Die Geschichte ist altbekannt - obwohl "Sette dollari sul rosso" (wörtlich "Sieben Dollar auf Rot") 1966 noch kurz vor Corbuccis "Django" in die italienischen Kinos kam, erging es dem Film in Deutschland wie vielen anderen Italo-Western dieser Zeit. Der von Anthony Steffen gespielte Protagonist Johnny Ashley wurde in "Django" umbenannt, um den Film 1969 unter dem Titel "Django - die Geier stehen Schlange" in die Kinos bringen zu können, zusätzlich mit dem Werbesatz "Der neueste Django - einer der härtesten, die es bisher gab" versehen. Es ließe sich leicht über diese falsche Behauptung und die Namensänderung hinwegsehen, wäre dieser Umgang nicht signifikant für den niedrigen Stellenwert der Filme im Auge der damaligen Vertriebsgesellschaft. Ende der 60er Jahre war der Zenit des Italo-Western-Genres schon überschritten, weshalb die Filme möglichst reißerisch vermarktet wurden, wozu auch eine Synchronisation beitrug, die vor allem auf flotte Sprüche setzte, was den dramatischen Charakter von "Sette dollari sul rosso" abschwächte und damit die Intention des Films verfälschte.
Johnny Ashley (Anthony Steffen) ist eine tragische Figur, der bei seiner Heimkehr nicht nur seine erschossene Frau auffindet, sondern feststellen muss, dass sein zweijähriger Sohn Jerry verschwunden ist. Anthony Steffen, der erstmals in "Perché uccidi ancora" (Jetzt sprechen die Pistolen, 1965) die Hauptrolle in einem Western übernommen hatte und zu einem führenden Vertreter des Genres werden sollte, spielte diesen Mann, den die Verzweiflung antreibt, ernsthaft und mit sparsamer Mimik, ohne den Gestus eines von sich überzeugten Pistolero. Im Gegenteil ist es auffällig, wie deutlich der Film betont, dass "Selbstjustiz" kriminell ist. Ashley wird vom Sheriff gefragt, ob er die Position eines Hilfssheriffs übernehmen will, damit er im Namen des Gesetzes handeln könnte. Lange Zeit lehnt er diese Bitte ab, um allein Rache zu nehmen, hält sich aber an die Regeln und tötet ausschließlich in Notwehr.
Für den Part des Gegenspielers wählte Alberto Cardone, dessen wenige Regiearbeiten sich hauptsächlich auf das Western-Genre beschränkten, Fernando Sancho, der den mexikanischen Bandenboss "El Cachal" wie gewohnt mit brachialer Lust am Verbrechen spielt und ohne zu zögern Frauen und Unbewaffnete erschießt. Auch Ashleys Frau hatte er getötet, bevor er den kleinen Jerry mitnahm, um ihn von seiner Frau als seinen eigenen Sohn aufziehen zu lassen. Erwachsen geworden tritt Jerry (Roberto Miali) ganz in die Fußstapfen seines vermeintlichen Vaters und übertrifft ihn sogar noch an hinterhältiger Rücksichtslosigkeit. Der große charakterliche Unterschied zwischen "El Cachal" und Jerry sowie dem einsamen Rächer Ashley ist von wesentlicher Bedeutung für die dramatische Entwicklung des Films, weshalb der penetrante Versuch der deutschen Synchronisation, aus dem Scout und Familienvater einen knallhart vorgehenden, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen führenden "Django" zu machen, nicht die innere Tragik zulässt. Als Emily (Loredana Nusciak) gegenüber Ashley nichts als Angst, Einsamkeit und Bitterkeit für ihre Zukunft sieht, geht die Synchro einfach lässig darüber hinweg, um den Unterhaltungswert nicht zu stören.
Allerdings erleichterte „Sette dollari sul rosso“ diese Vorgehensweise, weil sich der Film nach dem dramatischen Beginn ein wenig in den Weiten der Italo-Western-Welt verliert. Der Grund lag in der storytechnischen Aufgabe, etwa 20 Jahre überbrücken zu müssen, damit aus dem Kleinkind Jerry ein erwachsener Fiesling werden konnte – ein epischer Zeitraum aus dem Blickwinkel von Banditen und Revolverhelden im Western. Um zu erklären, warum Ashley so viel Zeit benötigt bis er endlich den Mörder seiner Frau findet, wird „El Cachal“ ein gewinnträchtiger Überfall angedichtet, woraufhin sich dessen Bande auflöst. Ashley hilft es deshalb wenig, ein früheres Mitglied zu erwischen und zum Reden zu bringen, denn der Unterschlupf der Bande ist längst verlassen und „El Cachal“ macht nicht mehr von sich Reden. Die Szenen im Mittelteil bieten zwar gelungene Western-Action, wirken aber beliebig aneinander gereiht und ohne stringent auf den Showdown am Ende hinzuführen. Im Gegenteil stellt sich die Frage, wieso „El Cachal“ nach einer so langen Zeit einer „bürgerlichen Existenz“ plötzlich wieder zum Banditen wird, der diesmal zusammen mit seinem Sohn die Bank einer Stadt überfallen will ? – Dazu zufällig in dem Ort, indem sich auch Ashley gerade eingefunden hat, nur leicht angegraut von seiner jahrzehntelangen Suche.
Dem Drehbuch gelingt es nicht, die sehr gute und im Italo-Western außergewöhnliche Idee, einen Vater auf seinen als Kleinkind geraubten und zum Verbrecher gewordenen Sohn treffen zu lassen, über die gesamte Laufzeit schlüssig umzusetzen, da die Überleitung zwischen Ausgangssituation und dem dramatischen Ende nicht funktioniert. Trotzdem ist das letzte Drittel des Films spannend und nachvollziehbar inszeniert – zumindest in der Originalfassung – und erzeugt im Zusammenspiel der drei männlichen Protagonisten mit den beiden Schwestern Emily und Sybil (Elisa Montès) eine dramatische Zuspitzung, begleitet von einem stimmigen melancholischen Score, deren Ausgang nicht vorhersehbar ist (6/10).