Überraschenderweise für Zeit, Herkunft und Genre trägt bei The Delivery gerade die Gelöst- und Zwanglosigkeit viel zur Prägung der Handlung bei, eine Dramaturgie scheinbar unbefangener Hinweise, mit denen mangels schärferer Fokussierung und der Zugehörigkeit zu Ausflügen und Ausflüchten man zuerst nur wenig anfangen kann. Das eigentlich Entscheidende in der Geschichte einer versuchten Veränderung, in der das Privatleben das bisherige berufliche Ziel übernimmt, dies aber nicht von allen Parteien genauso gesehen und deswegen auf Probleme gestoßen wird, ist die seltene Mischung aus Ungewissheit, Unentschlossenheit und Nonchalance; Chui Dai-chuens Regie hat zwar genug Direktiven, auf die man sich verlegen könnte und mit denen im Hintergrund auch stetig hantiert wird, findet seine Orientierung und Perspektive aber erst, wenn es für die Figuren längst zu spät ist.
Dabei ist die grobe Umrandung modern day action, in die Gegenwart aktualisierten Kung Fu im Gewand des Kampfes zwischen Gangstern und Polizei, zwischen Lächerlichkeit und unentwirrbarem Dunklem. Wieder einmal stellen Drogen den Anlass für eine groß angelegte Unternehmung auf beiden Seiten des Gesetzes dar, werden alle Hebel in Gang gebracht, um das ewige Katz-und-Maus Spiel gewinnbringend für sich zu entscheiden, stehen kontrastierend das große Geld und die Erfüllung von Ehre, Pflicht und Schutz der Gemeinschaft als Motivation bereit. In den Eindrücken der Gegenwart und dem Umriss der Zukunft kommt auch noch die Liebe als Antriebs- oder doch eher Behinderungsmechanismus hinzu:
Als die Internationale Polizei [ u.a. Zhao Lei, Gai Yuen, Pak Sha-lik ] von einem geplanten Rauschgiftgeschäft zwischen Japan und HK im Wert von 5 Millionen Dollar erfahren, hängen sie sich bei der Ankunft des Kontaktmannes Kung Chuan San-lang [ Michael Chan Wai-man ] sofort an den selbstsicher auftretenden Kriminellen an. Während dieser bei der Fahrt vom Airport die Verfolger nach einigen Mätzchen relativ schnell abhängen kann, verletzt er aus Versehen leicht die entgegenkommende Motorradfahrerin Li Hsiang-yun [ Au-Yeung Pui-San ], um deren Blessuren er sich auch sofort kümmert und eine nähere Berziehung entwickelt. Über die freizügige Vermittlerin Miss Ting [ Na Na ] sowie mit den beiden Gangstern Lin Pa [ Cheng Kei-ying ] und Tu Hsiao-hun [ Charles Heung ] soll nach einigem Hin und Her das Geschäft abgewickelt werden; doch nicht nur die Polizei ist eng auf Beschattung, auch will Tu Kungs neue Freundin als Sicherheit benutzen.
Trotz einer knapp gehaltenen Einleitung, die keine Umwege macht und als erste Fassung bereits das Begehrte von Protagonisten und Antagonisten gegenwärtig macht, so auch durch seine Schlichtheit betört, wird sich daraufhin eher Zeit mit der Ausarbeitung des Thema und einer Stimmung tödlicher Verlegenheit gelassen. So richtig eilig oder auch anderweitig dringend scheint es Niemand zu haben, weder Kung, der von Tu auch erstmal Spesen erhält, um sich ein paar schöne Tage an Ort und Stelle zu machen, noch die Regie, die sich eher in zurückhaltenden Widersprüchen, ein wenig Humor und einer gegebenen touristischen Beschreibung beschäftigt und so nicht gerade an aufrichtiger Teilnahme interessiert scheint. Schon die Verfolgung von Kung durch die Polizei quer durch den Straßengürtel der Stadt, in der lange und ausführlich die Gegend in Augenschein genommen und Benzin in die Umwelt geblasen wird, stellt sich dabei als etwas schon nachlässig Zufälliges, aber auf seine Art trotzdem noch Weltmännisches hervor. Obwohl man dort keinerlei Anspannung oder auch Aufregung erweckt und sich so gar nicht als der eingangs aufgerufene Existenzkampf präsentiert, hat die Szene ihren besonderen Charme, ihre Atmosphäre und auch überraschenden Schalk. [Kung macht die Gendarmerie im Kreisverkehr schwindlig; später lässt sich einer der Beamten noch während einer weiteren Observation im Bordell sprichwörtlich bis auf die Unterhose ausnehmen.]
Von großer Bedeutung sind auch die noch folgenden Episoden eher nicht, vielmehr ein paradoxer Ausdruck für die Aura einer eigentümlich entspannten Hochstimmung von minuziöser Herauszögerung, in der man zwar konkrete Umstände vorträgt, aber dieser Auslegung Fernliegendes als für wichtiger betrachtet. Auffallend als quasi verbindendes dramaturgisches Element und auf seine Weise auch enorm gewinnbringend ist dabei, dass aus dem Spaß schlagartig blanker Ernst werden und die momentane Gelassenheit sich rapide in Mord und Totschlag umwandeln kann, wenn die zugrunde liegende Idee ihren Ausdruck gefunden hat. Ein eben noch weitgehend belangloser Spielabend wird von einer Sekunde zur nächsten zur einer handfesten, erfreulich vitalen und geradezu vor Schöpferfreude übersprudelnden Prügelei; das Schema dieser wechselseitig qualifizierenden Umarbeitung und Abkürzung auf eine sich unmittelbar anschickende Gegenvision wird während einem harmlosen Tanzabend und dem Eintreffen mehrerer Streithammel genauso fortgesetzt, wie auch eine jetzt noch splitterfasernackt im Pool Schäkernde in der nächsten Einstellung schon den Todesschuß empfangen hat.
Leider kann das Martial Arts selber nur nicht mit der ersten Auseinandersetzung im äußerst beengten Spielsalon mehr mithalten; Choreograph Cheng Kei-ying gestattet sich zwar noch eine ausführliche, auch technisch und athletisch versierte Konfrontation mit Michael Chan zu, findet dort aber vor lauter Freude, doch auch mal im Scheinwerferlicht zu sein, keinen eigenen anregend-energiegeladenen und vor allem konsequenten Rhythmus. Auch der Showdown an einem verführerisch aussehenden, aber als Setting für striktes Rangeln leider ungenügenden Meeresstrand enttäuscht als kommentierender Schlussteil weitgehend. Mehr als Staub aufwirbeln und die Kombattanten nacheinander mit Wasser und Sand zu beschweren ist an dieser schmucken Naturkulisse nicht mehr drin.