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23 Millionen Dollar Budget und mickrige 7 Millionen Dollar Kinoeinspiel aus dem US-Amerikanischen Markt, deutlicher können die Zahlen eines wirtschaftlichen Totalausfalls wohl nicht ausfallen und auch die Resonanzen sahen für Harley Davidson & the Marlboro Man (1991) alles andere als rosig aus. Auf rotten Tomatoes erzielte die Buddy-Actionkomödie einen miserablen Bewertungsdurchschnitt von 3,75/10,00 und selbst die beiden Hauptdarsteller Mickey Rourke und Don Johnson waren alles andere als Stolz auf ihr Werk. Rourke bezeichnete den Streifen als der Anfang von seinem Untergang in Hollywood und Johnson wurde während der offiziellen Film Promotion-Tour mit folgenden Worten zitiert: "Wenn Sie Fan von sinnlosem Handeln sind und keine Gehirnzelle im Kopf haben, ist Harley Davidson & the Marlboro Man genau das richtige für Sie!" Doch trotz aller Unkenrufe avancierte der gescholtene Road Movie Actioner auf Video/DVD über die Jahre zum Publikumshit, da er ungeahndet der teilweise recht einfältigen Handlungsinhalte und der stupiden Schurkenparade mit ordentlicher Action und einer unterhaltsamen Männerfreundschaft punkten kann. 

Interessant zu wissen ist, dass Bruce Willis eigentlich für die Rolle des ultracoolen Bikers Harley Davidson angedacht war, was für die Erfolgschancen bestimmt nicht schlecht gewesen wäre, denn anno 1991 war er ein absoluter Kassenmagnet. Da Willis auf Grund Terminkonflikten verhindert war, erhielt Mickey Rourke den Zuschlag, welcher jedoch später zugab, das Angebot nur wegen der attraktiven Gage angenommen zu haben. Als Regisseur konnte Simon Wincer gewonnen werden, der ein Jahr zuvor mit dem unterhaltsamen Tom Selleck Abenteuer Quigley - Der Australier von sich Reden machte. Das Drehbuch von Don Michael Paul modifiziert den allseits bekannten Buddy Movie Schlüssel Gegensätze ziehen sich an geringfügig und setzt auf die Best Friends Formel. Um ihre Lieblingsbar finanziell zu retten, überfallen die Biker Harley Davidson (Mickey Rourke) und der Marlboro Man (Don Johnson) gemeinsam mit ihren Freunden Jack (Big John Studd), Jimmy (Giancarlo Esposito) und Jose (Eloy Casados) einen Geldtransporter. Was sie nicht wissen: Anstatt der erhofften Kohle haben sie Unmengen an Drogen erbeutet und die von Drogenboss Chance Wilder (Tom Sizemore) angeführten Profikiller Alexander (Daniel Baldwin), Thom (Robert Ginty) und John (Billy T. Lucas) kennen kein Erbarmen, um ihr Hab und Gut zurückzuholen. Als Harley die Idee kommt, für die heiße Ware 2,5 Millionen Dollar zu verlangen, nimmt eine blutige Hetzjagd ihren Lauf...

Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, seinen Hauptunterhaltungswert zieht Harley Davidson & the Marlboro Man aus dem fabelhaften Zusammenspiel der beiden lässigen Draufgänger und deren überzeichneter Macho Coolness. Der eine, Harley Davidson, Vollblut Biker in schwarzer Motorradkluft, der andere, der Marlboro Man, ein Lebensweisheiten philosophierender Cowboy und Inbegriff der Männlichkeit. Gemeinsam leben sie ohne Ziel in den Tag hinein.  Ihr Ofen ist ihr ein und alles, keine Frau kann ihnen widerstehen, die Straße ist ihr zu Hause und ein schlagfertiger One-Liner jagt den anderen. Faszinierend dabei ist die bemerkenswerte Dichte an gelungenen Sprüchen und der süffisante Galgenhumor, mit welchem sich die Helden unterhaltsam durch ihr Abenteuer streiten. Selbstverständlich erhält auch  jeder seine eigene persönliche Posing Gelegenheit, während Harley im Alleingang einen Tankstellenüberfall vereitelt, erteilt Marlboro ein paar Rothäuten eine denkwürdige Lehrstunde in Sachen Kneipenbillard mit anschließender Aufmischung der großmäuligen Verlierer. Die wohlig raue Road-Movie Atmosphäre wird durch den rockigen Ohrwurmsong  Wanted dead or Alive von Bon Jovi passend unterstrichen und auch die restlichen Nummern des stimmigen Soundtracks können sich meiner Meinung nach hören lassen.

Von der handwerklich solide umgesetzten Action hätte es durchaus etwas mehr geben können, denn bis auf die bleihaltigen Schusswechsel in der Bar und bis auf das etwas ausgiebigere Finale mit blutigsten Headshots ist nicht sonderlich viel vertreten, was den Actionerd vom Hocker reißen kann. Natürlich sollte man die vereinzelt aufkeimenden kurzweiligen Handgemenge und den Geldtransporterüberfall mit dem Überraschungsmoment nicht unter den Tisch kehren, den Sequenzen fehlt aber die Durchschlagskraft, um dauerhaft in Erinnerung zu bleiben. Die etwas ungünstig verteilten Schauwerte haben einen riesengroßen Spannungsabfall in Filmmitte zur Folge, da auch die Story auf der Stelle tritt und eigentlich nur noch aus der wiederholenden Flucht vor Wilders Leibwächtern besteht. Des weiteren verdirbt die primitive und einfallslose Feindbildzeichnung gehörig die Laune, da die fünf Automatik bewaffneten Attentäter in den schwarzen kugelsicheren Regenmänteln keinerlei Substanz versprühen und ihr Verhaltensmuster dementsprechend vorhersehbar und phasenweise ridikül erscheint. Einzig und alleine Tom Sizemore (Lock Up - Überleben ist alles; Passagier 57) kann mit seiner zwielichtigen Ausstrahlung den insgesamt blassen Antagonisten ein wenig Farbe verleihen, was aber am Ende des Tages nicht ausreicht, um für mich den etwas faden Beigeschmack auszublenden.

Obwohl sich Mickey Rourke (Angel Heart; 9 1/2 Wochen, Johny Handsome) und Mr. Miami Vice Don Johnson Gerüchten zu Folge am Set alles andere als ausstehen konnten, gelang es ihnen, eine ansprechende Show abzuliefern, die Chemie des eigenwilligen Buddy-Duos muss sich auch vor anderen Teams nicht verstecken, auch wenn zu einem Mel Gibson & Danny Glover oder zu einem Bruce Willis & Damon Wayans noch Lichtjahre fehlen. Die Besetzung der Nebenrollen kann sich ebenfalls sehen lassen, so gibt es ein Wiedersehen mit Chelsea Field (Masters of the Universe; Last Boy Scout), die als attraktive Polizistin dem Marlboro Man den Kopf verdrehen darf. Außerdem ist die WCW/WWF Legende Big John Studd in seinem letzten Filmauftritt vor seinem Tod 1995 als liebenswerte, übergewichtige Kampfmaschine mit Herz zu bewundern und auch Eloy Casados als stummer Weggefährte und Giancarlo Esposito (Breaking Bad) als vorlauter Winzling müssen sich wegen ihren überzeugenden Performances beileibe nicht verstecken. 

Man(n) kann also durchaus auch behaupten, dass Harley Davidson & the Marlboro Man seinen wirtschaftlichen Untergang etwas unglücklich erlitten hat und die Prügel, welche er von vielen Kritikern einstecken musste, nicht immer gerechtfertigt waren, auch wenn hinreichende Beanstandungen im Bereich der fehlenden Höhepunkte, des 0815-Standard Plots und der schwachen Antagonisten absolut nachvollziehbar sind. Harley Davidson & the Marlboro Man ist eine kleine, feine, kurzweilige Actionkomödie mit wenig Anspruch für zwischendurch und bietet ein funktionierendes Buddy-Paar, ein markantes, witziges Spruchspektakel und annehmbare Actionunterhaltung, welche auch für mehrere Sichtungen nicht ungeeignet ist. Und weil es so schön war, lassen sie mich dieses Review mit zwei Zitaten beenden:"Mein alter Herr pflegte immer zu sagen, bevor er diese lausige Welt verließ: "Renne nie einem Bus oder einer Frau hinterher! Du wirst immer zurück gelassen!" "Lieber tot und cool, als lebendig und uncool!" MovieStar Wertung: 6 von 10 Punkte.


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