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„I'd never felt so strange / Standin' in the Jersey rain / Thinkin' about what an old man said / Maybe I should call me an ambulance…“ – The Gaslight Anthem

US-Low-Budget-Genre-Regisseur Larry Cohen, bekannt geworden durch die „Wiege des…“-Trilogie sowie Filme wie „Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen“ oder „American Monster“, versuchte sich im Jahre 1990 nach der Fantasy-Komödie „Tanz der Hexen“ am Action-Thriller „Ambulance“, der verdächtig an Rainer Erlers „Fleisch“ und ähnlich geartete Werke erinnert.

„Doktor, warum bin ich angeschnallt?“

Der New Yorker Comic-Zeichner Josh (Eric Roberts, „The Dark Knight“) ist eher schüchterner Natur und traut sich nicht, seinen Schwarm Cheryl (Janine Turner, „Der Affe im Menschen“) einmal anzusprechen, der er täglich in der Mittagspause begegnet. Als er eines Tages dennoch allen Mut zusammennimmt und sie tatsächlich positiv darauf reagiert, bricht sie aufgrund ihrer Diabetes plötzlich auf der Straße mit einem Schwindelanfall zusammen. Schnell eilt ein Rettungswagen herbei und nimmt Cheryl mit. Als Josh sie später im örtlichen Krankenhaus zu besuchen gedenkt, erfährt er, dass sie dort anscheinend nie eingeliefert wurde. Ähnlich ergeht es ihm in anderen Notaufnahmen, woraufhin er selbst beginnt, ihr wie besessen hinterherzuforschen. Dabei lernt er Cherlys Mitbewohnerin kennen, die ebenfalls in Sorge ist, jedoch schließlich vom selben altertümlichen Rettungswagen entführt wird. Hinter diesen Entführungen steckt ein Arzt (Eric Braeden, „Titanic“), der menschliche Versuchskaninchen für seine Diabetes-Forschung sammelt. Lieutenant Spencer (James Earl Jones, „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“) von der Polizei ist ständig gereizt und schenkt Joshs Ausführungen wenig Glauben, doch Polizistin Sandra (Megan Gallagher, „China Beach“) ist eine Freundin Cheryls und schaltet sich in die Ermittlungen ein. Später gesellt sich auch Reporter Elias (Red Buttons, „Elliott - Das Schmunzelmonster“) dazu – wird es ihnen gelingen, Cheryl und die anderen aus den Fängen des Doktors zu befreien?

„Das ist kein richtiges Krankenhaus!“

Josh ist nicht nur Comic-Zeichner und überzeugter Vokuhila-Träger, sondern offenbar auch schwer verliebt und ein hartnäckiger Privatermittler. Dies müssen auch die fiesen Entführer zugeben, weshalb sie ihn kurzerhand vergiften, woraufhin er ins Krankenhaus kommt. Als die vermeintlichen Pfleger ihn dort abholen wollen, haben sie jedoch die Rechnung ohne Joshs Zimmernachbarn gemacht: Mit welch einfachen Mitteln Reporter Elias die Entführer davon abhält, Josh wegzubringen, ist legendär – und symptomatisch für diesen Film. „Ambulance“ ist nicht nur durchsetzt mit komödiantischen Dialogen, die bereits eine dem Sujet angemessen düstere Stimmung erfolgreich torpedieren, sondern leidet auch unter einer unglaubwürdigen Handlung, die so dermaßen herbeikonstruiert ist und von eigenartigen Zufällen lebt, dass sie nie wirklich ernstzunehmen ist. Da wird ein Polizist von der Ambulanz getötet, ohne dass es den Lieutenant näher interessieren würde, wird Josh von Asis auf dem Schrottplatz verprügelt, die sich wiederum auch mit der Ambulanz prügeln, dabei aber den Kürzeren ziehen und findet Sandra den Rettungswagen schließlich in einer Disco (!), wo sie wenig professionell eine Massenpanik verursacht und man sich Schießereien und Kfz-Stunts liefert: Als Grund stellt sich heraus, dass das Geheimkrankenhaus sich direkt über der Disco befindet…

„Seit wann fragt man die Hühner nach dem Fuchs?“

Damit fährt die Ambulanz beständig irgendwie neben der Spur und das Drehbuch nicht sonderlich gut, denn mit Tom-Selleck-Lookalike Eric Braeden hat man eigentlich einen passablen Mad-Scientist-Charakter am Steuer und der Rettungswagen wird hin und wieder auch gekonnt gruselig in Szene gesetzt. In diesen Momenten wirkt es, als habe Cohen eigentlich eine Mischung aus Mad-Scientist-Horror und Action-Thriller intendiert, doch „Ambulance“ ist keines von beiden so richtig. Stattdessen mühen sich überzeichnete Charaktere durch alberne Dialoge und die beschriebene Gaga-Handlung, bis der Arzt kommt. Dieser wurde auch viel zu früh mitsamt seines Motivs dem Publikum vorgestellt und fährt letztendlich seinen Rettungswagen zum finalen Showdown, nachdem Cheryl Josh eröffnet hat, bereits vergeben zu sein, woraufhin sich der Comic-Zeichner „Was soll’s?!“ denkt und mir nichts, dir nichts mit Sandra anbändelt. Das ist alles reichlich beknackt und ergibt einen reißerisch beworbenen, jedoch arg oberflächlichen Low-Budget-Thriller, der kaum eines seiner Versprechen einlöst – angesichts seiner an die verbreiteten Ängste vor dem böswillig handelnden Ärzten in Notsituationen Ausgeliefertsein appellierenden Prämisse eine Enttäuschung. Aus ihr wurde nicht mehr als laue Popcorn-Unterhaltung gemacht, die auch ein Gastauftritt des realen Comic-Zeichners Stan Lee nicht vorm (zu) glatten Durchschnitt rettet.

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