Review

Die komplette Serie

Blood And Sand

erstmals veröffentlicht: 17.08.2012

Fiebrig inszeniertes, adrenalingeschwängertes Spektakel, dessen enormer Grad an Sex und Gewalt in regelrechten Surrealismus mündet, der immer wieder fragen lässt: Kann man sowas heutzutage tatsächlich schon in einer TV-Serie zeigen? Im Gegensatz zum kalten "300", das vor allem in der ersten Folge als ästhetische Initialzündung gebraucht wird, gelingt es "Spartacus" nicht zuletzt durch das Serienformat, Emotionen hervorzukitzeln und ausgiebig mit ihnen zu spielen. In erster Linie handelt es sich um einen trashaffinen Showact, der aber immer in den richtigen Momenten sein reflexives Potenzial ausschöpft: So wird der Hedonismus der römischen Volkes durchgehend hinterfragt und der Alltag der versklavten Gladiatoren als etwas hingestellt, das den Wert menschlichen Lebens verachtet.

Wann immer man als Zuschauer in Gefahr gerät, sich zu sehr an die Gewalt zu gewöhnen, öffnen die Macher einen doppelten Boden, der aus einer vermeintlich spielerischen Situation plötzlich bitteren Ernst macht. So wird die Spannung geschickt aufrecht erhalten.

Auch entwickelt sich die Serie anfangs unter dem Vorwand, eine primitive Abfolge von Arenakämpfen und "Hinter-Gitter-Szenen" aufzubieten, wobei der Höhepunkt immer pünktlich zum Episodenende auftritt - doch dieses berechenbare Muster bricht spätestens nach der Hälfte der Staffel auf und macht Platz für komplexere Intrigenspiele, die auf ein schier apokalyptisches, reinigendes Finale zusteuern.

Andy Whitfield legt keine besonders ausnehmende Schauspielleistung hin, überzeugt aber immerhin nach einigen Folgen mit genug Charakter, dass man seiner Figur, die er durch seinen Krebstod leider nicht mehr weiterführen kann, nachtrauert. Heimlicher Star der ersten Staffel ist vielmehr Manu Bennett als idealistischer Gladiator Crixus, der mit Abstand die komplexeste Figur der ersten Staffel erschaffen hat.
(7.5/10)


Vengeance

erstmals veröffentlicht: 13.10.2013

Natürlich hätte man Andy Whitfield gerne weiter in der Rolle des Spartacus gesehen, doch darstellerisch hat er keine allzu große Lücke hinterlassen. Liam McIntyre stopft die Lücke unauffällig und unproblematisch, ohne selbst Glanzlichter zu setzen. Leider wird auch Manu Bennetts Licht, das im Verlauf der ersten Staffel immer heller wurde, wieder etwas unter den Scheffel gestellt, weil er sich allzu sehr in den Dienst des Anführers stellt und Gehorsam leistet. Die Gruppendynamik der auf sich allein gestellten Aufständler ist das Interessante an der zweiten Staffel, insbesondere, als Dustin Clare zum Ensemble stößt und mit Gannicus, Crixus und Spartacus mindestens drei Charakterköpfe vertreten sind (unabhängig von Peter Mensahs Drago, der nach wie vor eher eine leicht erhöhte Mentorenposition einbehält), deren Konfliktpotenzial allerdings zu selten genutzt wird. Beachtlich allerdings, wie man aus dem so ausgedünnten Feld der Römer doch noch so viele verachtenswerte Gestalten aus dem Hut zaubern konnte. Immerhin zwischen den beiden Hauptparteien gibt es reichlich Zündstoff.

Stilistisch ist alles beim Alten: Comicreliefartig überzeichnete Gewalt und Sex (beides weiter die Grenzen des Zeigbaren auslotend), Übermächte gegen Einzelne und ein zuverlässiges Verdrehen der Wahrscheinlichkeiten zeichnen „Spartacus“ auch jenseits der Arena aus. Natürlich bleibt die zweite Staffel hinter der ersten deutlich zurück, steht aber in Sachen Unterhaltungswert gleichauf.
(6/10)


War Of The Damned

erstmals veröffentlicht: 13.08.2016

Die finale Staffel beginnt mit der Bürde, ein fast vollständig abgeräumtes Schachfeld wieder auffüllen zu müssen und tut gut daran, mit Crassus (Simon Merrells) auf Anhieb einen eindrucksvollen schwarzen König aus dem Hut zaubern zu können, der nach Erniedrigungen („Blood and Sand“) und Unterschätzungen („Vengeance“) gut daran tut, dem Titelhelden Respekt entgegenzubringen, den dieser vom restlichen römischen Feld auch in der finalen Schlacht nicht zu erwarten hat.

Wie wichtig dieser Baustein noch werden würde, zeigen spätestens jene Augenblicke, in denen Spartacus und seine Männer getragen von unzähligen Siegeswellen zu jener Art Bestie zu werden scheinen, die sie zu bekämpfen glauben. Gleichwohl in dieser Umkehr der Verhältnisse bemerkenswerte gesellschaftskritische Inhalte verborgen sind, droht die Serie in der ersten Hälfte an ihrer spannungslosen Gleichförmigkeit zu scheitern. Die Zeitlupen, selbstzweckhaft wie eh und je, walzen Belanglosigkeiten ins Unendliche aus und provozieren zunehmend Fremdscham im Beharren am ästhetischen Vermächtnis von Zack Snyders „300“. Andererseits darf natürlich nicht geleugnet werden, dass das Weiden an der bewährten Zurschaustellung von Brutalitäten und Nacktheit den Unterhaltungspegel im grünen Bereich hält.

Derweil Spartacus selbst, vor allem aber sein Weggefährte Crixus mit jeder Folge an Faszination einbüßt, sticht unter den Römern neben Simon Merrell mit Todd Lasance ein Schauspieler hervor, der einer gemeinhin bekannten historischen Figur eine völlig fremdartige Interpretation verleiht. Sein Julius Cäsar hat nichts mit dem römischen Herrscher gemein, der längst ins kulturgeschichtliche Allgemeinwissen eingezogen ist, weist als junger Rebell jedoch gleichermaßen interessante Eigenschaften auf, die der ohnehin in Wallung geratenen Schwarzweißzeichnung zwischen Bestandsherren und Aufständigen nicht selten den entscheidenden Ausschlag geben.

So pendelt „War Of The Damned“ lange Zeit gefährlich nahe zwischen Geschmacklosigkeit, Stumpfsinnigkeit und kurzen Stichen der Brillanz, bis die letzten Folgen endlich Fahrt aufnehmen und Nägel mit Köpfen machen. Bis dahin hat sich glücklicherweise auch der Tanz zwischen den Zeilen gefangen und die Serie strahlt zeitweise wieder die vollumfängliche Trash-Poesie aus, die sie in ihren Anfangstagen mit Andy Whitfield so faszinierend gemacht hat. Plötzlich treffen Spartacus' wild entschlossene Blicke wieder ihre Ziele, Duelle bekommen ihre Spannung zurück, die homoerotische Beziehung zwischen Agron und Nasir ihre Romantik.

Vielleicht ist die Abschlussstaffel wirklich die schwächste, so wie es gemeinhin kolportiert wird, aber immerhin schließt sie die Geschichte von Spartacus mit Emotion ab; ein Schicksal, das nur wenigen vergönnt ist.
(6/10)

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