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Un prophète sur la route

Post-Apokalypse trifft auf Eastwood-Western trifft auf prophetische Mission. Religion kann wahlweise als Verhaltenskodex/Regelwerk für die Gesellschaft eingesetzt werden, oder sie kann als mächtige Waffe zur Unterjochung missbraucht werden. Und Religion kann sogar Kriege auslösen. Es geht also um ihre verschiedenen Gebrauchsmöglichkeiten. What's the big news? Zudem geht es in diesem Film darum, dass eine Gesellschaft, um zu funktionieren, eine Richtschnur braucht mit verbindlichen Regeln. Und vielleicht hätte Denzel mal lieber die Verfassung der USA oder das Grundgesetz der BRD in seinem Rucksack getragen, anstatt der Schrift, die für den im Film gezeigten Endzeit-Schlamassel verantwortlich ist. Beide der eben genannten weltlichen Schriften würden zwar keine große Hoffnung auf Mumbo Jumbo in finsteren Zeiten geben wie die Bibel, wären als moralischer Leitfaden für die Gesellschaft aber besser geeignet, weil simpler und eindeutiger und weniger für fundamentalistische Fehlinterpretationen anfällig. Oder Denzel hätte mit Hilfe seines geschundenen iPods einfach Heal the World zum Besten geben können. Aber der Mann heißt im Film nun mal ganz nonchalant Eli, und er sieht (buchstäblich) auf andere Weise als andere Menschen. Außerdem behauptet er, eine Vision des Herrn gehabt zu haben. Also bleibt ihm nichts anderes übrig als seine spirituelle Mission zu erfüllen und ganz doll zu glauben, zumal Johnny Cash das auch so sieht und man dessen Motivationshilfe per Knopfdruck immer wieder abspielen kann, wenn man doch noch Zweifel bekommt (sofern man seinen iPod irgendwo aufladen kann, was nicht einfach ist in abgefuckten Zeiten).

Die Filmemacher scheinen gemerkt zu haben, dass ihre übertrieben ernsthafte und mit biblischen Symbolen überladene spirituelle Reise albern ist und dass ihre Meditation über die Notwendigkeit von Glauben für das Individuum und der Notwenigkeit eines Verhaltens-Kodex für die Gesellschaft an vielen Stellen oberflächlich bleibt. Immerhin lassen sie am Ende die Bibel ganz unspektakulär im Regal zwischen anderen religiösen Schriften verschwinden, und man weiß nicht, ob und welche Funktionen sie überhaupt erfüllen wird nachdem der Abspann rollt. Das ist lustig und wirft ein ironisch ambivalentes Licht auf Denzels messianischen Eifer und sein Opfer. Und was Mila Kunis als Apostel anstellen wird, wird auch offen gelassen, was ebenfalls lustig ist.


Positiv fällt auf, dass dieser Film den Zuschauer am Anfang einfach in einer post-apokalyptischen Einöde aussetzt, nichts erklärt und ihn diese lebensfeindliche Welt selbst entdecken und ergründen lässt. Erst nach und nach wird aufgedeckt, worum es hier eigentlich geht in diesem Werk über eine verrohte und intellektuell zurück entwickelte Menschheit. Das ist durchaus angenehm, verfehlt letztendlich aber die Schaffung von atmosphärischer Dichte, weil immer wieder durch comichaft überhöhte Wildwest-Metzeleien aufgeweicht, um den Mainstream-Kinogänger zu befriedigen. Lustig dabei ist, dass die erste Metzelei durch eine am Boden platzierte Kamera von unten eingefangen wurde und dass die kämpfenden Männer als dunkle Silhouetten vor der Unendlichkeit des Himmels erscheinen, ganz so als suche und finde John Burgess die Legitimation des Herrn für die Tötungen und Gliedmaßen-Abtrennungen. Die Ausstattung des Films erweckt die Post-Apokalypse plastisch zum Leben wie man das bei einer Produktion dieses Budgets erwarten kann, die agile Kameraarbeit schafft immer wieder ansehnliche Bilder, die Hughes-Brüder kreieren Road Movie- und Western-Feeling, die Darsteller spielen engagiert gegen die holzschnittartige Konzeption ihrer Figuren an und der Film als Ganzes langweilt eigentlich zu keiner Zeit. Kann man sich also dauerschmunzelnd ansehen, diesen unterhaltsamen, albernen Ernst. 

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