"Nach dem Tod ihrer Eltern reist die junge Failan (Cecilia Cheung) zu ihrer Tante nach Korea, die jedoch kurze Zeit zuvor schon das Land nach Kanada verlassen hat. Völlig allein und ohne Visum sucht sie nach einer Arbeitsmöglichkeit. Der einzige Ausweg ist, einen Koreaner auf dem Papier zu heiraten. Dieser heißt in diesem Fall Lee Kang-jae (Choi Min-Shik) und ist ein glückloser, weil viel zu gutherziger Kleinganove dem das Leben ebenfalls übel mitspielt. Ein Jahr später erfährt Kang-jae daß Failan gestorben ist und auf dem Weg zum Begräbnis erfährt er immer mehr über das chinesische Mädchen, das ihn von ganzem Herzen geliebt zu haben scheint obwohl sie sich nie wirklich begegnet sind. " (Asianfilmweb)
Kommentar:
Das koreanische Kino ist ja bekannt für seine Fähigkeit, anrührende Dramen und Tragödien zu erzählen. Ein hervorragender Vertreter dieser Gattung ist FAILAN, der nicht mehr und nicht weniger als ein kleines Meisterwerk ist. Der Regisseur erzählt in seinem erst zweiten Film eine Geschichte von einsamen Menschen, Verlieren, dem Wunsch geliebt zu werden, dazuzugehören und etwas wertvolles zu machen. Und – was im koreanischen Kino immer wieder erstaunlich ist – das alles ohne Kitsch.
FAILAN ist ein zutiefst humanistisches Werk, welches jedoch nie aufklärerisch wirkt, sondern wie beiläufig eine Geschichte von Menschen erzählt, die einem sehr langsam, dafür dann aber umso mehr, ans Herz wachsen. Zu Anfang lässt einen die Story eines tölpelhaften und verlachten Kleinganoven eher kalt. „Nicht schon wieder“ denkt man. Aber aufgrund eines hervorragenden Drehbuchs und seiner großartigen Darsteller entwickelt der Film eine Kraft und Wärme, die ganz erstaunlich ist. Sogar trotz eines eher unversöhnlichen Endes, scheint die Welt zum Finale hin doch ein Stückchen besser geworden zu sein.
Fast ist man an die 90er-Jahre Werke eines Lars von Trier erinnert, der in dieser Zeit (BREAKING THE WAVES, DANCER IN THE DARK), häufig – fast wagnerisch – von Frauen erzählte, die durch ihre unbändige Liebe und ihr großes Herz Erlösung bringen. So auch hier, wenn auch alles eine Nummer kleiner und persönlicher. Der Kleinganove Kang-jae wird durch die Erkenntnis, dass Failan die einzige ist, die ihn jemals geliebt hat ein anderer Mensch, bzw. er wird überhaupt erst Mensch. Plötzlich weiß er, was er will und spielt für seine Kollegen nicht mehr den Deppen. Er hat ein Ziel, etwas, was in seinem bisherigen Leben keine Rolle spielte. Und er empfindet plötzlich Selbstwertgefühl. Die Liebe einer – wenn auch toten - Frau hat sein Leben wertvoll gemacht. Wenn das nicht eine Aussage ist, die man gerne unterschreiben mag.
Bei aller Gefühligkeit ist FAILAN jedoch nie kitschig oder sentimental. Emotionen werden nur da zugelassen, wo sie angebracht sind und ein übertriebener Einsatz von trauriger Pianomusik bleibt uns gnädigerweise auch erspart. Die Musik ist zwar melancholisch aber eher dezent unterstützend als aufdringlich und plump.
Ebenso ist die Bildgestaltung dezent und zurückhaltend. Fahrten und Schnittgewitter sucht man vergebens. Der Stil ist fast altmodisch und angenehm.
Tja, und dann diese Schauspieler. Cecilai Chan als Failan hat immerhin in solch populären Werken wie HELP!! und WU YEN von Johnnie To, SHAOLIN SOCCER oder LEGEND OF ZU von Tsui Hark ihre makellosen Züge zu Markte getragen. Sie spielt die Rolle der Failan ans Herz gehend und gefühlvoll. Der Hammer ist aber Min-Sik Choi als Kang-jae. Dieser Mann veredelte bereits SHIRI und HAPPY END und zeigt hier eine Performance, die einem echt an die Nieren geht. Anfangs findet man seinen Charakter dermaßen zum K...., dass das Mitgefühl, welches man für ihn am Ende entwickelt, überrascht. Allerdings ist er in keinem Moment unglaubwürdig.
Ein Film, um den man als Fans des koreanischen..... nein des asiatischen.... nein des Kinos überhaupt.... nein als MENSCH überhaupt nicht drum herum kommt.
Mirco Hölling (07.11.2003)