicht zuletzt eine Überzahl überlegener Gegner, derer man sich nur mit Geschick und Witz erwehren kann.

Angesichts dieser Ingredenzien scheint der historische Hintergrund nur zur Kulisse üblicher Chan - Komödien zu verkommen, aber Jackie Chan nimmt diesen durchaus ernst, indem er in seiner Rolle als eine Art "Soldat Schwejk" die üblichen Begriffe von Heldenhaftigkeit und Ehre, der Lächerlichkeit und Verlogenheit preis gibt. Sein Partner ist dabei ein Vertreter des Disziplin vernarrten Kriegshandwerks - der junge General (Lee-Hom Wang) der gegnerischen Armee, der als Einziger außer ihm eine Schlacht mit 3000 Kriegern überlebte.

So fällt auch der erste Blick der Kamera auf die getöteten Soldaten eines sinnlosen Krieges zwischen unterschiedlichen chinesischen Teilstaaten, die vor allem aus Machtgier ihre Soldaten aufeinander hetzten. Der Grund dieses Gemetzels lag im erwünschten Tod des jungen Generals, weshalb die Hintermänner um einen schurkischen Prinzen ausser sich vor Wut sind, als sie ausgerechnet diesen nicht unter den Toten finden. Jackie Chan als alternder Soldat hatte ihn nämlich Gefangen genommen, um ihn gegen ein Stück Land in seinem Heimatland einzutauschen, nichts ahnend, wen er sich damit auf die Fersen geladen hatte.

Die Beziehung zwischen dem alten Soldaten, der sich mit einem Trick tot stellte, und dem jungen General, der lieber einen ehrenhaften Tod erleiden will, als weiter Gefangener eines Deserteurs zu sein, erfolgt nach üblichen Regeln - erst tiefe Abneigung, dann, auf Grund des Kampfes gegen gemeinsame Gegner, entstehender Respekt, bis zur beginnenden Freundschaft. Dieser Weg ist von Beginn an vorbestimmt, aber er verfügt im Detail über ungewöhnliche Einfälle, die diese Konstellation dazu nutzt, aus einem Kriegshelden einen friedlichen Mann zu machen.

Das liegt besonders an Jackie Chan, der sich niemals selber ernst nimmt, auch nicht als es zu lebensgefährlichen Kämpfen gegen die Verfolger kommt. Er bleibt sich immer treu in seinem Empfinden, lieber ein lebender Feigling als ein toter Held zu sein - stellt sich wieder tot, entwickelt als besten Nahkampftrick das Drücken des Daumens in eine Wunde (ein köstlicher Running-Gag, der später auch von den überragenden Kampfkünstlern nachgemacht wird) und beweist besondere Fertigkeiten im Steinewerfen, was dazu führt das die größten Helden schon zusammenzucken, wenn er nur einen Wurf andeutet. Keinen Moment nutzt er seine körperlichen Fähigkeiten zu einem typischen Kampf - er bleibt seiner Rolle als kleiner Soldat, der eigentlich gar nicht kämpfen will, bis zum Schluß treu.

Ähnlich konsequent ist auch der junge General charakterisiert. Zwar wird zwischendurch angedeutet, dass es sich bei ihm um einen überragenden Kämpfer handelt, aber da er von Beginn an eine schwere Verwundung an seinem Bein erlitten hat, bleibt er immer humpelnd auf einen Stock angewiesen. Im Detail werden seine Fertigkeiten sichtbar, aber die Behinderung verhindert bei ihm den üblichen Kampf, der zum Schluß den Helden und den größten Bösewicht zum Show-Down zusammen führt. Stattdessen müssen sich Beide eine Menge einfallen lassen, am Leben zu bleiben, obwohl sie den Angreifern nicht gewachsen sind...

Trotz des pazifistischen Grundgedankens und der originellen Protagonisten, die zwischendurch auch mal von einer jungen Frau reingelegt werden, liegt das Schwergewicht des Films natürlich auf seinem Unterhaltungswert, der über die gesamte Laufzeit sehr hoch gehalten wird. "Little big soldier" gelingt es dabei, ohne zu sehr in Ernsthaftigkeit zu verfallen, sich trotzdem weiter der Grundthematik zu widmen, Kämpfe und Auseinandersetzungen der Story unterzuordnen und damit dem vertrauten Szenario eines Jackie Chan Films eine gewisse Tiefe zu verleihen - bis zum ungewöhnlichen Schluss, der beweist, dass selbst die gewitztesten Soldaten noch Überraschungen erleben können (8/10).

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