Besser tot und cool als lebendig und uncool
Weder Don Johnson noch Mickey Rourke sind für die Kinokassen Garanten für ein hohes Einspielergebnis gewesen. Johnson ist und bleibt auf ewig mit „Miami Vice“ verbunden, während Rourke meiner Ansicht nach außer „Angel Heart“ keinen wirklich hervorragenden Film in seiner Vita vorzuweisen hat. Was liegt also näher, als um einen Film mit diesen beiden Mimen als Hauptdarsteller einen großen Bogen zu machen? Nun, genau das habe ich in der Vergangenheit getan, zumal ich auch den Titel des Films irgendwie ziemlich daneben finde, doppelte Schleichwerbung auf jedem Kinoplakat, nö, und Marlboro habe ich sowieso nie geraucht. Aber manchmal, ja, da wird man altersweise, liest ein bißchen hier und dort, ist erstaunt über die positiven Kritiken zu diesem Film, schnappt dann bei einem Angebot zu...und wird heftig überrascht, denn der Film ist tatsächlich...gut. Schwer zu sagen, warum ihm also nie ein Erfolg zuteil wurde, wahrscheinlich waren viele Kinogänger aus den gleichen Gründen wie ich voreingenommen, ja, da sieht man mal wieder, wie wenig hilfreich Vorurteile sind – aus dem Kino lernen heißt also fürs Leben lernen.
Aber so ein leben wie die zwei Hauptfiguren möchte man doch irgendwie nicht führen, denn Harley und Marlboro sind eher auf der Verliererseite der Menschheit anzusiedeln, obwohl ihnen das Leben von einem Tag auf den anderen großen Spaß macht. Als nun ihr Stammpub in die Hände einer Bank zu fallen droht, rauben sie kurzerhand einen Geldtransporter eben jener Bank aus, dumm nur, daß der Bankdirektor nebenbei noch viel bessere Geschäfte mit einer neuartigen Droge macht und somit großes Interesse hat, die Beute des Raubes, die aus ebendieser Droge statt dem erhofften Geld besteht, wiederzubekommen. Dabei ist er in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich, und es stehen ihm als mächtigem Mann zahlreiche Schergen zur Verfügung. Als diese nun die besten Freunde der zwei Protagonisten beim Versuch, die Drogen zurückzuholen, niedermetzeln, wird die Sache für Harley und Marlboro noch wesentlich persönlicher. Rache heißt nun das Geicht der Tageskarte...
Es ist ein vergnüglicher, kurzweiliger und zügig gedrehter Film, mit dem man es hier zu tun hat, aber die moralische Komponente ist mehr als zweifelhaft. Ein Überfall auf einen Geldtransporter als Mittel der Wahl wird hier glorifiziert, ist schon in Ordnung, Verbrechen größerer Ordnung zu begehen, wenn man damit der bösen, bösen Bank eines auswischen kann. Hier fehlt eine auch nur ansatzweise kritische Auseinandersetzung mit dem Thema der Kriminalität, in dieser Form später auch zu sehen bei „Nur noch 60 Sekunden“. Man sollte das nicht gut finden, denn Filme sind für viele auch mit einem gewissen Vorbildcharakter verhaftet. Zu dumm, wenn der Streifen an sich außerordentlich unterhaltsam ist, lockere Dialoge die beiden Hauptdarsteller als einsame, aber irgendwie glückliche Drifter charakterisieren. Kein reiner Actionfilm, sondern eine Mischung aus „Easy Rider“ und Gangsterfilm, nett gemacht, stimmige Musik, alles paßt gut zusammen. Aber irgendwie stört mich doch die kritiklose Huldigung des Verbrechens...ach, was solls, man amüsiert sich, und wenn es in anderen Rachestreifen um Selbstjustiz geht, dann hält man auch den Mund. Also, Klappe zu, Film ab, Spaß an – 8/10.