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Neun Jahre nach dem gelungenen Jack the Ripper - Thriller „From Hell" melden sich die Hughes Brothers im Endzeitgenre zurück, das vor nicht allzu langer Zeit in Neil Marshalls liebevollem Zitat-Radau „Doomsday" ein großartiges Highlight zutage gefördert hatte und sich über die letzten Jahre generell relativ großer Beliebtheit erfreute: „The Book of Eli" lautet der Titel ihres postapokalyptischen Actiondramas, das eine schöne Balance zwischen traditionellen Entertainment-orientierten Genreingredienzien und einem stark im Religiösen verorteten Anspruch der Andersartigkeit gegenüber dem Einerlei findet.

30 Jahre nach der großen Katastrophe streift Eli (Denzel Washington) allein durch die verwüstete Ödnis der USA gen Westen, in seinem Rucksack die letzte auf Erden existierende Bibel. An der ist auch Schurke Carnegie (Gary Oldman) interessiert, der über eine Kleinstadt regiert und seine Häscher quer durchs Land auf die Suche nach dem Buch der Bücher schickt in der Hoffnung, mit dessen Hilfe seinen Herrschaftsbereich weiter ausdehnen zu können. Als Eli zufällig zur Auffüllung des Wasservorrats in seiner Stadt haltmacht, glaubt Carnegie, endlich sein Ziel erreicht zu haben - doch mit der Wehrkraft eines Mannes, dessen Weg unter Gottes persönlichem Schutz steht, hat er nicht gerechnet...

Zum einen vertraut „The Book of Eli" auf die gängigen Standard-Inhalte seines Genres, bereitet sie dabei liebevoll und temporeich auf, ohne den sich schnell im Fahrwasser von „Mad Max" und co. heimisch fühlenden Zuschauer zu langweilen: Heruntergekommene Endzeit-Punks, marodierende Motorrad-Schläger, der alle Luxusgüter der vergangenen Zeit zum Unterhalt eines zivilisierteren Lebensstils bei sich hortende Oberbösewicht, der einsam durch die Lande streifende Held, die Barschlägerei - nichts fehlt. Und alles macht Spaß, ob der Stilsicherheit und Eleganz, mit der die Hughes-Brüder ihre Geschichte in Szene setzen: Unzählige Sequenzen, die Eli bewaffnet und sonnenbebrillt in Zeitlupe zu kraftvoll-hypnotischem Score durch die ästhetisierte Ödnis schreitend zeigen, bilden nahezu den Leitfaden des Films und markieren in ihrer Coolness und visuellen Eyecandy-Klasse klar seine Highlights. Daneben überzeugen die Actionszenen nicht nur durch Frequenz, sondern auch gute Choreografie, amtliche Härte, Abwechslungs- sowie inszenatorischen Einfallsreichtum und vor allem exzellente Kameraarbeit, die mal durch lange schnittlose Plansequenzen im Gemetzel, mal anderweitig elegante Handhabung besticht.

Neben dieser auch durch diverse gelungene humoristisch-ironische Momente ergänzten Ebene des traditionellen, oberflächlichen Entertainment-Repertoires sticht zum zweiten jedoch deutlich die thematische Kernkomponente des Films ins Auge: Bibel, Gott und Religion. Anfangs verhalten, mit zunehmender Laufzeit stetig mehr ins Zentrum rückend definiert eine religiöse Überhöhung das Geschehen, die Eli als von Gott selbst protegierten Mann des Glaubens das Wort des Herrn in die Zukunft retten lässt. Das mag man als aufdringlich, geradezu propagandistisch empfinden, in der Hauptsache aber kommt es dem Film insofern positiv zugute, als es ihn mit einer inhaltlichen Leitlinie ausstattet, die fernab der gängigen Genreschemata gerade auch durch ihre penetrante Dominanz für eine Eigenständigkeit und Frische sorgt, die „The Book of Eli" inhaltlich aus dem Einerlei seiner Genrekollegen heraushebt. Zudem beschränkt sich der religiöse Fokus des Streifens nicht nur auf Mission der christlichen Botschaft, sondern thematisiert im Plan des Fieslings, die Menschheit gerade mit Hilfe der Bibel zu unterjochen, was schließlich schon mal funktioniert habe, auch die der Historie entsprechende Probematik von Missbrauch und Instrumentalisierung der Religion.

Auf darstellerischer Seite glänzt neben dem gewohnt souveränen Denzel Washington vor allem Gary Oldman in der obligatorischen Fieslingsrolle: Dass er auf die aus gutem Grund seit langem abonniert ist, stellt seine großartige Performance einmal mehr unter Beweis. Im Supportcast finden sich mit Mila Kunis, Ray Stevenson („Punisher: Warzone"), „Flashdance"-Legende Jennifer Beals und dem unvermeidlichen Malcolm McDowell zudem weitere bekannte Gesichter, die ihre Sache routiniert erledigen.

Fazit: „The Book of Eli" ist ein rundum überzeugender Endzeitfilm geworden, der die Standardingredienzien seines Genres temporeich und technisch perfekt adaptiert, mit rasanter Action, großartiger Kameraarbeit und enormen Eyecandy-Faktor aufwartet, abseits dessen mit seinem penetranten religiösen Motiv sich aber auch inhaltlich eine Sonderstellung sichert, die man kritisieren, aber auch schätzen kann und die ihn abseits ihrer Bewertung zumindest sehr gut vor dem Untergehen im Einerlei bewahrt. Die überzeugenden Darsteller tun ihr übriges, um den Film zum alles in allem höchst überzeugenden Vertreter seiner Zunft zu machen.

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