Review

Staffel 1

Gladiator in Rome meets 300  (9/10)

Die Geschichte von Spartacus: Ein Sklave wird gezwungenermaßen Gladiator, zettelt 73 v.Chr. einen Skavenaufstand an, sammelt eine Streitmacht um sich, pinkelt Rom ans Bein und stirbt schließlich, eingekreist von den Armeen geführt von Lucullus, Pompeius und Crassus, heldenhaft im Kampf. Alles altbekannt und 1960 auch genial mit Kirk Douglas in der titelgebenden Rolle verfilmt.

Jetzt stellt sich die Frage, ob diese Geschichte eigentlich auch als TV-Serie funktioniert. Schnell beantwortet: Ja, tut sie...wenn man sich darauf einlässt!

Wie der Titel der Review schon verrät, nimmt sich Spartacus: Blood and Sand die besten Zutaten und kocht daraus einen Fun-Brei, der sich gewaschen hat. Man nehme die Geschichte, die markigen Kerle und Sprüche à la "The frost, it sometimes makes the blade stick" aus Gladiator, die fiesen Römer und ihre Intrigen aus Rome und die abgefahrene Optik, sowie das 100 fache Blut aus 300, vermenge es mit einer gehörigen Portion Sex und einer hohen Konzentration von Schimpfwörtern. Man würze dieses Gemisch mit einer Prise Bullet-Time und gibt für den Geschmack nochmal ein bisschen roten Lebenssaft und abgetrennt Gliedmaßen hinzu und fertig ist unsere deftige 13-gängige Schlachtplatte.

Dabei sei gleich gesagt, wer mit den obengenannten Vorbildern, insbesondere der Optik von 300, nichts anzufangen weiß, sollte um Spartacus gekonnt einen Bogen machen. Tunlichst vermeiden sollten diese Serie auch Leute, die alles todernst nehmen und stets ihre Goldwaage dabeihaben. Zudem sollte man den doch etwas trashigen Touch der Serie mit einem Augenzwinkern hinnehmen.

Beachtet man diese Sachen, eröffnet sich einem die mit Abstand brutalste, mit Sex und Schimpfwörtern gespickteste Serie, die bis dato gedreht wurde. Selbst ich, als nicht gerade unerfahrener Film- und Serien-Gugger, habe doch das ein oder andere Mal mit den Ohren geschlackert und mich gefragt: "Kann man das heutzutage zeigen?" Es handelt sich hierbei zwar um eine Pay-TV-Channel-Serie, aber trotz dieser Tatsache reibt man sich doch des Öfteren verwundert die Augen.

Bereits in der ersten Folge, die vom Verrat der Römer und der Gefangennahme unseres (noch) namenlosen Helden berichtet, wird gemetzelt und gerammelt, dass wortwörtlich die Fetzen fliegen, zumindest bei Ersterem. Dabei muss man sich vorstellen, dass die Personen in der Welt von Spartacus keinerlei Knochengerüst besitzen. Sie scheinen nur eine blutgefüllte Hülle mit einigen Gedärmen zu sein. Wer Planet Terror oder Kill Bill Vol.1 kennt, weiß was ich meine. Die Frauen sind dauergeil und absolut willig (Gut da kann man von Sklaven auch verlangen oder?) und sehen zu allem Überfluss auch noch echt sexy und ansprechend aus (Diese Angaben sind wie immer ohne Gewähr!). Bei den Männern handelt es sich entweder um intrigante, verräterische, feige Waschlappen, die sich selbst mit einem stumpfen Bundeswehr-Brotmesser die Arm absäbeln würden (Die Römer) oder um muskelbepackte, kampferprobte Schlächter, mit Oberarmen wie Baumstämme und Sixpacks aus Stahlbeton (womit auch die Damenwelt auf ihre Kosten kommen sollte), die sich mit Vorliebe vor Tausenden von Schaulustigen in der Arena die Köpfe zu Brei hauen und eine Vorliebe für Geschnetzeltes zu haben scheinen (Die Gladiatoren).

Zur Story lässt sich sagen, dass sie an sich wenig Platz für Überraschungen bietet, jedoch nett durch Intrigen und Verrat ausgeschmückt wurde. Sie ist auf jeden Fall leichter zu verfolgen als z.B. in Rome, ebenso ist die Figurendichte nicht zu groß, sodass man sich nie verloren fühlt, weil man manche Personen nicht (mehr) kennt. Es kommt schlichtweg nicht vor. Die Story nimmt eine straighte Entwickelung. *SPOILER* Vom Sklaven wird Spartacus zum Champion, entdeckt dass er betrogen wurde und zettelt schließlich einen Sklavenaufstand an, was in der letzten Folge dann zu einem Schlachtfest in der Gladiatorenschule führt. Der Grund warum es bis jetzt nur eine Staffel gibt ist keinesfalls mangelnder Erfolg eine Krebserkrankung des Hauptdarstellers Andy Whitfield. Sollte er genesen, wird umgehend mit dem Dreh der zweiten Staffel begonnen bzw. wird dieser fortgesetzt. In der Zwischenzeit ist eine 6-teilige Prequelserie in Produktion gegangen, die sich mit dem Aufstieg der Gladiatorenschule beschäftigt. *SPOILER*

Die Optik an sich ist ein Mischmasch aus Rome und Gladiator mit den Kontrasten und der Farbgebung aus 300 und den Blut- und Splattereffekten aus Planet Terror. Zu Beginn ist das alles etwas gewöhnungsbedürftig, besonders die CGI-Kulissen sehen ab und zu billig aus und der übertriebene Umgang mit CGI-Blut mag abschreckend und billig wirken, jedoch ist diese Übertreibung ähnlich wie in Planet Terror  gut so, da so etwas von der knüppelharten Brutalität und der Gewissenlosigkeit, mit der hier geschlachtet wird, genommen wird. Außerdem hat man sich spätestens Mitte der zweiten Folge daran gewöhnt.

Der Sound wird dominiert von tobenden Massen in der Arena und dem Schauben der Männer beim Training und/oder beim Sex. Ein musikalischer Score an sich ist eher Mangelware, tritt er jedoch auf, ist er sehr passend, nie störend und spielt sich nicht in den Vordergrund.

Nun zur Besetzung. In der Hauptrolle als Spartacus sehen wir den relativ unbekannten Andy Whitfield, der seine Sache auch erstaunlich gut macht. Seine Rolle nimmt man ihm ab, auch wenn er zu Beginn etwas zart wirkt und höchstens durch seine grottige Frisur zu beeindruckend weiß. Gegen Ende der Staffel nimmt man ihm die Rolle des Rächers/Verratenen/Trauernden voll ab.

Die Rolle seiner Frau Sura übernimmt die aus Bitch Slap mehr oder weniger bekannte Erin Cummings. auch bei ihr gibt es wenig zu meckern besonders weil sie oft wenig oder gar nichts an hat.

Als Hauptantagonist Crixus fungiert mit dem Neuseeländer Manu Bennet auch ein eher unbekannter Schauspieler. An dieser Stelle möchte ich diesen besonders hervorheben, denn was er abliefert ist durchweg beeindruckend. Zwar wirkt er wie ein zweiter Dwayne Johnson, jedoch spielt er seine Rolle als Crixus, der die mit Abstand interessanteste, tragischste und vielschichtigste Figur in dieser Staffel ist, auf einem derart hohen Niveau, dass es schlichtweg beeindruckend ist. Aufgrund dieser Leistung ist Crixus im Laufe der Serie vom totalen Arschloch und Hasscharakter zu meinem absoluten Liebling avanciert.

Den zwielichtigen und hinterhältigen Sklavenhalter und Besitzer der Gladiatorenschule Batiatus mimt John Hannah, bekannt als Jonathan aus der Mumie-Trilogie. Auch er nimmt diese Rolle mit Bravour, vor allem deshalb, weil man ihm einfach abnimmt, dass er dieses hinterlistige Arschloch ist, das sich nur um seine Karriere kümmert und sich einen Dreck um Andere schert.Als seine Frau Lucretia fungiert Lucy "Xena" Lawless und ich muss ehrlich zugeben, dass ich ihr eine Leistung auf einem derart hohen Niveau nicht zugetraut hätte. Sie spielt Lucretia mit einer solchen Leichtigkeit und Überzeugungskraft, dass man glaubt, sie wäre nur für diese Rolle geboren worden. Auf jeden Fall, zusammen mit Manu Bennet, die mit Abstand beste Schauspielleistung.

Auch die Nebencharaktere wissen zu überzeugen. Sei es Peter Mensah als knallharter Gladiatorentrainer Doctore, der als einziger ein Duell mit Theokles - The Shadow of Death überlebt hat oder Nick Tarabay als Ashur der hinterhältige Ex-Gladiator und persönlicher Bimbo von Batiatus. Selbst die Love-Interests Mira und Naevia, die eigentlich nur schmückendes Beiwerk sein sollen, machen ihre Sache erstaunlich gut.

Was gibt es jetzt noch zu sagen? Eigentlich nichts. Ein Fazit lasse ich weg. Die Tipperei soll sich ja gelohnt haben. Da es meiner Meinung nach relativ unwahrscheinlich ist, dass diese Serie jemals ungeschnitten ihren Weg ins deutsche Free-TV findet und wenn dann nur zu unmöglichen Zeiten, empfehle ich jedem, der die Eier dazu hat sich an die Serie ran zutrauen, auf eine ordentliche DVD- oder Blu-ray-Veröffentlichung zu warten. Wer der englischen Sprache mächtig ist, kann auch völlig unbesorgt zur US- oder UK-Scheibe greifen, da die Dialoge selbst für Laien sehr einfach zu verstehen sind. Mehr gibt jetzt eigentlich nicht mehr zu sagen...

In diesem Sinne:

"Strength and honor."

Ach ne, das war was anderes...
Jetz aber:

 - "How many men would you kill to see your wife again?"
 
- "I would kill them all."

PS: Der Titel der letzten Folge ist: "Kill them all". Ich finde das sagt alles über die Serie.

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