Review

Während die deutschen Ensemblekomödien (wie etwa "Männerherzen") eigentlich an lockerer Belanglosigkeit kranken (oder aufblühen, je nach Sichtweise), kann man gleich auch noch einen Blick über den großen Teich werfen, wo sich ebenfalls Männlein und Weiblein zu einer Paartherapiekomödie einfinden und zwar im Rahmen eines luxuriösen Urlaubsresorts.
Zwar hat man die Chose eigentlich nur wegen eines kriselnden Pärchens mitgemacht, aber letzendlich überwiegt natürlich der Südseereiz, doch dann sitzen gleich acht Leutchen wie Pik 7 vor ihren Therapeuten und müssen lustige Übungen und Gespräche mitmachen.

Ein Schelm, wer da nicht darauf kommt, daß man aus den jeweiligen Lebensgestaltungen dann nicht ein paar Probleme filtert, die vorher scheinbar gar nicht da waren, die sich dann zum Finale, welch großer Schock, als gar nicht so besonders tiefgründig oder schlimm erweisen.
Was ist nun eigentlich schlimmer, das Banale abzufeiern und sich darin zu sonnen oder das Banale zum Besonderen aufzublasen und dann gleich darauf die Luft wieder rauszulassen. Ernüchternder fällt auf jeden Fall Letzteres aus; ein Problem, das "Couples Retreat" bis zum glücklichen Ende mit sich herum trägt.

Es gibt sicher konstruktive Schreiberlinge, die aus den hier präsentierten Konstellationen etwas Brauchbares machen können: der Kontrollfreak und seine scheinbar unfruchtbare Frau, die ihre Freude an der Liebe wiedergewinnen wollen; das mit Kindern gesegnete Paar, das ein wenig das Besondere ihrer Beziehung aus den Augen verloren hat; die beinahe schon Getrennten, die wütend aufeinander sind und der angegraute Geschiedene mit der zwanzigjährigen Freundin, die ihn bald schon überfordert.
Leider sind diese Grundkonstellationen aber schon alles, was das Skript zu bieten hat, an dem die Darsteller Jon Favreau und Vince Vaughn so lange rumprobiert haben, bis sie es selbst produzieren durften, umsetzen, mitspielen und zu Tode reiten. Ist der Status erst mal bekannt, passiert nicht mehr viel, bis auf ein paar kurzweilige Konfliktchen, die sich da noch zur Verdeutlichung rauspressen dürfen.

Der Kontrollfreak muß seine Holde erst mal ganz verlieren; das Familienpärchen muß sich mal entspannen; der ehebrüchige Galan sieht den eigenen Umkehrschluß bei seiner Frau doch nicht so gerne und siehe da, zum Showdown steht vor dem Singlekrisler doch glatt die geschiedene Ehefrau und zerfließt vor Zermürbung ob der gleichen Situation.

Natürlich: es ist eine Komödie und es muß nicht alles glaubwürdig sein, aber so brav, nett und liebensgewüzig, wie hier dann doch alles auf ein absehbares HappyEnd zuplätschert, genügt einfach nicht für einen abendfüllenden Film.
Vor allem darf man oder sollte man nicht eine halbe Stunde warten müssen, die hier für die nötigen Einführungen breitgetreten wird, zusätzlich zu den Szenen, in der die Unwilligen noch überredet werden sollen, wobei natürlich ein Kindelein einen Elternurlaubmonolog aufsagen muß, der so auswendig gelernt wirkt und nach Autor stinkt, daß man dann doch Schluckauf bekommt.

In der sonnigen Inselphantasie dann gestrandet, passiert nur noch das Übliche: Jean Reno muß in einer unpassenden Badehose irgendeinen Schlonz absondern, ein muskulöser Masseur verteilt sexuelle Beugeübungen und dank der Therapiegespräche kloppt bald jeder auf den anderen ein, bis die Message endlich ankommt: geht doch mal getrennt auf ne Party, dann habt ihr auch wieder Spaß zusammen, wenn um euch rum nur alksüchtige, sexbesessene Twens rumwimmeln. Denn für den Jugendjokus seid ihr doch alle viel zu reif.

Es ist einfach zu platt, was Peter Billingsley (der in einem anderen Komödienuniversum vor einem Vierteljahrhundert sich noch als Darsteller von seiner Filmmutti ständig anhören mußte, er würde sich mit seinem Red-Rider-Luftgewehr gewiß ein Auge ausschießen...) nach dem faden, netten, Kleiner-Bruder-von-Scheiße-Skript der Herren Darsteller da runterkurbeln muß: nett anzusehen, mit recht bekannten Darstellern und viel Engagement, aber wenig Substanz und wirklich guten Jokes. Es darf zwar manchmal geschmunzelt werden, aber dann kommen sie am Ende mit Lackfarbe und Pferdehaarpinsel und löten alles mit der guten alten "Alles-wird-gut"-Message aus dem USA-Bilderbuch zu, das für nicht proseccogetränkten Geist aber irgendwie verlogen rüberkommt. Weil es verlogen ist.

Dazu kommt dann noch die verlogenste Schleichwerbung (was heißt hier "Schleich", sie brennen es mit dem Flammenwerfer ein) des Jahres für "Guitar Hero", die bestimmt auf diese Weise den halben Film finanziert haben, aber da sieht man sowieso nur noch Lagune und Palmen, weil das etwas ist, an dem man sich festhalten kann, spätestens bis zum nächsten Besuch im Reisebüro.
Klar, Vince Vaughn kann momentan machen, was er möchte und anders als Will Ferrell, dessen kreativ dargestellte Infantilität auf der Basis eines menschlichen Krümelmonsters sich leider zu einer dauerhaften kreativen gewandelt hat, entblößt er sich nicht total mit diesem Flop, aber komisches Potential bringt er hiermit nicht unter die Leute. Aber für einen soliden Cash-In genügen dann doch diese erzählerischen Luftlöcher, weil man sich den Figuren immer noch überlegen fühlen kann.
Das macht es aber nicht besser - und die eigene Beziehung wohl auch nicht. (3/10)

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