Der Weltuntergang ist wieder da. Als seien alle bisherigen Filme von Regisseur Roland Emmerich nur kleine Appetizer für die ganz große Katastrophengaudi. Diesmal darf es von allem etwas sein, was unter die Überschrift Naturkatastrophen zu subsumieren ist. Vulkanausbrüche, Tornados, Hurrikans, Erdbeben, Flutwellen etc. Auf breiter Leinwand dürfen sie in geballter Einheit auf unbedeutende Menschenmassen niedergehen, oder ihnen den Boden unter den Füßen zerbröseln. Erst wenn der Bodycount die Millionenmarke erreicht, ist Emmerich in seinem Element. Die Menschen abseits der Hauptfiguren nur statistische Abstraktion fern authentischer Schicksale. Kein Wunder, ließe sich doch kaum mit emphatischer Annäherung an ein solches Massensterben ein solches Spektakel für die ganze Familie verkaufen. Zu nah an die Katastrophe rückt die Kamera niemals, legte es doch das unerträglich zynische Gesicht des Filmes offen. Es bleiben Massen ohne Gesichter und selbst die vermeintlichen Hauptfiguren (wir wissen längst, dass die eigentliche Attraktion das Effektgetöse ist), nichts als seelenlose Apparate, die mit Phrasen gefüttert, das dürftige Repertoire hollywoodscher Ideenlosigkeit repräsentieren.
Moment, man wird sich doch noch an einem zünftigen Weltuntergang erfreuen dürfen, ohne gewissengeplagt kollaterale Schäden zu betrauern. Doch selbst der Hirn-aus-Film-rein-Fraktion wird hier kein Gefallen gemacht, denn selbst die einfachsten Regeln des Popcornfilms misslingen Emmerich. Seine zur klischeestarre synthetisierten Protagonisten lassen niemals auch nur den Hauch von Teilnahme beim Betrachter aufkommen. John Cusack übernimmt die Hauptrolle als glückloser Schriftsteller und sorgsamer Vater Jackson Curtis, der es unermüdlich schafft gigantomanischen Zerstörungen zu entkommen. Neben seiner Rolle als Retter und Helfer, ist seine eigentliche Aufgabe, seine Kinder aus der Patchworkfamilie seiner Exfrau (Amanda Peet) zu befreien. So lässt der Film keine Situation aus, um den Stiefpapa in spe (Thomas McCarthy) schlecht und Cusack als strahlenden Helden darzustellen. Das funktioniert so gut, dass selbst die Ex ihren Fehler einsieht und zurück an seine Seite will und den Anderen (vom Film gänzlich als uncharmant und feige dargestellt) bald keines Blickes mehr würdigt.
Nach dem x-ten Idiotenmachwerk von Emmerich stellt sich die Frage, wie dieser Regisseur so viel Herzblut, Zeit und Budget in seine immer gleichen Überwältigungsszenarien stecken kann, aber bei der Entwicklung von Charakteren, das überforderte Einfühlungsvermögen eines soziopathischen Kleinkindes aufweist. Seine Interessen zeigen sich ausschließlich im Kaputtmachen von Städten und Landstrichen, seine anschließend geheuchelte Betroffenheit, setzt dem ganzen Treiben noch die Krone der Verlogenheit auf. Emmerichs unentwegte Warnungen vor dem Klimawandel, die er in Interviews ausführlich wiedergibt, werden durch seine Filme geradezu konterkariert. Wenn ein didaktisch eifernder Regisseur wie er, kaum mehr Interesse für Menschen übrighat, als sie effekt- und lustvoll von Riesenwellen verschlucken oder Hochhäusern zertrümmern zu lassen und auch sonst nie über stereotype Zeichnungen hinauskommt, beginnt man dieses Menschenbild etwas genauer zu betrachten. Seine altklugen Ökobotschaften und seine muffig bigotten Familienideologien bei gleichzeitigem Desinteresse jeglicher seiner Figuren, lassen dann angesichts dieser beängstigend freudvoll inszenierten Zerstörung an der Erde und seinen Bewohnern, nur den Schluss zu, dass Emmerich ein erschreckend konsequenter Misanthrop ist, der paradoxerweise eine Weltverbesserung durch Weltzerstörung zu begrüßen scheint.