Review

Ganz ohne eigene Akzente zu setzen, vermeidet „Es geht um deinen Kopf, Amigo“ jede Art von Innovation und Abwechslung, um sich zu den unzähligen Italowestern zu gesellen, die lediglich abschöpfen wollten, was abzuschöpfen war, solange das Genre noch blühte.
Regisseur Mario Caiano („Der letzte Zug nach Durango”, „Der Mann mit der Kugelpeitsche“) bleibt sich also auch hier selbst treu und kredenzt einen überaus belanglosen Genrebeitrag, der darüber hinaus hierzulande noch mit einer sehr distanzierten, monotonen Synchronisation abgestraft wurde. Angesichts des öden Resultats kann man den Sprechern da gar nicht mal wirklich böse sein. Auch Komponist Francesco De Masi („Django und Sabata - Wie blutige Geier“, „Ein Haufen verwegener Hunde“) scheint einen seiner wenigen schlechten Tage erwischt zu haben.

Caianos Regular Antonio De Teffè („Spiel dein Spiel und töte, Joe“, „Ein Fressen für Ringo“), der immerhin vier Italowestern mit ihm drehte, gibt sich mal wieder für einen Ringo-Verschnitt her, obwohl er davor und danach zeigte, dass er mehr auf dem Kasten hat, wenn man ihn nur lässt.
Zusammen mit seinem Kumpel Tim (Eduardo Fajardo, „Knie nieder und friß Staub“) streunt er völlig verlumpt und abgebrannt in der Wüste herum bis dort ein hilfsbedürftiger Mexikaner ihre Wege kreuzt. Ringo rettet ihm das Leben und wird dafür halbenttäuscht lediglich mit ein paar Münzen abgespeist. Er ahnt jedoch, dass da mehr zu holen ist und so steht er zusammen mit Fidel dem Mexikaner wenig später in einer Kneipe noch einmal bei. Als sie ihn hinterher gesund pflegen, entdecken sie auf seinem Rücken eine tätowierte Karte, die zu einem Schatz führt. Da auch der windige Falschspieler Trikie Ferguson (Frank Wolff, „Leichen pflastern seinen Weg“, „Spiel mir das Lied vom Tod“) Wind von der Sache bekommt, müssen sie zwangsläufig zu Viert losreiten, zumal die Karte zweigeteilt wurde und man aufeinander angewiesen ist.

Was folgt, ist die übliche Nummer. Leider wenig variantenreich werden die nicht enden wollenenden Versuche durchexerziert, seine Teilhaber übers Ohren zu hauen, dem nächsten seinen Teil der Karte abzujagen und Zwietracht zwischen Freunden zu sähen. Sonderlich ergiebig sind die Resultate lange Zeit nicht und den Zuschauer ödet das Getue längst an, weil das Genre diese Idee schon zu genüge verbraten hat und Caiano auch partout gar nichts Neues hinzufügen möchte.

Ganz im Gegenteil, denn er verliert den Fokus der Geschichte aus den Augen, schwankt für ein kurzes Kapitel gen „Die glorreichen Sieben“, lässt die mildtätigen Gauner kurz in einem zu guten Licht stehen und drückt dem Quartett dann auch noch eine Frauenfigur auf, in die sich Ringo prompt verliebt. Das Wiesel Trikie sieht darin seine Chance, um Fidel gegen ihn aufzubringen, setzt sich aber selbst in die Nesseln - ohnehin seine Spezialität. Wenn er jemanden ein Bein stellen will, landet er meist ebenfalls unsanft. Hinterlistige, um den eigenen Vorteil bedachte Gauner sind sie jedoch alle Vier.

Viel Nährwert besitzt der weitere Verlauf damit nicht. Es mangelt an Spannung, gut inszenierten Shootouts und vor allem Abwechslung weil die Schatzsucher bis zum nächstbesten Problem oder heimtückischen Hinterhalt nur so vor sich hin reiten. Die halbgare Inszenierung, der jede Spritzigkeit fehlt, lässt es auch nicht anders zu. Der bisweilen lockere Ton, der aber auch nicht wirklich witzig ist, und nicht zündende Saloonprügeleien sind nur ein ungenügender Ersatz. Allerdings geben sich selbst die etablierten Recken Antonio De Teffè und Frank Wolff keine großartige Mühen ihren Figuren ihren Stempel aufzudrücken. Beide können eigentlich besser schauspielern.

Mir persönlich gerät „Es geht um deinen Kopf, Amigo“ darüber hinaus auch deutlich zu geschwätzig. Es ist fast immer ein schlechtes Zeichen, wenn ein Italowestern zu viel erzählt und erklären muss. Dieser Film hat so eine Dialoglastigkeit gar nicht einmal nötig, biedert sich dank seiner Gesprächigkeit an die U.S. Western an, von denen das Genre sich bekanntlich distanzieren wollte.
Selbst das unspektakuläre Finale, zwei Zweikämpfe auf Leben und Tod zwischen vor Habgier irrsinnigen Recken, kann am Ende nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Es geht um deinen Kopf, Amigo“ nie dafür bestimmt war mehr als gediegene Massenware zu werden. Ringos neue Wesenszüge zum Schluss wirken dafür trotz des tragischen Moments vorweg auch viel zu aufgesetzt.


Fazit:
In Euphorie wird kein Genrefan für den mäßigen Italowestern ausbrechen, den Mario Caiano hier viel zu leidenschaftslos auftischt. Es mangelt an allen Ecken und Enden an frischen Ideen und einer Regie mit Wiedererkennungswert. Die innovationslose und auch leider sehr träge erzählte Geschichte vermag keinerlei Akzente zu setzen, ist zudem viel zu absehbar und auch die Schauspieler wirken phasenweise halb gelangweilt, wenn sie in ihren Stereotypen versinken, von denen das Genre zu viele hervorgebracht hat. Allenfalls ein Film für Komplettisten, denn zu viele Längen verschleppen das Tempo dieses ohnehin nicht sehr flotten Unterfangens.

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