Der einsame Wanderer Eli (Denzel Washington) kämpft sich in einer rauen postapokalyptischen Welt quer durch die USA. Als er in einer Stadt dem brutalen Anführer Carnegie (Gary Oldman) begegnet, spitzen sich die Ereignisse zu: Carnegie ist besessen davon, ein bestimmtes Buch in die Finger zu bekommen. Ein Buch, das Eli in seinem Besitz hat – und um jeden Preis bis an sein Ziel bringen will.
„The Book of Eli“ ist ein typischer Vertreter des modernen Endzeitfilms: entsättigte Farben, die teilweise in so monochromen Braun- und Grautönen gehalten sind, dass einzelne Szenen beinahe schwarz-weiß wirken, ein düsteres Setting, das den moralischen und menschlichen Verfall nach der Apokalypse in brutalen Bildern zeigt, und eine Story, die grundsätzlichen Fragen nach Ethik und Menschlichkeit inmitten einer grausamen Umwelt nachgeht. Stilistisch findet sich „The Book of Eli“ irgendwo zwischen dem Technik-Kitsch eines „Mad Max“ und dem ungleich nihilistischeren „The Road“, was ihm eine über weite Strecken gelungene Mischung aus Action und Gewalt, aber auch ruhigen und nachdenklichen Passagen einbringt.
Denzel Washington bestimmt den Film dabei als harter Einzelkämpfer, der auch schon mal eine ganze Gruppe bewaffneter Räuber blutig zur Strecke bringt – eine starke Szene gleich zu Beginn, die gekonnt die Brutalität der Auseinandersetzung entschärft, indem sie den Kampf als Silhouetten vor einem aschgrauen Himmel stattfinden lässt. Seine Figur, die nicht von ungefähr an Clint Eastwoods namenlose Rolle in „Für eine Handvoll Dollar“ erinnert, bietet eine interessante Melancholie, die stets eine tragische Hintergrundgeschichte erwarten lässt, die jedoch nie eingelöst wird. Vielleicht, so suggeriert die geradlinige Handlung, ist es auch die Welt an sich, die ihn so verbittert hat werden lassen. Und das geheimnisvolle Buch, dessen wahre Bedeutung sich ebenso wie sein wahres Ziel erst ganz am Ende offenbart, ist so etwas wie die materialisierte letzte Hoffnung darauf, dass es doch irgendwie weitergehen kann.
Formal und bildästhetisch findet „The Book of Eli“ immer wieder beeindruckende Momente (auch wenn manch eine Szene dann doch zu gewollt ästhetisiert wirkt) und kann so über weite Strecken gut unterhalten. Doch mit fortlaufendem Film mehren sich etwas verquaste Momente: etwa das vollständige Auswendiglernen einer Bibel, das wohl nur einer Inselbegabung gelingen würde und das hier als Weg zur kulturellen Wiederauferstehung inszeniert wird. Überhaupt nehmen Bibel und christlicher Glaube irgendwann einen unangenehm zentralen Platz ein, wenn es darum geht, die Zivilisation wiederaufzubauen. Da hilft es auch nicht, dass nur einmal ganz kurz angedeutet wird, Religionskriege könnten der Grund für den atomaren Holocaust gewesen sein – dieses kurz aufblitzende Motiv wird ebenso unkritisch dargestellt wie das doch ein wenig ins Fanatische reichende Verhalten der Hauptfigur. So wird trotz einzelner guter Ideen die Möglichkeit einer Gesellschaftskritik mehrmals zugunsten simpler Gut-Böse-Zuweisungen und arg vereinfachter kultureller Überlegungen verspielt.
Auch wird das Pathos des Films im Lauf der Zeit immer allmächtiger. Wenn zwei Figuren mit bitterernsten Mienen und von donnernder Musik begleitet vor einem bildfüllenden Himmel dahinschreiten oder wenn eine zentrale Figur in Zeitlupe und ebenfalls zu überwältigendem dramatischem Score erschossen wird, merkt man, dass es der Film nicht allzu ernst mit seinem angedeuteten Nihilismus einer Welt meint, in der es angeblich keine Werte und Gesetze mehr gibt. Unter der starken bildhaften Oberfläche aus Düsternis und Hoffnungslosigkeit erweist sich die Story doch bei genauerem Hinsehen als altmodisch pathetische Helden-, wenn nicht gar Erlösergeschichte.
Diese inhaltlichen Schwächen lassen „The Book of Eli“ im letzten Drittel ziemlich aus der Spur geraten und nehmen leider auch dem an sich sehr packenden und originellen Ende einiges an Intensität. Dennoch können Washingtons intensive Leistung und die starke visuelle Umsetzung für einige Schauwerte sorgen und so den größten Teil zu einer spannenden und düsteren Endzeit-Unterhaltung machen. Für eine tiefgründigere Apokalypse empfiehlt sich aber dennoch „The Road“ ungleich mehr.