Review

Nach „From Hell“ war es lange still um die Gebrüder Hughes, nun melden sie sich mit der Joel Silver Produktion „The Book of Eli“ zurück.
Eli (Denzel Washington) wandelt über die vom letzten Weltkrieg verseuchte Erde und wie fast Distopie beginnt auch „The Book of Eli“ mit einer kurzen Schilderung, wie der Alltag anno Postapokalypse denn so ausschaut. Abgemagerte Beute muss mit großer Konzentration und Geduld gejagt werden, damit man am Ende des Tages etwas Katzenfleisch auf den Tisch bekommt, jeder brauchbare Gegenstand wird benutzt und wenn es nur die Körperwäsche mit einem Erfrischungstuch ist.
Doch Eli ist nur in der Hinsicht Survivor, sondern auch gewandter Kämpfer, wie einige Wegelagerer merken müssen. Gradlinig beschreitet Eli seinen Pfad gen Westen und zitiert dabei mehr oder minder fromme Sprüche aus der Bibel, die er dabeihat – diese ist Elis titelgebendes Buch und tatsächlich erscheint die Figur irgendwo zwischen Erlöser, Heiligem und rächendem Engel angelegt zu sein. Aber egal in welche Richtung Eli gerade tendiert, er tendiert allein dorthin.

Bei einem Zwischenstopp kriegt allerdings der belesene Bandenchef Carnegie (Gary Oldman) spitz, welches Buch Eli in seine Stadt geschleppt hat, und will die biblischen Lehren als Opium fürs Volk nutzen. Eli hat allerdings etwas gegen diese Instrumentalisierung von Religion…
Trotz des auf Action getrimmten Trailers und seiner mainstreamigen ist „The Book of Eli“ alles andere als ein glatter Film, wenn auch kein vollends gelungener. Eines kann man ihm jedoch auf jeden Fall attestieren: Große visuelle Kraft. Wahlweise mit blauem oder braunem Farbfilter zaubern die Hughes-Brüder durchgestylte, gelegentlich beinahe surreale Bilder auf die Leinwand, beim Überschreiten der Reste eines Highways wabert die Himmel im Hintergrund als sei er nicht von dieser Welt – alles erinnert an die Ästhetik von Werbespots, die hier fürs Endzeitkino umgemünzt wurde.

Ebenso furios ist dann auch die Action geraten, wenngleich es sich bei „The Book of Eli“ mitnichten um reines Krawallkino handelt. Viermal geht die Luzie allerdings ab, erst bei der Begegnung mit den Wegelagerern, danach beim Kneipenfight und später stehen noch zwei größere Feuergefechte an, bei denen die Kamera entfesselt zwischen den Konfliktparteien hin- und her fährt und nur mit wenigen Schnitten gearbeitet wird. Mit einer Choreographie von Jeff Imada und der versierten Regie der Hughes-Brüder sind dies sicherlich Highlights des Films, dessen alleiniges Anliegen allerdings, wie gesagt, nicht die Action ist.
Vielmehr beackert man die Themen Erlösung und Religion bzw. deren Instrumentalisierung; es wird gar angedeutet, dass religiöse Gründe für den verheerenden Weltkrieg zu suchen sind, weshalb man die Bibeln nach dessen Ende vernichtete. Am Ende werden verschiedene Religionen (als Bücher) im wahrsten Sinne des Wortes gleichberechtigt nebeneinandergestellt, den Fiesling bestraft nicht Eli, sondern das Schicksal oder Gott, je nachdem, wie man es sieht. Einfallsreich und kaum vorhersehbar ist die Schlusspointe, die *SPOILER* den Helden als eine Art modernem Zatoichi hinstellt *SPOILER ENDE*, allerdings die Logik etwas ächzen lässt, denn man fragt sich schon, wie diese oder jene Tat dann möglich war.

Schauspielerisch kann sich vor Denzel Washington als Einzelgänger mit sensiblen Momenten (meist beim iPod-Hören) behaupten, Gary Oldman gibt recht souverän den durchgeknallten Fiesling und auch Mila Kunis kann als weibliche Hauptfigur Akzente setzen. Ray Stevenson macht erfreulich viel aus seiner Nebenrolle, einen Gastauftritt absolviert Malcolm McDowell, während Jennifer Beals und Michael Gambon leider etwas verschenkt werden.
So gesehen ist „The Book of Eli“ eine wirklich vielversprechende Angelegenheit und man muss sich am Ende wundern, warum der Film sein volles Potential nicht ganz ausschöpft, den Zuschauer irgendwie kalt lässt. Zu altbacken ist die Dramaturgie, diverse Szenen wirken so, als hätte man sie bereits gesehen und gegen Ende wird die Aufopferungssymbolik dann doch etwas arg dick aufgetragen. Schade drum, denn vorher sieht „The Book of Eli“ sein Geschehen durchaus ironisch, vor allem in der Szene, in der Eli und Solara (Mila Kunis) auf ein altes, ihr Haus verteidigendes Ehepaar treffen und eine wichtige Entdeckung machen.

Der neue Film der Hughes-Brüder geht ambitioniert mit dem Thema Religion um, hat wenige, dafür zündende Actionszenen, wartet mit einer tollen Schlusspointe auf und macht optisch extrem viel her, doch leider vermag er nie so recht zu packen und mitzureißen, da es einfach dramaturgisch an Pep fehlt. Wirklich okay, aber mehr leider nicht.

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