Review

In Fankreisen besitzt „Harley Davidson and the Marlboro Man“ Kultstatus, an der Kinokasse soff er aber ab, was angesichts der recht wenigen Schauwerte, die er bietet, gar nicht so unverständlich ist.
Die Hauptfiguren dieses Buddymovies sind im Gegensatz zu den meisten anderen Vertretern dieser Spezies auch kaum verschieden: Sowohl Harley Davidson (Mickey Rourke) als auch Robert (Don Johnson), genannt Marlboro Man, sind Cowboys der Landstraße auf Bikes, leben für den Augenblick und kümmern sich um wenig. Harley ist etwas skrupelloser, Robert kann besser schießen, doch bemerkenswert sind die Unterschiede kaum, sodass sie sich nicht so wie gegensätzliche Buddys aneinander reiben.
Aufraffen können sich die beiden jedoch als ihre Lieblingskneipe in Burbank dichtgemacht werden soll. Mangels anderer Option überfallen sie einen Geldtransporter, doch damit legen sie sich mit einem Gangstersyndikat an…

Was folgt, kennt man aus zig anderen Filmen: Der Konflikt eskaliert, es gibt Tote und nur durch hartes Zurückschlagen ist der Privatkrieg zu gewinnen. Leider schafft „Harley Davidson and the Marlboro Man“ es dabei nie Fahrt aufzunehmen, zumal der fiese Obergangster sich nur eine mickrige Killersquad hält und das Drehbuch immer wieder zu Subplots abschweift, ohne diese wirklich verfolgen zu wollen. Man erfährt etwas über vergangene Ereignisse aus Harleys Leben – ohne dass die Bedeutung hätte. Die Gefühle von Robert für die Polizistin Virginia Slim (Chelsea Field) werden aufgenommen und fallengelassen, noch nicht mal vernünftig aufgelöst wird dieser wichtige Subplot.
Stattdessen konzentriert sich der Film voll und ganz auf seine titelgebenden Heroen, denen auch eine gewisse Coolness nicht abzusprechen ist. Übertrieben und unpassend ist allerdings, dass Harley selbst dann keine Miene verzieht, wenn man enge Freunde von ihm über den Jordan schickt – dafür gibt’s von Marlboro kurz in die Schnauze, aber wirklich sympathisch macht es ihn nicht. Stimmig hingegen ist das Bikerflair, wobei man beim Soundtrack auf entsprechende Pop- und Rocksongs der Zeit zugreift, u.a. von Bon Jovi und Vanessa Williams, die sogar eine Gastrolle hier hat.
Das wäre ja alles noch recht einfach zu verzeihen, wenn „Harley Davidson and the Marlboro Man“ als Ausgleich eine ordentliche Show liefern würde, aber sowohl Geblödel als auch Geballer sind leider nur Standard. Die Hauptfiguren zoffen sich gelegentlich, ein paar nette Oneliner sind dabei, doch so wirkliche Oberbrüller sind dabei, denn vieles davon ist Standard (z.B. wenn Robert Harley ankeift, weil der sie wieder in die Scheiße geritten hat, oder man sich streitet, ob man nun vom Hoteldach hüpfen soll).

Im Bereich Action wird die Logik hier extrem überspannt, z.B. wenn die Helden aus dem 20ten Stock in einen Pool springen, der nur geringfügig tiefer als das Nichtschwimmerbecken ist. Jedoch sind die Actionszenen alle etwas kurz, gerade der Personalmangel im Fieslingslager stößt da etwas übel auf. Es wird ganz nett geballert, im Biker-Ambiente darf natürlich auch die eine oder andere zünftige Kneipenschlägerei nicht fehlen und gelegentlich fliegt auch mal was in die Luft, doch nicht kurz, sondern auch etwas spärlich gesät ist die Action.
Schauspielerische Höchstleistungen vollbringen Mickey Rourke und Don Johnson hier nicht, sind aber gut aufgelegt und holen noch was aus ihren Rollen heraus. Oberfiesling Tom Sizemore hat leider kaum Screentime und Daniel Baldwin als Chef des Killerkommandos wechselt kein einziges Mal den Gesichtsausdruck. Chelsea Field spielt dafür überzeugend und in sehr kleinen Nebenrollen sind Tia Carrere („True Lies“, „Showdown in Little Tokyo“) und Kelly Hu („The Scorpion King“, „X-Men 2“) zu sehen.

Stil hat die Angelegenheit insgesamt schon und ist auch ordentlich inszeniert, doch weder in den Bereichen Plot oder Comedy noch auf dem Actionsektor hat „Harley Davidson and the Marlboro Man“ wirklich viel zu bieten, das ihn wirklich herausragend machen würde.

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