Verfilmungen von Charles Dickens' Novelle „A Christmas Carol“ gibt es einige und so ist letztlich auch diese Version aus dem Hause Disney eben eine unter vielen. Allerdings kann sie mit ein paar Besonderheiten aufwarten – und diese sind mal mehr, mal weniger gelungen.
Inhaltlich bleibt es bei der bekannten Geschichte um den griesgrämigen und geizigen alten Geschäftsmann Ebenezer Scrooge. Dieser ist ein recht unangenehmer Geselle, lässt aus Geiz seinen Angestellten Bob Cratchit im Geschäft frieren (Kohle kostet schließlich Geld), sieht bedürftige Mitmenschen lieber in Gefängnissen und Arbeitshäusern (warum für diese zahlen?) und versagt seinem Neffen die Anwesenheit auf einer Weihnachtsfeier. Alles Humbug!
Doch erscheinen ihm nach Ankündigung durch seinen verstorbenen Geschäftspartner des Nachts drei Geister, die den alten Griesgram mit auf eine Reise durch sein Leben und das seiner Bekannten nehmen, auf dass dies vielleicht sein steinernes Herz erweiche.
So reist man mit Scrooge durch die Vergangenheit, sieht Episoden aus seiner Jugend und dass er nicht immer dieser verbitterte alte Kerl war. Doch schon hier bemerkt man die sich vollziehende Veränderung in seinem Charakter und wohin sich die Prioritäten verschieben. Mit entsprechenden Konsequenzen. So geht es weiter durch seine Gegenwart, Scrooge erlebt die Vorkommnisse bei seinem Neffen und der Familie Cratchit, die sich immer wieder auch auf ihn beziehen. Und es geht in eine Zukunft, die dem Alten erschreckend vor Augen führt, was sein könnte.
Dickens Geschichte über den Geist der Weihnacht ist zurecht ein Klassiker der Literatur, denn was er vermittelt, ist so allgemeingültig und eingängig, dass man sich dem Kern der Erzählung nicht erwehren kann. Nicht nur propagiert er Empathie und Hilfsbereitschaft, er geht auch auf allerlei gesellschaftliche Probleme der Entstehungszeit ein. Dies meist in den Verfilmungen nur am Rande, aber das Thema der Bevölkerungsmenge und deren Versorgung, auch mit Blick auf die fortschreitende Industrialisierung, findet sich hier in manchen Sätze mitunter scharf angeschnitten. Dennoch bleibt es vorrangig bei einer Geschichte über die eines Menschen, verpackt in ein emotionales Gewand.
Und bei diesem hapert es in der vorliegenden Version. Der von Robert Zemeckis inszenierte Film verwendet für seine Präsentation die Performance-Capturing-Technik, somit wurden Aktionen vom spielenden Ensemble auf animierte Figuren übertragen. Und das liefert hier ein recht ambivalentes Ergebnis. Die Figuren wirken lebendig und irgendwie leblos zugleich, die Umgebung ist hübsch designt und als Animationsfilm geht die Version durchaus in Ordnung. Will das Ergebnis aber eben auch realistisch wirken, so machen sich immer wieder Ausflüge ins sogenannte „Uncanny Valley“ bemerkbar, gerade was die Mimik angeht. Manch ruckeliger Bewegungsablauf trägt auch dazu bei, wenn auch nicht immer. Das drückt den visuellen Eindruck dann hier und da und bedingt somit auch eine verminderte Emotionalität. Für mich überwiegt stilistisch aber ein annehmbarer Eindruck und dazu gehört auch die Orientierung am Design aus der literarischen Erstveröffentlichung 1843, zu welcher John Leech die Illustrationen lieferte.
Was Zemeckis' Version auszeichnet, ist ihre erzählerische Breite. So ist bei aller Positivität auch Platz für finstere Szenen, für etwas Grusel und Schauer. Die einzelnen Episoden sind in ihrer Länge ansprechend aufgebaut und überhaupt ist hier Kurzweil angesagt. Doch dennoch passt auch hier nicht alles perfekt, so hätte man sich die Sequenz mit der Kutschenjagd mitsamt Geschrumpfe in dieser Länge sparen können.
Prominent besetzt ist die Garde an Stimmen, oft in Mehrfachrollen. So spricht Jim Carrey nicht nur Scrooge, sondern auch die ihn heimsuchenden Geister, wobei mir sein Dialekt als Ebenezer eine Spur zu dick aufgetragen war. Gary Oldman, Bob Hoskins Robin Wright oder Colin Firth gib't ebenfalls zu hören. Und auch irgendwie zu sehen, mancher Figur sieht man die Ähnlichkeit durchaus an.
Visuell ist Disneys animierte Version von Dickens' Weihnachtsgeschichte ein zweischneidiges Schwert. Gerade die Mimik und manche Bewegung der Figuren kann leicht irritierend wirken und dämpft dadurch auch die emotionale Wirkung, die der Erzählung innewohnt. Inhaltlich macht das Werk allerdings nicht viel falsch und bietet kurzweilige und auch mal angenehm finstere Sequenzen. Letztlich gibt es von dem Stoff so viele Versionen, dass für alle was dabei sein sollte. Für mich gehört diese hier trotz ihrer Mängel zu den besseren. Kein Humbug.