Mit den 90ern legte B-Spezi Larry Cohen eine Schaffenspause als Regisseur ein. „Ambulance“ gehört zu seinen letzten Regiearbeiten.
Held der Geschichte ist der junge Comiczeichner Josh Baker (Eric Roberts), der gern ein Frauenheld wäre. Allerdings sind seine zahllosen Anmachversuche selten von Erfolg gekrönt, doch bei seiner Traumfrau Cheryl (Janine Turner) findet er mit Hartnäckigkeit ein klein wenig Resonanz, erfährt gar ihren Namen. Doch dann bricht sie auf offener Straße zusammen und wird von einem Krankenwagen abgeholt, taucht nur in keinem Hospital auf. Damit geht es auch direkt ins Geschehen, denn Larry Cohen hält sich nicht mit Kleinigkeiten auf.
Von da an macht sich Josh auf eigene Faust auf die Suche, zeichnet Phantombilder und kann von der Polizei standesgemäß keine Hilfe erwarten. Als ihn Cheryls Mitbewohnerin anspricht, hat er Hilfe, jedoch nur für kurze Zeit, denn auch sie wird vom Krankenwagen geholt. Jedoch führt dies Josh auch zu einer Spur: Beide Opfer hatten Diabetes.
Jedoch wissen die Entführer auch, dass Josh ihnen auf der Spur ist. Also vergiften sie ihn und bringen ins Krankenhaus. Bald stehen ihre angeblichen Pfleger vor der Tür und wollen Josh abholen, doch der erhält Hilfe von seinem Zimmernachbarn Elias Zacharai (Red Buttons), einem alten Zeitungsreporter...
Larry Cohens Werk ist ein flotter B-Thriller, der trotz sichtbar schmalem Budget gut unterhält. Durch die Geldknappheit muss man sich zwar mal wieder mit karg ausgestatteten Innenräumen und Hinterhöfen als Schauplätzen zufrieden geben, doch das trübt den Spaß nur etwas. Zwar verrät „Ambulance“ sehr früh, zu welchem Zweck die Leute entführt werden, aber derartige Organhandelplots sind ja nicht ganz unbeliebt (siehe „Mit stählerner Faust“). Auch die Anzahl der Fieslinge ist enttäuschend klein, aber „Ambulance“ ist ja eher Thriller als Actionfilm.
Ohne Actioneinlagen kommt „Ambulance“ aber nicht aus, wobei sich hier Stuntspezi Spiro Razatos austoben darf. Vor allem die Verfolgungsjagden mit dem Krankenwagen sind nett geraten und zum Schluss auch einen schicken Stunt zum Abschluss. Dazu noch ein paar kleine Auseinandersetzungen, wenn fiese Krankenpfleger oder randalierendes Jungvolk eingreift, aber das ist nicht allzu spektakulär. Die Actioneinlagen sind ordentlich verteilt, aber nicht sehr häufig, aber trotz des eher gemächlichen Erzähltempos kann man bei „Ambulance“ kaum Durchhänger verzeichnen.
Was „Ambulance“ aber einen besonderen, interessanten Touch verleiht, das ist der etwas schräge Stil des Treibens. Lieutenant (James Earl Jones) kaut durchweg Kaugummi, wittert hinter jedem jüngeren Menschen einen Rowdy und ist etwas von Paranoia geplagt, der Krankenwagen wird etwas anders versteckt als man abnehmen möchte und Altreporter Elias schmeißt mit Sprüchen um sich, die sowohl Fieslinge als auch normales Krankenhauspersonal in den Wahnsinn treiben. Derartige Schrägheiten peppen die Handlung auf und verleihen „Ambulance“ so einen Stil, der ihn etwas über vergleichbare Genreprodukte hinaushebt.
Eric Roberts, damals noch in etwas jüngeren Jahren, macht als Held eine gute Figur, vor allem da er eine Alltagsfigur bleibt und nie zu mächtig wirkt. Stattdessen braucht er Hilfe und macht auch Fehler, wenn er z.B. nicht erkennt, dass sich bereits eine junge Polizistin in ihn verknallt hat, während er seiner Traumfrau nachjagt. James Earl Jones ist OK, aber unterfordert, während Red Buttons als knatschiger Reporter eine Glanzvorstellung abliefert. Eric Braeden als Schurke hat nur wenige Szenen, überzeugt aber, ebenso wie Megan Gallagher als besagte Polizistin. Ein Gastauftritt hat Stan Lee – natürlich als Joshs Chef.
So bleibt ein guter B-Thriller, der vor allem mit seiner etwas schrägen Art überzeugt und seinen gemächlich erzählten Plot mit kleinen Actioneinlagen aufpeppt. Aufgrund der etwas simplen Handlung und kleinerer Budgetschwächen nicht der ganz große Wurf, aber definitiv gelungen.